Obwohl die 2024er Saison für Proton Huber Competition erfolgreich verlief, lag nach dem Tod von Gerhard Freundorfer im April ein Schatten über dem Jahr. Teamchef Christoph Huber blickt auf die Saison zurück und macht einen Ausblick auf die umfangreiche 2025er Saison des Teams.

Drei Titel im Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland, ein Titel im Porsche Sports Cup Suisse, ein Titel in der Porsche Sprint Challenge Southern Europe und Rang zwei bei den 24h Dubai – wenn du sportlich auf die Saison zurückschaust, kannst du nur zufrieden sein, oder?

Sportlich sind wir wirklich sehr zufrieden! Natürlich gibt es das ein oder andere, was wir gerne noch erreicht hätten, wie zum Beispiel ein Podium im Supercup oder dort um den Rookie-Titel zu kämpfen. Mit dem Carrera Cup kann ich natürlich nicht unzufrieden sein, im Sports Cup Suisse haben wir alles gegeben und sind nicht nur Meister geworden, sondern haben auch den dritten Tabellenrang belegt. In der Sprint Challenge Southern Europe wurden wir mit Alexander Tauscher Vizemeister in der Pro-Klasse und haben mit Robert Sulma die Am-Klasse gewonnen. Das ist für unsere Cup-Truppe schon ein sehr schönes Ergebnis.
Natürlich, die 24h Dubai: Dieses Rennen mit eineinhalb Minuten Rückstand zu verlieren… Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich darüber traurig oder happy bin. Das hängt immer von der Tagesverfassung ab, ob ich dies als Erfolg oder Misserfolg werten möchte.

Doch trotzdem lag nach den tragischen Vorkommnissen im April in Barcelona ein Schatten über der Saison. Wie sehr hat euch dieser Vorfall als Team zusammengeschweißt?

Das ist eine emotional schwierige Frage… Ich glaube, eine Firma, die dies erleben muss, hat zwei Optionen: An dem zu zerbrechen, oder damit zu wachsen. Viele von unseren Mitarbeitern, und da schließe ich mich mit ein, sind mit der Gesamtsituation überfordert und sind häufig unendlich traurig und sehr verzweifelt. Aber ich habe häufig gesagt: „Dies hätte Gerhard anders gemacht“ oder „Jetzt ist er stolz auf uns“. Es hat uns zu einem großen Teil sicher zusammengeschweißt, es hat uns aber auch vor Herausforderungen gestellt, die ich mir nie erträumen gewagt habe. Man kann sich auf sowas auch nicht vorbereiten, da es von einer Minute auf die andere passiert ist. Es ist noch immer extrem schwer und ich glaube, dass manche Mitarbeiter daran zerbrochen sind, die wir lange aufrichten mussten und da schließe ich mich mit ein.

Nach einer schwierigen Saison 2023 habt ihr in diesem Jahr im deutschen Carrera Cup alle Titel gewonnen, die ihr gewinnen konntet. Flynt Schuring hatte sich den Rookie-Titel erst in einer dramatischen letzten Rennrunde gesichert. Wie wichtig war es, so zurückzuschlagen und die wahre Leistungsfähigkeit von Proton Huber Competition zu beweisen?

Es war für uns unfassbar wichtig, uns selber, unseren Fahrern und der Öffentlichkeit zu zeigen, dass wir wieder zurück sind! Wir – und speziell ich – mussten letztes Jahr eine Pause machen. Jeder im Team wollte aber zeigen, dass man uns nicht abschreiben darf!
Mit Rang zwei bei den 24h Dubai haben wir ja bereits das erste Zeichen gesetzt, im März gewannen wir den Titel in der Sprint Challenge Southern Europe. Dann sind wir in den Carrera Cup gegangen und hatten die erste Sensation, als wir Larry ten Voorde verpflichten konnten. Einen Larry ten Voorde überhaupt für ein Team zu gewinnen, das so stark angeschossen war, war schon ein wahnsinniger Erfolg! Mit Alexander Tauscher und Flynt Schuring Rennen zu gewinnen und zudem mit Horst Felix Felbermayr und Sebastian Freymuth Highlights zu setzen war schon großartig.
Die Meisterschaft mit Larry zu gewinnen hatte jeder natürlich ein bisschen erwartet. Das Gesamtergebnis, die Teammeisterschaft zu gewinnen, war für mich persönlich schöner als die Fahrermeisterschaft mit Larry ten Voorde zu gewinnen, da dies unsere gute Arbeit über das Jahr widerspiegelt.

Larry ten Voorde kehrte in diesem Jahr als einer der erfolgreichsten Markenpokalpiloten der Welt zu euch zurück. Wie sehr konnte er dem Team helfen? Das Finale in Hockenheim war ja sein letztes Rennwochenende im Porsche-Markenpokalsport, da er sich zukünftig verstärkt um seine Rennfahrerschule kümmern möchte – ist hier auch eine weitere Zusammenarbeit geplant?

Larry möchte gerne in Zukunft bei jedem Team ein- und ausgehen können, wo seine Larry ten Voorde Driver Academy-Fahrer sitzen. Mein Wunsch wäre gewesen, Larry als eine Art Ambassador zu gewinnen, das wäre auch schön gewesen, aber ich verstehe ihn natürlich schon. Er kann sich jetzt nicht auf ein Team konzentrieren und muss neutral bleiben, ich weiß, dass er das auch perfekt machen wird. Deswegen bleibt Larry mit ein, zwei Fahrern bei uns vertreten und wird auch immer wieder in unserem LKW auftauchen – von mir hat er auch den goldenen Schlüssel und kann immer rein und rausgehen – somit bleibt er uns auch verbunden.
Zudem haben wir es geschafft, ihn beim FIA WEC-Rookietest in Bahrain noch in das LMDh-Auto zu setzen. Dass er dort den Proton Competition Porsche 963 fahren konnte, war natürlich auch sehr schön für Christian Ried und mich, dass wir dies unserem Meister aus dem Carrera Cup Deutschland noch ermöglichen konnten.

Was für ein Fazit ziehst du zur Saison im Porsche Mobil 1 Supercup?

Sehr durchwachsen. Wir alle haben uns viel mehr versprochen. Wir haben als Team keinen schlechten Job gemacht, haben sehr viel getestet und waren gut vorbereitet. Aber man muss im Supercup auch lernen, dass man als junger Pilot meistens ein zweites Jahr braucht. Das erste Jahr hatten Freymuth und Tauscher jetzt – auch Horst Felix Felbermayr hatten den ein oder anderen Gaststart – aber man muss es sich für die Zukunft merken, dass man den Jungs ein Jahr geben muss, um dann im zweiten Jahr wirklich erfolgreich zu sein.
Das hat in diesem Jahr nicht so funktioniert, wie wir es uns versprochen haben, auch häufig durch unglückliche Rennsituationen für Alexander, der zumindest zweimal in aussichtsreicher Position abgeschossen wurde. Aber von der diesjährigen Supercup-Saison kann man nicht viel mitnehmen.

In diesem Jahr habt ihr auch euer Debüt im Michelin Le Mans Cup gefeiert. Was war dein Eindruck von der Rennserie und wie war es, in den „Road to Le Mans“-Rennen im Rahmenprogramm des legendären 24h-Rennens anzutreten?

Wir waren natürlich wahnsinnig stolz, im Rahmen der ELMS mitfahren zu dürfen. Wir sind es zwar durch den Porsche Mobil 1 Supercup gewöhnt, im Rahmen der Formel 1 zu fahren, aber mit unserem 911 GT3 R war die Saison Michelin Le Mans Cup schon das Höchste, was wir bislang gemacht haben. Es war für uns eine wahnsinnig tolle, aber auch wichtige Erfahrung, in einem solch professionellen Umfeld – aber auch in einer Garage mit Proton Competition – zu stehen, um unsere Partnerschaft und Kooperation noch weiter auszubauen. Ich glaube auch, für Proton war es gut zu sehen, wer Huber ist und was wir können. Ich glaube, wir haben ihnen ganz gut gezeigt, dass wir auch nicht auf der Bremse dahergeschwommen sind, wie man es in Österreich sagt.
Natürlich hat der Michelin Le Mans Cup für uns dieses Jahr immer den Schatten gehabt, da dort Gerhard gestorben ist. Diesen Makel werden wir aber auch in Zukunft nur schwer wegbekommen.
Rein von der Fahrzeit war dieses Jahr schwierig. Wir haben von Anfang an erwartet, dass es nicht einfach werden wird, aber es hat sich teilweise bestätigt, dass es sehr kritisch ist mit der Fahrzeit. Man kann einen Kunden kaum zufriedenstellen mit so wenig Fahrzeit! Deswegen wissen wir noch nicht, wie intensiv wir dieses Thema in Zukunft weiterverfolgen werden.

Du hast bereits Proton Competion mehrfach erwähnt. Kannst du mehr zur Zusammenarbeit sagen?

In erster Linie ist Christian Ried dafür zuständig, dass unser Team – wie wir jetzt dastehen – gerettet worden ist! Das muss man ganz offen und ehrlich sagen. Ohne Christian Ried würden wir heute in dieser Art nicht mehr existieren.
Und dann müssen sich natürlich Proton und Huber finden und diese Findungsphase ist noch immer nicht abgeschlossen und wird vermutlich auch noch etwas dauern. Aber dies wird Step by Step kommen und ich glaube, dass wir Schnittpunkte haben, wo wir uns gegenseitig unterstützen können – was auch schon die letzten Wochen gezeigt haben. Und dies wird eine wahnsinnig tolle Sache. Ich bin sehr optimistisch, positiv und happy, mit Proton und Christian Ried diesen Weg zu gehen.
Die Pyramide, die wir abdecken und anbieten können ist einmalig auf dieser Welt! Dies ehrt mich schon und ich bin wahnsinnig stolz, dass wir Larry ten Voorde in Bahrain im LMDh gesehen haben und auch die Perspektive zu haben, dass jeder Fahrer, der bei uns Carrera Cup, Supercup oder auch Sports Cup Suisse fährt, die Möglichkeit hat, in der Proton-Familie aufzusteigen und gar nicht mehr das Teamshirt wechseln muss. Das ist auch für uns eine tolle Geschichte, dass wir so Nachwuchsarbeit im eigenen Haus machen können.

In den sozialen Netzwerken hast du ja schon angekündigt, dass dein Team im kommenden Jahr das GT3-Programm massiv ausbauen wird – vom ADAC GT Masters und der GT World Challenge Europe ist hier die Rede. Kannst du schon mehr dazu sagen?

Wir haben die Möglichkeit, die Mittel und das Equipment dies zu tun. Letztendlich entscheidet nicht immer das Team, sondern das Interesse und die Nachfrage des Kunden. Mit diesem Post wollten wir signalisieren, was wir im Stande sind zu leisten, da wir durch die Zusammenarbeit mit einem unserer Fahrer über ein zweites Auto verfügen. Mit diesem Kunden fahren wir ab Abu Dhabi in der 24H Series der Creventic und dann wird dieses Auto in der restlichen Saison starten.
Somit haben wir noch immer ein zweites Auto, mit dem wir wahlweise das tun können, was unser Kunde präferiert. Und da denken wir über das ADAC GT Masters und die GT World Challenge Europe nach, aber auch der Michelin Le Mans Cup ist nicht ausgeschlossen, dass wir den wieder machen. Zudem fahren wir im Januar die 24h Dubai mit dem zweimaligen Rallyeweltmeister Kalle Rovanperä – dies wird eine tolle Sache, auf die sich jeder sehr freut!

Neben dem GT3-Programm wird natürlich auch das erfolgreiche Markenpokalprogramm mit Porsche fortgesetzt. Für den Carrera Cup Deutschland habt ihr ja bereits Marvin Klein bestätigt. Kannst du schon mehr zu der Saison 2025 von Proton Huber Competition in den Porsche-Markenpokalen sagen?

Ich kann schon verraten, dass mit Marvin Klein einer bei uns fahren wird, der Rennen gewinnen kann und auch hoffentlich bis zum letzten Rennen um die Meisterschaft fährt. Aber ich kann auch schon sagen, dass im Carrera Cup noch zwei Fahrer folgen werden, die auch bereits schon Rennen gewonnen haben, weitere Rennen gewinnen werden und hoffentlich mit Marvin Klein bis zur letzten Kurve in Hockenheim um den Titel kämpfen werden. Wir werden ein extrem starkes Lineup und einen wahnsinnig schnellen Rookie haben. Zudem werden wir wieder zwei, drei Fahrer haben, die im Talent Pool dabei sind und ich glaube, dass einige ziemlich überrascht sein werden, wer sich noch alles auftut bei uns im Carrera Cup zu fahren!
Das gleiche gilt auch für den Supercup. Im Supercup habe ich es geschafft, einen Rennsieger zu verpflichten und eine zweite Überraschung ist relativ nah. Auch hier bin ich sehr optimistisch, dass wir im Supercup mit den pinken und schwarzen vorne mitfahren können, auch wenn es sicherlich noch immer einen Respektabstand gibt, da beide genannten Teams natürlich viel Erfahrung haben. Aber das ist meine Motivation: Die pinken und die schwarzen Fahrzeuge zu schlagen und dafür arbeiten wir hart!

Wenn wir einmal weiter in die Zukunft schauen: Was sind Zukunftspläne von Christoph Huber mit Proton Huber Competition? Welche Rennserien und Rennen würden dich in der Zukunft reizen?

Ich werde immer ein Kind des Markenpokals bleiben. Ich habe dort die Reise mit Walter Lechner Senior begonnen und habe dort mein Handwerk von ihm lernen dürfen. Deswegen werde ich dem deutschen Carrera Cup und wenn es mir erlaubt wird, den Supercup immer in Treue halten! Das ist das Fundament unserer Firma. Der Schweizer Sports Cup ist mir mittlerweile auch sehr ans Herz gewachsen und den wollen wir dementsprechend ausbauen.
Wenn ich einen Wunsch habe für den 911 GT3 R – und ich nenne einen Wunsch, der nicht nur von mir kommt, sondern auch von meiner Mannschaft, da das Team mehr Ahnung vom GT3-Sport hat als ich – dann ist das die GT World Challenge Europe, langfristig. Wenn ich einen kurzfristigen Wunsch nennen würde, dann würde ich gerne wieder ADAC GT Masters fahren und würde diese gerne gewinnen wollen. Irgendwann würde ich dann gerne, wenn die Zeit reif ist und wir den richtigen Partner und Fahrer haben, die DTM probieren wollen. Als Kind, das bei der DTM auf der Tribüne saß, wäre dies natürlich ein absoluter Traum!
Aber auch mit einem GT3 kann man große Sportwagenrennen bestreiten. Vor allem in der Kooperation mit Proton Competition ist es ein Fernziel, irgendwann mit einem Auto in Le Mans zu starten. Auf einer Rennstrecke, auf der wir in den Jahren 2020, 2021 und 2022 zumindest Markenpokalrennen gewonnen haben, wäre dies einer der größten Träume.

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