Was sich seit einigen Wochen deutlich abgezeichnet, ist nun offiziell. Jeffrey Schmidt wird sich nach über 20 Jahren aus dem Motorsport zurückziehen und hängt seinen Helm an den berühmten Nagel.
Schmidt begann seine Karriere 2001 im Kartsport, ab 2007 war er international unterwegs. 2011 gelang ihm dann der Sprung in den Formelrennsport, als er in der ADAC Formel Masters an den Start ging. Bereits in seinem zweiten Jahr konnte er auf ganzer Linie überzeugen und wurde Dritter in der Gesamtwertung. Obwohl Schmidt seinen Formel 3 Test erfolgreich mit Bestzeit absolvierte, wechselte er 2013 in den GT-Sport.
Bis 2016 bestritt Schmidt Rennen im Porsche Carrera Cup Deutschland, in dem er 2015 den dritten Platz der Fahrergesamtwertung feiern konnte. Parallel fuhr Schmidt auch im internationalen Pendant, dem Porsche Mobil 1 Supercup. Mit mehreren Pole-Positions, 20 Podestplatzierungen und mehreren Siegen sowie dem Titelgewinn im Porsche Middle East Cup 2016 bewies Jeffrey Schmidt sein Talent unter den besten Rennfahrern der Welt.
Bereits in seinem ersten Jahr im GT-Sport wagte sich Jeffrey Schmidt auf die legendäre Nordschleife. 2013 fuhr er mit einem Porsche 997 GT3 Cup des Haribo Porsche Racing Teams beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring sein erstes Langstreckenrennen. Ein Motorschaden nach über 23 Stunden verhinderte auf den letzten Metern ein Top-Ergebnis bei seinem Langstreckendebüt mit damals 19 Jahren.
Von 2017 bis 2021 trat Schmidt im ADAC GT Masters an. Insgesamt gelang ihm 10-mal der Sprung aufs Podium, drei Mal davon als Sieger. Die meisten Siege gelangen ihm bei seiner letzten Station im GT-Sport mit Callaway Competition auf einer Corvette C7 GT3-R. Der ADAC GT Masters-Finallauf im vergangenen November auf dem Nürburgring mit der Callaway Corvette war sein letztes Rennen.
Seine wohl größten Erfolge fuhr Jeffrey Schmidt jedoch im Langstreckensport ein. Auf einen zweiten Platz beim 24h Rennen in Daytona 2017 folgte der dritte Platz beim 24h Klassiker in Spa sowie ein zweiter Platz in der VLN im Jahr 2018.
Die Entscheidung sich anderweitig weiterzuentwickeln sei Ende 2021 gefallen, erklärt Schmidt. Eine leichte Entscheidung war dies nicht.
Ein sportliches Comeback ist nicht gänzlich ausgeschlossen. Vorerst möchte sich Jeffrey Schmidt aber noch intensiver seiner eigenen Firma widmen, die er nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums an der Universität Basel 2017 gründete und die er seitdem mit großem Einsatz zum Erfolgt führt. Folglich wird er seinen Aufgaben auch ohne die Jagd nach dem letzten Tausendstel stets mit Perfektion und Engagement nachgehen.
Mehr im Interview…
In den vergangenen Jahren warst du ein Stammpilot im ADAC GT Masters – 2022 fehlst du. Was sind die Gründe dafür?
Ich war ziemlich genau 20 Jahre auf hohem Niveau im Motorsport aktiv. Seitdem ich denken kann, war Motorsport der Mittelpunkt meines Lebens. Ich habe gemerkt, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um dieses Kapitel zu schließen – zumindest in dem Maße, in dem ich diesen Sport bislang betrieben habe. Ich möchte meine Zeit nun auch anderen Dingen widmen können.Bisher galt: Nach der Saison ist vor der Saison. Als Rennfahrer musst du dich unmittelbar nach dem letzten Saisonrennen zu 100 % auf die neue Saison fokussieren und alle Vorbereitungen anstoßen. Wenn nur ein Prozent fehlt, fährt man nicht mehr vorne auf Weltklasse Niveau mit.Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass ich in allen Bereichen mein absolutes Maximum gebe und trotzdem nicht jeder Aufgabe gerecht werden kann. Zumindest nicht in dem Maße, in dem ich es von mir selbst erwarte. Das hat es erschwert, konstant 100 % aufzubringen. Aus diesem Grund fühlt es sich für mich richtig an, dieses Kapitel zu schließen und zu würdigen, dass es eine schöne und prägende Zeit war, auf die ich sehr gerne zurückschauen werde. Ich glaube, dass ich einiges erreicht habe, aber nun ist Platz für etwas Neues. An diesem Punkt stehe ich aktuell.
Ein großes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle aber meiner Familie und meiner Freundin sowie meinen Sponsoren und Supportern, die mich sehr unterstützt haben und immer hinter mir standen, aussprechen. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen. Sie haben mich auf dieser tollen Reise bis zur letzten Kurve unterstützt und begleitet. Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein!
Hat deine Abwesenheit im Feld des ADAC GT Masters etwas mit dem Rückzug von Callaway Competition zu tun, für die du in den letzten Jahren unterwegs warst?
Ich war immer jemand, der mit Herzblut dabei war. Mit allen Teams, für die ich an den Start gehen durfte, war ich sehr eng verbunden.
Die Harmonie mit Callaway hat von Anfang an perfekt gepasst. Vielleicht hätte ich mich motivieren können, noch einmal mit dem Team durchzustarten und das Potential zu nutzen, das definitiv vorhanden war. Leider blieben uns die großen Erfolge im letzten Jahr durch das Feuer und deren Folgen verwehrt.
Als der Ausstieg von Callaway beschlossene Sache war, war es für mich eine weitere Bestätigung, dass nun der richtige Zeitpunkt ist, um den Helm an den Nagel zu hängen.
Das heißt, du wirst in keiner Rennserie aktiv sein?
Genau, ich werde in keiner Rennserie an den Start gehen. Die Leidenschaft für den Motorsport ist aber ungebrochen. Sollte sich irgendwann die Möglichkeit bieten noch einmal auf einem siegfähigen Auto zu starten, möchte ich nicht ausschließen, dass ich zumindest vereinzelt wieder angreifen werde. Vorläufig ist das jedoch kein Thema für mich.
Schauen wir mal auf deine letztjährige Saison zurück. Bis zum Feuer auf dem Lausitzring warst du mit Marvin Kirchhöfer im erweiterten Titelkampf – danach lief nicht mehr viel zusammen. Denkst du, dass das Feuer der Knackpunkt der Saison war?
Das Feuer hat uns leider alle Chancen genommen. Es hat den Speed, den wir bis dato hatten, regelrecht verbrannt. Wir waren auf Tabellenplatz vier, unweit von den Tabellenführenden entfernt. Das Feuer hat Schäden am Fahrzeug hinterlassen, die wir bis zum Schluss nicht beheben konnten. Dadurch, dass die Callaway Corvette ähnlich einem Prototyp ist, konnten wir nicht einfach ein neues Auto von der Stange nehmen, wie es andere Hersteller getan hätten. Das ist wahnsinnig schade, denn unser Potential war riesig. Wir waren top vorbereitet und alles hat gepasst. Bedingt durch das Feuer mit stumpfen Waffen im Mittelfeld herumfahren zu müssen, hat jedem im Team enorm zugesetzt und geschmerzt.
Du saßt im Fahrzeug, als das Feuer ausgebrochen ist – was waren deine Gedanken in diesem Moment, auch als die Feuerwehr nicht direkt geholfen hat und du einen Feuerlöscher holen musstest, um selbst zu löschen?
In so einem Moment denkt man nicht viel, man agiert eigentlich aus einem Instinkt heraus. Ich weiß, wie hart das Team arbeitet, daher wusste ich auch, wie schmerzhaft der Schaden sein wird. Ich wollte es einfach so schnell wie möglich löschen.
Ich habe mich unmittelbar nach einem Feuerlöscher umgeschaut. Als ich damals bemerkt habe, dass die Feuerwehr nicht eingreift – ich hatte mich ja zunächst abgewendet, da ich aufgrund der Dämpfe des CO2-Feuerlöschers keine Luft bekommen habe – ging bei mir wortwörtlich der Pager an. Ich habe getan was ich konnte und ich glaube, dass es das Mindeste war.
Vor deiner GT3-Karriere warst du im Porsche Carrera Cup aktiv – denkst du, dass der Markenpokal die perfekte Ausbildung für den GT3-Sport war?
Für mich waren die Porsche Markenpokale die perfekte Vorbereitung. Ohne ABS, ohne Traktionskontrolle und ohne sonstigen Helfer – da lernt man richtig Autofahren! Ein Blick in die Historie zeigt, dass sich alle, die in den Porsche Markenpokalen vorne waren, danach weltweit durchgesetzt haben.
Planst du für 2023 die Rückkehr in den Motorsport? Wenn ja, soll die Rückkehr wieder im ADAC GT Masters stattfinden, oder bist du für jede Serie offen?
Wie gesagt, Stand jetzt mache ich mir keine Gedanken, wie meine sportliche Zukunft aussehen könnte. Ich habe diese Entscheidung bewusst für mich getroffen. Daher ist die Situation, wie sie nun darstellt, für mich zufriedenstellend. Ich schaue mit einem Lächeln zurück und freue mich auf alles, was abseits der Strecke kommt. Alles hat seine Zeit und ich bin dankbar für die Menschen, denen ich begegnen durfte, die Erfahrungen, die ich sammeln durfte und nicht zuletzt die Unterstützung, die ich erfahren durfte. Es war nicht immer ein leichter Weg – aber unvergesslicher! Tausend Dank an alle, die an mich geglaubt und mich unterstützt haben.
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