Nach einer starken 2021er Saison im Porsche Carrera Cup und dem Porsche Supercup, steht Leon Köhler bislang ohne Cockpit für 2022 da. Köhler erklärt im Interview, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Zudem erläutert der 22-Jährige, was die Cockpitsuche erschwert.
2021 wurde im Porsche Carrera Cup und im Supercup der neue Porsche 911 GT3 Cup auf Basis des 992er Basismodells eingesetzt. Was sind deine persönlichen Eindrücke zu dem Fahrzeug? Und passt das Fahrzeug eher zu deinem Fahrstil als das bisherige Modell?
Das ist richtig, der neue 992 GT3 Cup Porsche sieht nicht nur mega aggressiv aus, sondern lässt sich auch wirklich wahnsinnig gut fahren. Vom Feeling her spürst du nochmal etwas mehr Racing, da hat Porsche mal wieder richtig gute Arbeit geleistet! Das neue Fahrzeug passt sehr gut zu meinem Fahrstil, auch wenn man hier, wie bei den meisten Rennfahrzeugen, wieder einiges an Erfahrung mitbringen muss, um es am Limit bewegen zu können.
Wie zufrieden bist du mit deiner letztjährigen Saison?
Als Rennfahrer willst du immer ganz oben auf dem Podest stehen und hast auch das Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen, was natürlich auch im letzten Jahr wieder mein Ziel war. Leider lief es im Qualifying nicht immer optimal, so dass ich unter schwierigeren Voraussetzungen die fehlenden Meter und Positionen im Rennen wieder aufholen musste. Das war nicht immer einfach, weshalb ich am Ende mit meinen Ergebnissen ganz zufrieden bin. Ich habe wieder viel an Erfahrung dazugewonnen, was mir künftig helfen wird, um mehr Rennen gewinnen zu können.
Was war dein persönlicher Höhepunkt der Saison 2021?
Das Wochenende des PMSC in Zandvoort war wirklich super für mich. Vom freien Training an war ich sofort vorne dabei und es hat alles gepasst. Am Sonntag wurde ich nur knapp Zweiter, konnte jedoch bis zum Schluss um den Sieg kämpfen. Aber ich muss sagen, mein absolutes Highlight war definitiv das Finalrennen auf dem Hockenheimring, wo ich mit einem sehr großen Abstand mein Heimrennen gewonnen hatte. Das war wirklich ein Wahnsinnslauf.
Viele haben vermutet, dass du auch in diesem Jahr für Huber Racing an den Start gehen wirst. Dem ist aber nicht so. Kannst du etwas zu deiner jetzigen Situation sagen?
Das ist richtig. Aktuell ist offen, wohin meine Reise im Motorsport gehen wird. Leider kann mit meinem letztjährigen Sponsor die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt werden, was ich sehr bedauere. Ich habe mich bei Huber Racing sehr wohl gefühlt. Das Team hat immer einen guten Job abgeliefert, was viele Außenstehende aufgrund der Ergebnisse auch gesehen haben. Doch leider war mein Platz im Team an dem überraschend weggefallenen Sponsor geknüpft. Nun muss ich mich wieder umschauen und neu planen. Der Zeitpunkt ist natürlich alles andere als optimal, da viele Fahrerplätze schon vergeben sind.
Die letzten Jahre bist du in den Porsche-Markenpokalen an den Start gegangen, wäre dies auch deine liebste Option für das diesjährige Jahr? Oder schließt du auch einen Umstieg in die GT4 oder GT3 nicht aus?
Ich würde der Porsche-Familie schon sehr gern treu bleiben. Die Einsatzfelder der Marke Porsche sind ja weltweit sehr vielfältig. Ob GT4 oder GT3, da bin ich sehr flexibel. Im Motorsport musst du aber auch immer offen für was ganz Neues sein. Ich finde Prototypen wie LMP3 oder LMP2 auch sehr spannend.
Hast du derzeit Angebote und Optionen für die Saison 2022 auf dem Tisch, oder stehst du noch mit leeren Händen da?
Das ein oder andere Angebot lag tatsächlich schon auf dem Tisch, die Anzahl hielt sich bis jetzt jedoch in Grenzen. Da viele von ausgingen, dass ich fest bei Huber Racing weiterfahren würde. Von den vorliegenden Angeboten war allerdings ein großer Teil über meinem Budget. Leider spielt der finanzielle Aspekt immer eine große Rolle. Heutzutage reicht Talent allein nicht mehr aus und es ist nahezu unmöglich, ohne starke Partner und Sponsoren erfolgreich Motorsport zu betreiben. Wenn du jedoch aus einer reichen Familie stammst, wo eventuell auch noch ein bekannter Name hinter steht, schaut es oft einfacher aus. Es ist schon sehr schade, wenn aus diesen Gründen viele Talente verloren gehen.
Macht es die derzeitige Lage mit Corona und der Ukraine-Krise noch schwieriger Sponsoren zu finden, da diese derzeit ihr Geld für andere Dinge ausgeben?
Die derzeitigen Krisen machen sich in vielen Bereichen des Motorsports bemerkbar. Sponsoren zu finden war noch nie ein leichtes Spiel. Auch bei Verhandlungen um Cockpits im internationalen Sektor gibt es aktuell Schwierigkeiten. Mal sind es die strengen Corona-Beschränkungen oder die unsicheren Wirtschaftslagen, die durch die Ukraine-Krise stark beeinflusst werden. Ich hoffe, dass sich die Lage schnellstmöglich wieder beruhigt. Viel wichtiger ist, dass die Menschen wieder Frieden finden und in ihre Heimat zurückkehren können. Mir tun die Menschen unbeschreiblich leid.
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