Kai Riemer – Instruktor, Coach und Moderator – ist seit vielen Jahren dem 24h-Rennen auf dem Nürburgring treu. In diesem Jahr taucht sein Name bislang jedoch nicht in der Teilnehmerliste der ADAC TotalEnergies 24h-Nürburgring auf. Im Interview verrät der 53-Jährige die Hintergründe.
Dein Name taucht dieses Jahr nicht in der Teilnehmerliste bei den 24h-Nürburgring auf. Auch in der NLS bist Du in diesem Jahr nicht am Start. Was ist los?
Nachdem wir im vergangenen Jahr die Porsche Endurance Trophy Nürburgring mit einem Cup-3-Fahrzeug gewonnen haben, war unser Ziel, in die Cup 2 aufzusteigen. Die Titelverteidigung in der Cup 3 hat uns irgendwie nicht gereizt. Bedauerlicherweise haben wir – also Mauro, Ivan und ich – es nicht geschafft, das Sponsorgeld für die Mehrkosten in der größeren PETN-Klasse zusammenzubekommen.
Trotzdem bist Du beim Langstreckenklassiker in der Eifel vor Ort…
Ja, ich übernehme für die Organisator des Rennens die Moderation bei einem Experten-Talk in einer VIP-Lounge. Auch wenn ich nicht im Fahrzeug sitze, bin ich so Teil des Rennens. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe. Daneben bin ich beim RCN-Lauf am Donnerstagmorgen mit dabei, um einen Fahrer zu coachen. Und, vielleicht fahre ich bei den 24h-Classic mit – das wollte ich schon immer einmal, und bringt bestimmt eine Menge Spaß.
Noch ist ja nicht aller Tage Abend, auch wenn Euer „Paulchen“ – der Pink-farbene Cayman – nicht am Start ist. Was würdest Du sagen, wenn Dir jemand einen Fahrerplatz anbieten würde?
Bei einem Paket, das in der Klasse siegfähig ist, würde ich sicher nicht nein sagen. Ich könnte sogar auch ein paar Euro über meine Partner mitbringen. Aber – und das soll jetzt auf keinen Fall überheblich klingen – da muss dann schon alles passen. Nur zum Spaß an der Freude würde ich das nicht mehr machen. Denn dann würde ich mich darauf konzentrieren, meine Sponsorengelder anderweitig einzusetzen. Wie Du bereits gesagt hast, es ist nicht aller Tage Abend. Vielleicht ergibt sich ja auch noch ein spannendes Projekt für die verbleibende NLS-Saison.
Lass uns über das 24h-Rennen reden. Du bist gefühlt seit Ewigkeiten dabei. Wann war Dein erstes Rennen?
Daran erinnere ich mich noch sehr gut. Das war 1994 mit dem Renault Clio Williams von Arkenau Motorsport. Meine Teamkollegen waren damals Hubert Jahn, Uwe Reich und Hannes Waimer. Wir haben uns sehr gut geschlagen, sind im Gesamtklassement bis auf 14 nach vorne gefahren und wurden dritte in unserer Klasse. Man darf allerdings nicht vergessen, dass Mitte der Neunziger beim 24h-Rennen eher die schwächeren Jahre waren, in denen ausschließlich Gruppe-A- und Gruppe-N-Fahrzeuge am Start waren. Trotzdem war es eine gute Zeit.
Wie lange hat dann der erste Sieg auf sich warten lassen?
Das hat nur ein Jahr gedauert. 1995 habe ich zusammen mit Sven-Otto Rumpfkeil und Mario Hebler im Opel Astra GSi des AMC Diepholz meinen ersten Klassensieg geholt. In diesem Jahr schafften wir mit Platz neun im Gesamtklassement sogar eine Top-10-Platzierung.
Und seitdem warst Du regelmäßig bei den 24 Stunden am Start?
Ich musste seitdem nur zweimal aus beruflichen Gründen aussetzen.
In so vielen Jahren hast Du bestimmt viel erlebt. Was war Dein kuriosestes Rennen?
Auch daran erinnere ich mich noch ganz genau. Ich war 2006 in der SP3 auf zwei Fahrzeugen am Start. Beides waren Honda Civic Type R. Das Problem war nur, dass ein Fahrzeug ein Linkslenker war, der andere ein Rechtslenker. Ich dachte zeitweise, ich hätte das Fahren verlernt, weil ich ständig irgendwelche Curbs mitgenommen habe, die man eigentlich besser nicht mitnimmt. Mit dem „normalen“ Civic sind wir am Ende Dritte in der Klasse geworden. Ich bin zusammen mit Jörg Chmila, Franz Fabian und Peter Venn gefahren.
Du hast sogar ein Rennen in einem siegfähigen Fahrzeug bestritten, oder?
Siegfähig wäre vielleicht etwas übertrieben. Zwar habe ich mir mit Arno Klasen, Peter Kox und Henri Moser einen McLaren MP4 12C geteilt, der von Dörr Motorsport eingesetzt wurde. Aber wir hatten wenn überhaupt nur Außenseiterchancen. Das Teilnehmerfeld war in diesem Jahr ultrastrak besetzt. Und der McLaren war zwar sauschnell, aber eben im GT3-Seglemt eher der Underdog.
Welches Jahr war dein bestes Jahr beim 24h-Rennen?
Eindeutig 2022. Wir waren in der Cup 3 nicht nur in der NLS ein richtig gutes Trio, sondern auch beim 24h-Rennen. Der Klasse waren wir ja bereits seit 2016 treu. Im letzten Jahr war diese dann aber erstmals Teil der Porsche Endurance Trophy Nürburgring. Und das war noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Der Klassensieg beim 24h-Rennen und am Ende der Titel – daran werde ich mich noch lange erinnern.
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