Am kommenden Wochenende feiert Jannik Julius-Bernhart sein Debüt im ADAC GT Masters. Im Interview blickt er auf das Programm in der traditionsreichen GT3-Serie voraus.
Du steigst in diesem Jahr ins ADAC GT Masters ein – wie fühlt sich das für dich an?
Es ist verrückt. Mit 19 Jahren in einer der bekanntesten GT3-Rennserie der Welt zu starten, macht mich stolz, dazu direkt der Aufstieg aus dem Kart in den Lamborghini! Bereits als kleines Kind habe ich gerne die Rennen des ADAC GT Masters verfolgt und dies macht es für mich noch besonderer nun dort anzutreten.
Wie kam es dazu, dass du aus dem Kartsport direkt in das ADAC GT Masters aufsteigst?
Ich war letztes Jahr im Oktober vom Grasser Racing Team zum Saisonfinale des ADAC GT Masters und der DTM in Hockenheim eingeladen und wir haben uns dort kennengelernt. Kurz darauf absolvierte ich einen zweitätigen Test mit den Team im italienischen Misano und was soll ich sagen? Wir kamen direkt sehr gut miteinander aus und ich konnte Gottfried mit meinem Speed überzeugen, so dass wir gemeinsam die Zusammenarbeit beginnen wollten. Ich freue mich sehr über die Gelegenheit und möchte mich auch bei meinen Förderern bedanken, ohne die dieser Schritt nicht möglich gewesen wäre!
Du hattest dich in diesem Winter bei Skiunfall schwer verletzt, wie sehr hat dies deine Saisonvorbereitung behindert?
Ja, das ist richtig. Eine Woche nach der Vertragsunterzeichnung mit dem Grasser-Team war ich auf der Wasserkuppe Skifahren, ehe es passierte… Bei dem Unfall durchtrennte ich mir die Arterie im Oberschenkel und wäre ohne das schnelle Eingreifen meiner Schwester und meiner Freundin sowie der Not-OP im Krankenhaus fast verblutet. Zudem zog ich mir eine Muskelverletzung zu. Ich konnte dadurch einige Zeit nicht trainieren, aber durch die Arbeit mit meinem Physiotherapeuten Christof konnte ich mich bestmöglich auf die Saison vorbereiten. Christof war in den vergangenen Jahren unter anderem in der Fußball-Bundesliga tätig und somit die bestmögliche Erfahrung beim Umgang mit Sportlern!
Ironischerweise passierte der Unfall, nachdem Gottfried bei der Vertragsunterzeichnung Skifahren erlaubt hatte. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals!
Nach der Rechteübernahme der DTM durch den ADAC erlebte die Rennserie 2023 ein schwieriges Jahr, ehe das GT Masters für dieses Jahr Umstrukturiert wurde – wie empfindest du die Änderungen?
Der ADAC hat an den richtigen Stellschrauben gedreht, das ist auf jeden Fall klar! Die Serie lebt noch, was einige Pessimisten und Schwarzmaler letztes Jahr lautstark bezweifelt haben. 16 festeingeschriebene Fahrzeuge sind zwar noch weit von einem vollen Teilnehmerfeld entfernt, aber im Saisonverlauf werden noch Gaststarter hinzustoßen und es gibt Projekte, die sich noch nicht zum Saisonstart realisieren ließen und später in die Serie einsteigen werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine tolle Saison im ADAC GT Masters erleben werden!
Zudem finde ich die Fokussierung auf Nachwuchsfahrer spannend, da wir so die Möglichkeit haben, am selben Rennwochenende wie die DTM-Stars zu fahren. Wir haben dieselben Fahrzeuge, denselben Reifenpartner und können unsere Rundenzeiten so 1:1 mit der DTM vergleichen. Das macht es extrem spannend und hilfreich für uns.
Was ist deine Meinung zu der „Road to DTM“-Förderung?
Für mich ist es der absolut richtige Schritt! So schafft der ADAC eine Pyramide, um sich so seine eigenen Nachwuchsfahrer aufzubauen. Es gibt die Möglichkeit aus der Deutschen Kart Meisterschaft in die ADAC GT4 Germany und von dort in das ADAC GT Masters und die DTM aufzusteigen. Dies zeichnet einen extrem spannenden Karriereweg voraus, den ich gerne weiter beschreiten möchte! Und man sieht es ja am Nennergebnis des ADAC GT Masters: 27 der 32 festeingeschriebenen Piloten sind dazu berechtigt, um die Förderung zu kämpfen! Extrem viele starke Nachwuchsfahrer steigen in die Rennserie ein um so um den Aufstieg in die DTM zu kämpfen!
Beim offiziellen Testtag hattest du erste Bekanntschaften mit deiner Teamkollegin Taylor Hagler gemacht – was war dein Eindruck von dem Test?
Es ist wie immer beim Test. Jeder spult sein eigenes Programm herunter. Wir gingen zum Beispiel nicht auf Zeitenjagd, sondern haben uns komplett auf unsere Aufgaben fokussiert, so dass unsere Rundenzeiten nicht ausschlaggebend sind. Leider haben wir viel Testzeit verloren, als Taylor am Dienstagnachmittag nach einem ABS-Defekt in die Barriere eingeschlagen ist. Die Reparatur nahm leider einige Zeit in Anspruch. Aber alles im allen bin ich zufrieden mit dem Test. Ich war erstmals in Hockenheim unterwegs und musste erstmal die Strecke kennenlernen. Über den Test konnte ich große Fortschritte machen und meine Rundenzeit immer weiter steigern, was mich sehr zuversichtlich stimmt!
Was sind deine Ziele für diese Saison?
Für mich wird es ein klares Lernjahr im GT3-Fahrzeug. Also das oberste Ziel ist möglichst viel zu lernen! Aber ich möchte nicht lügen: Ich will auch, wie jeder Rennfahrer, die bestmöglichen Ergebnisse einfahren!
Dein GT3-Engagement ist ja nicht nur auf eine Saison ausgelegt, wie geht es nach deinen Wünschen weiter?
Ja genau, wir haben mit Gottfried einen groben Drei-Jahres-Plan. Dessen oberstes Ziel ist es dabei natürlich die „Road to DTM“ zu bestreiten. Nach dem diesjährigen Lehrjahr möchte ich gerne im kommenden Jahr im ADAC GT Masters um Siege und Topergebnisse kämpfen und von da aus mal schauen: Die DTM ist dabei natürlich extrem reizvoll, auch wenn sie extrem schwer zu finanzieren ist. Aber auch internationale Rennserien wie die GT World Challenge Europe und andere Langstreckenrennen gefallen mir persönlich sehr gut!
Alle Artikel zu den Themen: ADAC GT Masters, Grasser Racing Team, Jannik Julius-Bernhart