Luca Engstler spricht über seine ersten zwei Rennwochenenden mit Rutronik Racing im ADAC GT Masters. Zudem erklärt er, was für Aufgaben er noch im familieneigenen Rennteam übernimmt.
Du bist nun seit einigen Monaten Audi Sport customer racing-Pilot – wie sind diese Monate für dich bislang verlaufen?
Ich denke, dass die Saison für uns gut angefangen hat, mit dem zweiten Platz im zweiten Rennen. Natürlich ist es viel Neues zu lernen, aber ich denke, dass der Einstand für mich positiv verlaufen ist.
Im ADAC GT Masters startest du für Rutronik Racing, eines der Erfolgsteams der Serie. Mit Patric Niederhauser ist ein ehemaliger Meister dein Partner, der ebenfalls Audi Sport customer racing-Pilot ist. Wie sehr helfen dir diese Faktoren, um dich auf ein GT3-Fahrzeug zu gewöhnen?
Patric und auch die anderen Teamkollegen sind sehr wichtig für mich. Ich denke, man kann so einen Start wie wir ihn hatten, kann man nur abliefern, wenn man sich im Team direkt wohlfühlt und somit direkt seine besten Leistungen abrufen kann.
Bist du es mittlerweile gewohnt, dass du im GT3, im Gegensatz zum TCR, Fahrhilfen wie ABS zur Verfügung hast und wie sehr ändert das deinen Fahrstil?
Der Unterschied ist definitiv sehr groß. Es sind von der Fahrweise zwei komplett unterschiedliche Konzepte, die sich sehr in der Fahrweise unterscheiden. Jede Strecke ist momentan daher komplett neu für mich, aber ich glaube, dass es trotz dieser Gegebenheiten schon sehr gut läuft.
In deinem zweiten Lauf im ADAC GT Masters direkt auf das Podium zu fahren, was war das für ein Gefühl, als du in Oschersleben auf dem Podest standest?
Das war natürlich sehr schön. Ich habe natürlich gute Erinnerungen an das Podium vom ADAC GT Masters, ich habe ja letztes Jahr schon bei der ADAC TCR Germany oft auf dem Podium gestanden und von daher ist es einfach klasse, dass es gleich so weiter geht.
Die Aktion von Fabian Schiller hat viele Leute an ein Unsafe Release erinnert. Was war dein Eindruck damals in Oschersleben? Und denkst du, dass du das Rennen gewonnen hättest, wenn du da in der Box ihn hättest überholen können?
Für mich waren das zwei Themen, zum einen das Unsafe Release, welches von der Rennleitung thematisiert wurde und beschlossen wurde, dass es keins war. Ich denke das war im TV Bild schön zu sehen das ich jegliche Kollision in der Boxengasse vermeiden wollte und somit Richtung Mauer gelenkt habe. Das Problem war, dass Fabian vergessen hat den Speedlimiter auszuschalten und ich fahre mir da dann den Frontflap ab. Das hat uns natürlich Performance gekostet und ich bin mir sicher, dass wir ohne diesen Zwischenfall das Rennen hätten gewinnen können.
Bislang hast du alle vier Rennen in den Punkten beenden können – wie wichtig ist diese Konstanz über die Saison gesehen?
Das ist enorm wichtig. Nur mit so einer Konstanz hast du am Ende eine Chance auf die Meisterschaft, denn wenn am Ende eine Top-10-Platzierung das schlechteste Ergebnis ist, dann hat man alles richtig gemacht.
Was ist dein Ziel für die restlichen ADAC GT Masters-Rennwochenenden?
Ehrlich gesagt, nehme ich mich aus dem Titelkampf komplett raus, da das meine erste Saison im ADAC GT Masters ist. Hier gibt es Jungs, die schon seit sechs Jahren fahren und sich noch nicht den Titel haben sichern können und von daher wäre es, finde ich, vermessen, gleich Titelambitionen zu haben. Ich gebe einfach mein Bestes und ich habe einfach den Wunsch, diese Saison ein Rennen zu gewinnen. Wenn wir das erreicht haben, dann können wir zufrieden auf die Saison zurückschauen.
Du fuhrst für IronForce by Phoenix beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Konntest du den 911 GT3 Cup vorher testen oder war das eine Premiere für dich sein?
Das war meine Premiere im GT3 Cup. Die ganze Aktion war sehr spontan, da ich leider nicht auf einem Audi eingesetzt werde und war daher sehr dankbar, dass ich von Audi die Freigabe bekommen habe, mit anderen Teams das Rennen bestreiten zu können, da die Nordschleife einfach etwas ganz Besonderes ist. Ich find es toll, dass die Audi-Jungs mir die Kilometer auf der Nordschleife ermöglichen und bin da sehr dankbar, das mit IronForce by Phoenix machen zu dürfen.
Was bedeutet es für dich, auf einem der absoluten Fanlieblinge zu starten?
Ehrlich gesagt, ist es einfach mein Ziel, für die besten Teams an den Start gehen zu können, da ist es erstmal zweitrangig, ob das Team ein Fanliebling ist oder nicht. Es ist natürlich schön die Fans auf seiner Seite zu haben, mein Ziel ist es jedoch zu lernen und für nächstes Jahr eine gute Basis schaffen zu können.
Stehen in diesem Jahr für dich, neben dem GT Masters, noch weitere Rennen mit Audi auf dem Fahrplan?
Ich bin natürlich dran, da ich auf jeden Fall mehr als die sieben Rennwochenenden bestreiten möchte. Da laufen die Gespräche, aber da kann ich momentan leider noch nichts zu sagen. Der Audi-Kader ist einfach sehr stark und ich habe da ganz klar nicht die Erwartung, Fahrern wie Kelvin van der Linde ihre Fahrerplätze beim 24h-Rennen in Spa wegzunehmen. Mein Kalender ist noch recht leer und ich warte einfach auf den Anruf von Audi.
Du warst in der ADAC Formel 4 und in der ADAC TCR Germany an den Start gegangen – war es damals immer ein Ziel auch mal im ADAC GT Masters zu starten?
Man muss sagen, dass mein Ziel bisher immer war, in der WTCR an den Start zu gehen und dort auch um Titel zu kämpfen. Letztes Jahr war es durch einige fragwürdige politische Entscheidungen einfach sehr frustrierend. Für mich war es jetzt einfach wichtig etwas Neues zu machen. Du fährst dich gewissermaßen über Jahre einfach fest und da ist es jetzt einfach schön, mit neuem Schwung durchzustarten.
Euer Familienteam startet mit Honda in der WTCR und der TCR Germany, dazu fährt dein Vater in der Ferrari Challenge – wie sehr bist du noch in die Aktivitäten des Teams eingebunden?
Ich kann so viel sagen, dass ich von morgens früh um acht bis Feierabend schon immer noch in der Firma bin. Ich versuche das Team so gut es geht zu unterstützen, da mir das natürlich auch Spaß macht. Es ist schon schön, da ein paar Aufgaben zu übernehmen. Ich kümmere mich da zum Beispiel um unsere Fahrer.
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