Der weitere Start von PROsport Racing in der GT4 European Series ist unsicher. Dies liegt an der aktuellen BoP-Situation im internationalen GT4-Rennsport. Teameigner Chris Esser erläutert seine Sicht auf die politische Entwicklung der Klasse und mögliche Programmoptionen.
Nach vier von sechs Rennwochenenden ist es unsicher, ob PROsport Racing in Monza und Jeddah in der GT4 European Series antreten wird, woran liegt das?
Das, was wir in Hockenheim bei der GT4 European Series in Hockenheim erlebt haben, möchte ich weder unseren Fahrern noch meinem Team wieder antun. Ich selbst bin bereits am Trainingsfreitag abgereist und war kurz davor auch die Fahrzeuge zurückzuziehen. Sportlich eine Demütigung mit Ansage und wirtschaftlich für uns ein großer Schaden, da man mit einer solchen BoP keine zufriedenen Fahrer oder auch Kunden mehr hat.
Wenn sich die BoP in eine für uns objektiv faire Richtung entwickelt, dann werden wir auch an den Start gehen, aber in der jetzigen Situation ist dies für uns nur Geldverbrennung und die Zerstörung unseres guten Namens im GT4-Sport. Man hat es zuletzt in Hockenheim gesehen Hugo ist mit einer grandiosen Runde im Qualifying auf den siebten Startplatz gefahren, wurde aber in der ersten halben Runde des Rennens von acht Fahrzeugen überholt, da wir durch die Einstufung einfach keinen Topspeed auf den Geraden haben und so einfach gefressen werden von der Konkurrenz. Mit einem Topspeednachteil von bis zu 15 km/h kann der beste Fahrer kein Ergebnis erzielen, gerade da in Monza und Jeddah die Höchstgeschwindigkeit entscheidend ist.
Beschreiben Sie einmal genauer die Problematik mit der Fahrzeugeinstufung BoP?
Unser Problem ist, dass das Geschäftsmodell des SRO und der Hersteller auf den Verkauf von neuen Fahrzeugen und Evopaketen ausgelegt ist, also die Teams immer mit dem neuesten Material an den Start gehen müssen. Wir gehen mit dem Vorgängermodell von Aston Martin an den Start, welches unserer Meinung nach das bessere Rennfahrzeug ist. Aus zuverlässiger Quelle wissen wir, dass die BoP des alten Vantage auf Bestreben von Aston Martin Racing so geändert wurde, dass er garantiert hinter dem neuen Vantage ist. Da das neue Fahrzeug bislang eher im Mittelfeld zu finden ist, mussten wir so stark eingebremst werden, dass wir praktisch chancenlos sind. Ich habe teilweise eher das Gefühl, dass eine BoB, eine Balance of Business, herrscht.
Was wir mit dem alten Vantage GT4 hätten leisten können, hat man zum Beispiel deutlich beim Saisonauftakt in Le Castellet gesehen, als wir im Qualifying die Positionen eins und zwei eingenommen haben und das Rennen für uns entscheiden konnten.
Wie bewerten Sie die Entwicklung der GT4-Klasse?
Ich bilde mir ein, nach über zehn Jahren GT4-Racing und vier gewonnen Meisterschaften mit drei verschiedenen Modellen ein Urteil über das Thema fällen zu können. Schaut man sich die Preisentwicklung von den GT4-Fahrzeugen der letzten Jahre an, hat das nichts mehr mit Einsteigerserie zu tun. Der Preis eines neuen GT4-Autos ist seit 2016 um 100% gestiegen und als ob das noch nicht genug ist, präsentiert man den Kunden spätestens im zweiten Jahr ein nettes Evopaket für saftige Preise.
Unser erstes GT4-Auto, ein Porsche 911 Cup GT4 der Generation 997, hat damals keine 100.000 € gekostet und man konnte damit Meister werden und heute muss man 250.000 € hinblättern und bekommt ein Großserienauto mit ein paar Tuningartikeln. Eine Saison hat vor acht bis zehn Jahren keine 100.000 € gekostet, jetzt reicht das dreifache nicht mehr aus.
Meiner Meinung nach ist die komplette GT4-Klasse gerade eine ziemliche Cashcow und man muss dringend aufpassen, dass sich die Situation nicht noch weiter verschlimmert!
Die Situation hat auch weitere Auswirkungen auf das Rennprogramm von PROsport Racing…
Genau, eigentlich wollten wir bei den verbleibenden drei Rennwochenenden der ADAC GT4 Germany einen Gaststart absolvieren, haben diesen aber abgesagt, nachdem wir die BoP gesehen haben. Wir würden mit dieser Einstufung wie in Hockenheim chancenlos hinterherfahren. Unser Aston Martin hat zwar dieselbe Einstufung wie im Vorjahr, aber was nützt uns das, wenn der BMW und der Mercedes-AMG mit deutlich mehr Motorleistung fahren und der Porsche im Vergleich zum Vorjahr Gewicht ausladen darf?
Eine Option ist ein Start im ADAC GT Masters:
Genau, wir führen Gespräche, dass wir noch in diesem Jahr mit unserem Aston Martin Vantage GT3 im ADAC GT Masters an den Start gehen werden. Für uns ist es dabei wichtig, dass wir eine faire Fahrzeugeinstufung erhalten, aber wir führen derzeit konstruktive Gespräche mit dem ADAC, die sich sehr um einen Start von uns bemühen.
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