Zur Mitte der Saison 2023 steht zur Debatte, wie die Nürburgring Langstrecken-Serie im kommenden Jahr fortgeführt wird. Die Ungewissheit über die genaue Zukunft der Langstreckenrennen auf der Nordschleife hat auch Auswirkungen auf das 24-Stunden-Rennen in der Grünen Hölle. Rennleiter Walter Hornung spricht über die Konsequenzen, genauso wie auch über die neue Partnerschaft mit der SRO und die Digitalisierung des Eifel-Kurses.
Was ist Deine Tätigkeit?
Ich bin Rennleiter beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und auch Sportleiter des ADAC Nordrhein. Der ADAC ist in 18 Regionalclubs aufgeteilt und der Regionalclub Nordrhein ist der größte mit 2,1 Millionen Mitgliedern. Da bin ich verantwortlich für die sportlichen Aktivitäten. Das beginnt beim Nachwuchs, zum Beispiel beim Jugendkart oder Motocross, und geht dann bis zur größten eigenen Veranstaltung, die der ADAC Nordrhein organisiert, dem 24-Stunden-Rennen.
In welchem Zusammenhang steht die aktuelle Unklarheit über die NLS-Zukunft mit dem 24-Stunden-Rennen?
Die Teams fahren in der Nürburgring Langstrecken-Serie mit den gleichen technischen Bestimmungen wie bei uns beim 24-Stunden-Rennen. Die NLS benutzt unser Reglement für die sogenannten SP-Klassen. Dazu gehört zum Beispiel die Klasse für die GT3-Autos. Und wir verwenden beim 24-Stunden-Rennen ihr Reglement für die Serienwagen-Klassen.
Welche Risiken bestehen für das 24-Stunden-Rennen?
Wir haben vom Nürburgring bis 2028 Termine zugesichert bekommen. Dass aber die bisherige NLS nächstes Jahr wohl keine Termine bekommt, könnte uns die Basis wegnehmen, weil das 24-Stunden-Rennen und die NLS-Rennen eben eng miteinander verknüpft sind. Es wandern jetzt schon Teams und Sponsoren ab, die sich andere Betätigungsfelder suchen. Es gibt ja schließlich nicht nur Rennen auf der Nordschleife. Das Risiko ist, dass das jetzt schon geschwächte Teilnehmerfeld dadurch noch kleiner wird.
Das 24-Stunden-Rennen wird ab 2024 zur Intercontinental GT Challenge gewertet, zu der zum Beispiel die 24 Stunden von Spa und die 12 Stunden von Bathurst zählen. Steht diese neue Partnerschaft im Zusammenhang mit der NLS-Debatte?
Nein. Wir sind ja schon lange mit Stéphane Ratel und seiner SRO in Verbindung, denn wir haben schon viele Jahre GT3- und GT4-Autos dabei. Zuletzt waren wir in Kontakt, um auch GT2-Autos anzudocken und in Zukunft eine eigene Klasse dafür auszuschreiben. Und aus diesem Kontakt ist kürzlich die Partnerschaft mit der IGTC entstanden. Wir möchten uns international besser aufstellen und mehr Reichweite bekommen. Die Nordschleife ist weltweit anerkannt und daher versprechen wir uns international so nochmal einen Schub nach vorne.
Wird das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring dadurch ein reines GT-Rennen?
Nein, auf keinen Fall. Die Kleinen sind das Salz in der Suppe und gehören einfach dazu. Das sehen die Fans so, das sieht die Presse so und das sehen auch wir so. Das Miteinander ist etwas ganz Besonderes auf der Nordschleife und das wollen wir natürlich möglichst lange erhalten. Das ist auch mit Stéphane Ratel abgesprochen worden, dass bei uns alles so bleibt wie es ist. Ich kann natürlich nicht sagen, was in zehn Jahren ist. Das hängt auch von neuen Antrieben und von der Entwicklung neuer Kraftstoffe ab. Aber mittelfristig bleibt es bei der bekannten Vielfalt der Klassen.
Wie die kleinen Teams zählen auch die Helfer und Marshals zu den Helden beim 24-Stunden-Rennen. Zuletzt wurden bei einigen großen Rennveranstaltungen kurzfristig Sportwarte gesucht. Gibt es bei euch auch Engpässe?
Beim 24-Stunden-Rennen ist es zum Glück noch kein Problem, genügend Marshals zu bekommen. Die Nordschleife und speziell das 24-Stunden-Rennen haben so eine Strahlkraft nach außen, dass wir dieses Jahr unser Online-Tool zur Anmeldung sechs Wochen vor der Veranstaltung bei 1.000 Marshals haben schließen müssen. Wir bilden beim ADAC Nordrhein auch selbst Marshals aus. So kommen jedes Jahr um die 50 bis 60 neue Marshals dazu und dadurch können wir auch bei anderen Veranstaltungen alles auffangen.
Die Nordschleife steckt mitten in einem Digitalisierungsprojekt. Wird die modernisierte Technik Abhilfe schaffen, falls Sportwarte künftig doch mal knapp werden?
Rund um die Nordschleife wird eine Datenleitung per Glasfaser installiert. Ein Teilstück ist schon erledigt. Im nächsten Winter wird der Rest installiert. Mit über 200 Kameras wird die Strecke überwacht, was kein Mensch leisten kann. Deswegen bedient man sich hier einer Software, die das automatisch macht. Diese Technik werden wir uns natürlich auch zunutze machen. Ich denke, dass uns die Streckensicherung langfristig dadurch einfacher gemacht wird. Wir werden sicher noch Marshals brauchen, die zum Beispiel mit dem Feuerlöscher zum Auto laufen, denn das kann kein elektronisches Gerät. Aber die große Anzahl der Sportwarte wird vielleicht in einigen Jahren dann nicht mehr benötigt.
Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Motorsportmagazin just race – mehr zu just race könnt ihr hier erfahren.
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