DTM Trophy-Serienmanager Martin Tomczyk blickt im Interview auf die anstehende Saison voraus. Zudem schaut er auf einige Kritikpunkte der Vorsaison zurück und wie diese behoben wurden und spricht darüber, wie der Aufstieg aus der DTM Trophy in die DTM vereinfacht werden kann. Zudem spricht er über das, im Vergleich zu anderen Rennserien im GT4-Umfeld, eher quantitativ schwache Starterfeld.
20 Fahrzeuge sind für die komplette Saison in der DTM Trophy genannt, wie zufrieden bist du mit dem Nennergebnis?
Gut ist nie gut genug. Aber wir haben in der DTM Trophy mit 6 Marken eine mega Markenvielfalt, dazu die Nationenvielfalt. Wir haben eine hohe Qualität an Teams und Fahrern. Wenn man sich die Rundenzeiten des Tests am Hockenheimring anschaut, dann sieht man wie eng das Fahrerfeld dieses Jahr zusammen liegt. Mir persönlich ist die Qualität dann wichtiger als die Quantität. Mein Ziel war 20 Autos, da stehen wir jetzt. Aber ja, drei bis vier Autos mehr wäre schön gewesen.
Hier könnt ihr das komplette Starterfeld der DTM Trophy anschauen.
Was erwartest du von der anstehenden Saison in der DTM Trophy?
Wie gesagt, dass Fahrerfeld liegt enorm eng zusammen und die ersten Rundenzeiten waren beachtlich. Ich erwarte eine harte und sportlich herausfordernde Saison für alle Teilnehmer.
Wenn du jetzt auf die Starterliste schaust – wer ist für dich der Favorit auf den Gewinn des DTM Trophy-Titels?
Das ist extrem schwer zu sagen. Ähnlich wie übrigens auch in der DTM, da ist die Zahl der möglichen Meister zurzeit auch noch zweistellig. Wir haben in der DTM Trophy viele Fahrer, die in so vielen verschiedenen Serien ihre Erfolge eingefahren haben. Mich jetzt festzulegen, wäre eine reine Mutmaßung ins Blaue hinein. Ich lasse mich da gerne überraschen.
Die DTM Trophy soll ja als Sprungbrett für Nachwuchsfahrer in Richtung DTM fungieren, was bislang aber noch überhaupt nicht funktioniert. Tim Heinemann als Debütmeister geht in seine dritte Saison in der Rennserie, Ben Green als 2021er Meister startet nun im ADAC GT Masters. Wie könnt ihr zukünftig die Durchlässigkeit in die DTM erhöhen, habt ihr hierfür schon Ideen? Reicht es zukünftig nicht mehr aus, nur einen DTM-Testtag für den Meister anzubieten?
Das ist ein Thema was uns beschäftigt und wo wir mit Hochdruck dran arbeiten. Ganz klar, wir wollen die Besten der DTM Trophy zukünftig in der DTM sehen. Ich habe es aber schon oft gesagt, das ist vor allem eine Frage der Finanzierung. Wir haben in der DTM und der DTM Trophy einen hohen Qualitätsanspruch und wir bleiben definitiv bei dem Format ein Auto, ein Fahrer. Wir haben ein Esports-Förderprogramm und wir haben dieses Jahr vier Fahrer des BMW M2 Cup in der Trophy. Das sind auch alles Programme, die durch harte Arbeit und die entsprechenden Partner im Laufe der Zeit zustande gekommen sind. Ich bin zuversichtlich, dass der Schritt von der DTM Trophy in die DTM in naher Zukunft auch denkbar ist. Und ich glaube auch, dass wir Ben Green oder Tim Heinemann beispielsweise langfristig auf unserer Plattform sehen können. Beide besitzen ein enormes Talent.
2021 in Monza sind 22 Autos in die Saison gestartet, doch im Saisonverlauf hat sich das Starterfeld massiv reduziert, so dass im ersten Lauf in Hockenheim nur 13 Autos an den Start gingen. Warum denkst du, dass dieser Schwund in der diesjährigen Saison nicht wieder auftreten wird?
Die DTM Trophy hat letztes Jahr Autos verloren, was immer schade ist zu sehen. Unser Anspruch ist es, dass wir dieses Jahr konstant 20 Autos – oder mehr – sehen. Wir arbeiten hart, um die Stärke der Plattform vollumfänglich für die DTM Trophy zu nutzen und den Teams und Fahrern die mediale Aufmerksamkeit zu bieten. Die Teams sind engagiert und die Zusammenarbeit funktioniert aktuell sehr gut.
Ein weiteres Problem in der öffentlichen Wahrnehmung der DTM Trophy ist, dass das Starterfeld sich jährlich extrem stark verändert. Mit PROsport Racing, Racing One, Hofor Racing by Bonk Motorsport, Ceccato Motors, Team Driverse, True Racing, Schnitzelalm Racing, der CV Performance Group und Leipert Motorsport fehlen 2022 neun Teams in der Entry List, die im Vorjahr mindestens ein Rennwochenende bestritten haben. Dagegen stehen fünf neue Teams, die noch nie in der Rennserie gestartet sind. Wie erklärst du dir die enorme Inkonstanz bei den Teams, welche nach außen sehr chaotisch wirkt, da es den Anschein macht, dass die Teams sich nicht in der DTM Trophy wohlfühlen? Und wie wollt ihr dies zukünftig beheben?
Ich bin seit Januar in meiner neuen Funktion und schaue deswegen in die Gegenwart und Zukunft und weniger in die Vergangenheit. Bislang habe ich aber positives Feedback von den Teilnehmern bekommen. Unter den genannten Teams sind welche, die sich letztes Jahr auch nicht für eine ganze Saison eingeschrieben hatten. Was mich ganz besonders freut, ist, dass wir vier Teams haben, die die Synergien der Plattform nutzen und sowohl in der DTM als auch in der DTM Trophy starten. Das sind drei mehr als im letzten Jahr. Ich finde den Trend positiv und das bestätigt die Relevanz der DTM Trophy.
2021 gab es einige scharfe Diskussionen im Fahrerlager über die BoP – welches schon im öffentlichen Protest der Teams geendet ist (ich erinnere hier besonders an den „Pinkelaufkleber“ von CV Performance). Denkst du, dass sich dieses Thema mit dem Wechsel des BoP-Dienstleisters sich beruhigen wird?
Davon gehe ich stark aus. Das Thema BoP ist immer und überall ein sensibles. Ich sehe aktuell aber nicht, dass das Hauptgesprächsstoff sein wird und das Sportliche am Ende überschattet, denn das Racing in der Trophy ist richtig gut.
Auch die Rennleitung bekam 2021 enorme Kritik ab. Auch hier gab es zur anstehenden Saison einen Wechsel und Scot Elkins übernimmt diese Rolle. Denkst du auch hier, dass sich das Thema damit beruhigen wird?
Ja. Die Teams und Fahrer haben Scot bereits beim Test kennengelernt. Auch in der DTM hat er bereits den Respekt und das Vertrauen aller. Ich bin mir sicher, dass das in der DTM Trophy ähnlich sein wird.
Hier mehr zum neuen Rennleiter.
Die DTM Trophy hat 20 Nennungen für die komplette Saison, was im Umfeld mit vergleichbaren Serien im nationalen und internationalen Umfeld als sehr wenig auffällt, da die GT4 European Series 50 Nennungen für die komplette Saison hat, die ADAC GT4 Germany 31 und auch die französische FFSA GT hat im Schnitt über 40 Fahrzeuge. Was denkst du ist der Grund, dass die DTM Trophy nicht wirklich vom existierenden GT4-Boom profitiert, sondern seit der zweiten Saisonhälfte 2021 als Serie mit dem quantitativ schlechtesten Feld im genannten Umfeld auffällt? Wo könnt ihr hier an den Stellschrauben drehen, dass sich das Feld quantitativ wieder verbessern wird?
Wir verfolgen ja ein komplett anderes Konzept, nämlich das one Driver, one Car und damit auch one Champion Konzept. Für mich ist das damit die herausforderndste Meisterschaft für junge Talente. Wie bereits erwähnt, wir setzen da auf Qualität statt Quantität und an der Qualität des Fahrerfeldes zweifle ich keine Sekunde.
2021 liefen alle DTM Trophy-Rennen Live auf Sport 1 im Free TV, diese Übertragung wechselt nun zu Servus TV, wo bei der Bekanntgabe noch nicht mal klar war, ob überhaupt alle Rennen im Free TV laufen werden. Aus objektiver Wahrnehmung wirkt das wie ein Rückschritt, gerade da auch Servus TV nicht so bekannt ist, wie Sport 1. Was denkst du dazu?
Das sehe ich anders. Das Gesamtpaket aus DTM, DTM Trophy und auch DTM Classic ist absolut attraktiv und der richtige Weg. Dass wir einen Partner wie ServusTV für die DTM Trophy gewinnen konnten, der alle hochkarätigen Motorsportarten wie Formel 1 und MotoGP beheimatet, ist super. Darüber hinaus besitzt ServusTV auch viele weitere erstklassige Sportrechte. Wir sehen das für unsere Serien als Weiterentwicklung. Übrigens wurden auch letztes Jahr nicht alle Rennen übertragen.
Du bist nun rund fünf Monate als Serienmanager der DTM Trophy tätig. Was sind bislang deine Eindrücke von deinem neuen Job?
Das waren definitiv intensive und herausfordernde Monate. Zumal ich zwar für das Serienmanagement der DTM Trophy zuständig bin und es ist echt schön mit den Teams und Fahrern zusammenzuarbeiten, aber als DTM Representative Brand & Sports bin ich in alle Bereiche eingebunden. Nach all der Vorbereitung freue ich mich jetzt total auf den Saisonauftakt am Lausitzring.
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