Vom Aus der DTM Trophy war Dominique Schaak mit am stärksten betroffen, da er 2023 in der Serie starten sollte. Im Interview spricht er über die Einstellung der Rennserie und kritisiert die Änderungen, welche vom ADAC auf der Plattform des GT Masters absolviert wurden. Zudem spricht Schaak über seine neue Rolle in der Organisation des GTC Race.

Die Einstellung der DTM Trophy trifft dich besonders, da du ursprünglich 2023 in der Serie hättest starten sollen. Wie hattest du die Entscheidung aufgenommen?

Es gab Spekulationen, die aber weit von einer offiziellen Bestätigung entfernt waren. Von daher kam das alles dann doch überraschend. Für mich war klar das die Formel 4 nicht mehr durchgeführt wird und gegebenfalls die TCR Germany auf wackligen Beinen steht, weil dort in den letzten Jahren wenig Starter waren. Bei der DTM Trophy hätte ich nicht damit gerechnet, da sie mit 20 bis 22 Teilnehmern und dem Konzept mit einem Fahrer einzigartig war.

War die Entscheidung ein großer Schock für dich?

Es war schon ein Schock für mich. Aber ich glaube auch für andere Fahrer und Teams die schon für die DTM Trophy geplant hatten. Das bedarf eine Menge Vorlaufzeit und Arbeit und plötzlich steht man bei null und dann braucht man schnelle Lösungen.

Was ist deine generelle Meinung zu den Plänen des ADAC? Gerade aus dem Umfeld des ADAC GT Masters gibt es massivste Kritik an den Änderungen.

Ich kann mich der Kritik nur anschließen. Nicht nur weil es mich und andere mit der DTM Trophy erwischt hat, sondern besonderes auch für die GT Masters-Teams. Meines Erachtens war das ein „Schnellschuss“. Die „Liga der Supersportwagen“, was das „Flackschiff“ des ADAC war, ist plötzlich nicht nur 2. Liga, sondern für mich viel mehr die 3. Liga. Denn machen wir uns nichts vor: Der Fokus wird auf den LMP3-Boliden liegen. Diese sind schneller, lauter und für den ein oder anderen spektakulärer. LMP-Fahrzeuge starten auch in Le Mans und damit werden die Fans sie vergleichen. Die LMP‘s sind nach drei Kurven weg und ich vermute das die Augen zu 70% auf die Prototypen fallen. Auch im TV. Dann erklär deinen Sponsoren und Partnern als GT Masters-Team, die jahrelang die Speerspitze des ADAC waren, mal, dass man plötzlich von heute auf morgen in Zelten steht und nur noch zweite bzw. dritte Wahl ist. Die Sponsoren finanzieren das ganze. Viele werden zu dem Zeitpunkt bereits schon Verträge haben und nun steht man als GT3-Team echt blöd da. Noch dazu ist es schwer für Fahrer zu sagen, ich bin mit dem GT3 nur noch Klassensieger. Außerdem sind die Kosten in einem Prototypen geringer. Viele Fahrer werden sich sagen „warum soll ich für 350.000€ im GT3 sitzen und hinten anstehen, wenn ich für 200.000€ im LMP3 vorne dabei sein kann“, das wird zum Problem werden.

Die Gewinner sind meiner Meinung nach die DTM-Teams. Die jetzt natürlich sagen „ist doch alles super so“. Aber Verlierer sind ganz klar die GT Masters-Teams und die DTM Trophy. Ich finde der ADAC hatte eine super Chance, aber ist vom Gefühl her am Ziel vorbei. Aber wer weiß was noch kommt.

Steht es denn schon fest, ob du ein GT4-Ersatzprogramm fahren wirst. Einige Teams der DTM Trophy drängen nun in Richtung ADAC GT4 Germany? Du und dein Team auch?

Es laufen noch ein paar Gespräche, aber alles deutet darauf hin, dass die GT4 Germany die beste Option wäre. Das Team und ich stecken derzeit mit den Hauptsponsoren die Köpfe zusammen um auch zu schauen, was langfristig ein guter Weg wäre. Aber auch in Richtung GT4 European Series sind Gedankengänge vorhanden. Es gibt schon die ein oder andere Option. Die Umstrukturierung sorgt vielleicht auch dafür, dass nicht alle Teams im deutschen Raum bleiben werden. Aber wie gesagt, momentan ist noch alles offen aber die Tendenz geht in Richtung GT4 Germany oder GT4 European Series. Fakt ist, dass ich mich bei EastSide Motorsport sehr wohl fühle und dort bleibe. Wir finden dort schon eine gemeinsame Lösung.

Dominique Schaak Vivien Schöllhorn EastSide Motorsport Mercedes-AMG GT4 GTC Race Nürburgring
Foto: Stefan Schneider

In den vergangenen zwei Jahren bist du im GTC Race angetreten. Wie bewertest du die Rennserie?

Das GTC Race entwickelt sich von Jahr zu Jahr immer weiter. Ich habe schön öfters gesagt, dass das GTC Race vieles richtig macht, was andere falsch machen. Ein toller Social Media Auftritt, tolle Vermarktung, was auch die Livestreams mit Tobi Schimon immer wieder zeigen. Es ist Motorsport zum anfassen mit tollen Rahmenserien. Gentlemanfahrer kombiniert mit Profis und Nachwuchsfahrern, die ihre ersten Kilometer im GT4 sammeln. Aber auch erfahrene GT3- und GT4-Fahrer. Das Konzept mit 60 Minuten inklusive Fahrerwechsel und zwei Sprintrennen ist einmalig und funktioniert. Das hat Zukunft und da wird noch einiges passieren, da bin ich mir sicher. Ich wünsche mir natürlich das im Fahrerlager noch mehr für die Fans getan wird und das ADAC Racing Weekend mehr in den Fokus rückt, denn das ist für Teams, Fahrer und Motorsportfans eine tolle Plattform.

Es gibt Spekulationen, dass du auch zukünftig der Rennserie verbunden sein wirst – kannst du dazu schon mehr sagen?

Tatsächlich haben sich über die zwei Jahre, in denen ich im GTC Race fuhr, super Synergien ergeben. Ich kenne das Umfeld und bin seit 1999 im Motorsport aktiv. Und so hat es sich ergeben, dass ich von nun an in das Orga Team des GTC Race rutsche und mich um den GT4-Bereich und die Nachwuchsfahrer (GT4 Kader) kümmere und dort auch Ansprechpartner sein werde. Das passt auch einfach zu meinen Zielen. Natürlich sitze ich noch im Cockpit und fahre selber, aber ich bin 32 Jahre alt und die Zeit als Rennfahrer ist endlich, auch wenn ich noch kein Gedanken daran verliere aufhören zu wollen. Ich möchte jungen Piloten helfen, weil ich weiß, wie hart das Business ist. Wenn ich dem Motorsport, den ich so im Herzen trage seit Kindesbeinen an, etwas zurückgeben kann, macht mich das glücklich. Zumal ich mich dem GTC Race verbunden fühle und ein tolles Team dahinter steht, die noch einiges vorhaben.

Wirst du neben der organisatorischen Tätigkeit auch weiterhin im GTC Race ins Lenkrad greifen?

Aktuell ist neben der Tätigkeit in der Orga vorerst nichts geplant. Aber wer weiß, vielleicht sieht man mich plötzlich auch nochmal im GTC Race in einem GT3 sitzen, mit einem Nachwuchsfahrer oder einem alten Hasen. 2016 saß ich zuletzt in einem GT3. Das wäre natürlich auch nochmal was für die Zukunft, dass man ins Auge fassen könnte. Das GTC Race bietet dort auch alle Möglichkeiten.

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