Wie schon der Teamname sagt, ist Ring Racing am „Ring“ zuhause, am Nürburgring. Und die legendäre Nordschleife ist die sportliche Heimat des Rennstalls, der 2002 gegründet wurde. In der vergangenen Saison stieg Ring Racing auch in die neugeschaffene DTM Trophy ein und brachte zwei Toyota Supra GT an den Start. Der dreimalige Tourenwagen-Weltmeister und Langstrecken-Weltmeister Jóse María López sorgte mit einer Bestzeit gleich im ersten freien Training für einen Paukenschlag, ein Einstand nach Maß. Und frühzeitig hat sich Ring Racing wieder für die DTM Trophy entschieden, hat seine beiden Supra GT wieder für die Nachwuchsserie auf der hochkarätigen DTM-Plattform eingeschrieben.
Schon seit etlichen Jahren setzt Ring Racing unterschiedliche Tourenwagen von Toyota und Lexus bei den Langstrecken-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife ein. Als das Team dann vor der Saison 2020 zwei der wenigen Supra GT4 erhielt, wollte Toyota die beiden Fahrzeuge aber nicht nur in der „Grünen Hölle“ sehen, sondern auch einer anderen Rennserie. Für Uwe Kleen war schnell klar: „Dann gehen wir in die DTM Trophy.“ Denn vor etwa drei Jahren gab es einen eher zufälligen Kontakt zwischen Uwe Kleen und Gerhard Berger. Dabei beeindruckte der ehemalige Formel-1-Pilot den Teamchef durch sein Charisma, seine Authentizität und seine Fokussierung. „Seitdem habe ich großen Respekt vor seinem enormen Engagement“, so Uwe Kleen.
Ein weiteres, ausschlaggebendes Argument für die DTM Trophy war die eigene Fahrzeug-Einstufung durch die ITR. „Das war sehr wichtig für uns, denn die Supra ist noch ein sehr junges Fahrzeug mit wenigen Testkilometern. Die Entwicklung ist noch nicht am Ende. Da ist eine flexible ‚Balance of Performance‘ sehr wichtig, zumal in der DTM Trophy mehr Kriterien in die Einstufung einbezogen werden als in die BoP anderer Serien.“
Als Ring Racing beim zweiten Saisonlauf der DTM Trophy auf dem Lausitzring erstmals antrat, schickte die in Köln ansässige Werksmannschaft von Toyota Gazoo Racing Europe sogar Werksfahrer López zur Unterstützung. Es folgte prompt die erste Bestzeit, aber auch nach einer unglücklichen Kollision zwischen López und Teamkollege Heiko Hammel die erste Ernüchterung. Der Argentinier López kehrte zum Finale in Hockenheim noch einmal zurück, insgesamt setzte das Team fünf Fahrer ein. Am erfolgreichsten war Nico Verdonck, der in der zweiten Saisonhälfte ein Supra-Cockpit übernahm. Der erfahrene Belgier eroberte bei seinem Heimspiel in Zolder als Zweiter sogar einen Podiumsplatz mit dem exotischen Sportwagen aus Japan. Am Ende sammelte Verdonck 36 Punkte und belegte den elften Schlussrang in der DTM Trophy 2020.
„Mit der vergangenen Saison waren wir nicht zufrieden“, sagt Uwe Kleen ohne Umschweife. „Wir haben zu oft mit dem Auto gehadert, wir müssen das neu entwickelte Auto noch besser verstehen lernen. Immerhin konnten wir in Zolder das Potenzial aufzeigen.“ Viel besser fällt dagegen die Bewertung der neuen Rennserie aus. „Die DTM Trophy gefällt uns sehr gut. Die Organisation ist wirklich gut, das Umfeld professionell. Wir haben uns von Beginn an wohl gefühlt“, bekräftigt Uwe Kleen. „Schade nur, dass aufgrund der fehlenden Zuschauer auf den Tribünen und im Fahrerlager die Atmosphäre gefehlt hat.“
Ring Racing sitzt in Boxberg, einer 250-Seelen-Gemeinde in der Vulkaneifel, nahe Kelberg, gerade einmal 14 Kilometer vom Nürburgring-Fahrerlager entfernt. Ursprünglich residierte Ring-Racing in einer Halle in Wiesemscheid, in der heute PROsport Racing zu Hause ist. Doch eines Tages im Jahr 2008 wurde die Halle, die zuvor einem in Konkurs gegangenem Holzunternehmen gehörte, von der Bauaufsicht wegen eines Mangels kurzerhand gesperrt. Dem Team blieben nur wenige Stunden, um Maschinen, Fahrzeuge etc. aus der Halle zu räumen – und dies nur wenige Tage vor einem Rennwochenende. Im Internet suchte man nach einer passenden Immobilie, die man in Boxberg fand. In einer Hauruckaktion wurde quasi über Nacht in die Halle eingezogen, in der aber der ursprüngliche Besitzer noch untergebracht war und dem Rennteam erst einmal nur einen kleinen Teil zur Verfügung stellen konnte. Aktuell wird die Betriebsstätte um den Neubau eines Büro- und Ausstellungsgebäudes erweitert.
Die Familie Kleen, von Uwe und Bruder Meino über Vater Menno und dessen Bruder Theo, hat es einst von der Nordsee ins westfälische Hemer gezogen, wo die Familie im Maschinenbau tätig war. Auch in Boxberg stehen in einem abgetrennten Hallenbereich von der CNC-Fräse bis zur Drehbank alle erforderlichen Maschinen bereit. Uwe Kleen: „Der Sondermaschinenbau ist unser zweites Standbein und gibt uns zudem die Möglichkeit, für den Motorsport sehr viel selbst anzufertigen.“
Ring Racing zählt drei feste Mitarbeiter, an Rennwochenenden sind bis zu 20 Teammitglieder im Einsatz. „Für uns ist das Team das A und O. Unsere Mitarbeiter sind schon mindestens zehn Jahre bei uns“, so ein stolzer Uwe Kleen, der immer noch gerne auch selbst ins Cockpit steigt. „Bei uns steht die Technik absolut im Vordergrund, aber auch Emotionen sind uns wichtig.“
Während eine Supra derzeit in Japan ist, hat die zweite Supra gerade einen dreitägigen Test auf der Teststrecke in Papenburg im Rahmen eines mehrjährigen Entwicklungsauftrags mit dem Reifenhersteller Toyo Tires absolviert. Läuft alles nach Plan, startet Ende März die Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS, früher VLN), natürlich mit Ring Racing und mit Toyota- und Lexus-Fahrzeugen, auch mit der Supra – hier mehr zum Aufgebot des Teams in der NLS. Bis zum Auftakt der DTM Trophy ist es noch eine Weile hin. Noch stehen die Fahrer der beiden Supra nicht fest. Denkbar ist auch, dass Ring Racing sogar drei Autos in der DTM Trophy einsetzt. Denn in der Halle in Boxberg steht auch ein BMW M4 GT, der in der Saison 2020 an Walkenhorst Motorsport ausgeliehen war und in der DTM Trophy zum Einsatz kam.
Alle Artikel zu den Themen: DTM Trophy, Ring Racing