Callaway Competition schockte viele ADAC GT Masters-Fans mit der Bekanntgabe der Motorsport-Pause – hier mehr dazu. Wir sprachen mit Ernst Wöhr über die Entscheidung zur Pause, die Vergangenheit des Teams im ADAC GT Masters, die Entwicklung der Rennserie und der GT3-Klasse, sowie die angedachte Rückkehr 2024.
Die Nachricht der Motorsport-Pause von Callaway Competition hat viele ADAC GT Masters-Fans überrascht und schmerzlich getroffen – wie schwer ist Ihnen dieser Schritt gefallen?
Natürlich extrem schwer. Wir haben bis zum Schluss abgewägt, was das Beste ist für unsere weitere Zukunft und kamen so zu dem Entschluss.
Als der ADAC Ende Dezember den aktuellen Einschreibestand präsentierte, war noch die Corvette von Callaway Competition aufgeführt. Was hat Sie dann zum Umschwung bewegt die Nennung zurückzuziehen und die Motorsport-Pause auszurufen?
Wir hatten uns als Timeline Mitte Januar gesetzt, zu der wir eine endgültige Entscheidung treffen müssen. Bis dahin hatten wir mit den für uns wichtigen Personen in unserem Umfeld gesprochen.
Bis auf das Saisonfinale 2019 nahm Callaway Competition bislang an jedem Rennwochenende des ADAC GT Masters teil – wie hat sich die Serie Ihrer Meinung nach in diesem Zeitraum entwickelt?
Die Kosten seit 2007 haben sich mehr als verdoppelt. Anfangs hatten wir einen Gold-und einen Bronze-, oder zwei Silber-Fahrer im Auto. Die Amateure finanzierten einen guten Teil des Budgets. Es wurde von Jahr zu Jahr professioneller, es kamen von Werken bezahlte Fahrer dazu, heute sind auf allen Top-Autos zwei Profis. Es war schon immer gute und schnelle Konkurrenz im GT Masters, nur nicht in der Anzahl wie heute.
Im ADAC GT Masters ist Callaway Competition das erfolgreichste Team mit 35 Gesamtsiegen – zudem wurde zweimal die Meisterschaft gewonnen. Wie stolz sind Sie auf diese Rekorde?
Wir sind natürlich sehr stolz als letzter Tuner mit unseren eigenentwickelten und gebauten Autos so erfolgreich gewesen zu sein. Letztendlich verdanken wir das auch unserem kleinen Super-Team, von dem sich jeder ohne Grenzen für unseren Erfolg einsetzte.
Was sind Ihre liebsten Erinnerungen an die bisherige Zeit von Callaway Competition in der „Liga der Supersportwagen“?
Unsere liebste Erinnerung ist wohl, dass wir Jules Gounon entdeckten und ihm die Chance gaben auf unserem TopAuto zu fahren. Diese Entscheidung erwies sich als 100% richtig. Jules erfüllte unsere Erwartung voll und hätte um ein Haar im ersten Jahr bei uns, mit dem damals neu entwickelten Auto, die Meisterschaft gewonnen. Sein unglücklicher Crash im letzten Rennen verhinderte dies, jedoch gewann Jules im Jahr darauf 2017 dann alles was es zu gewinnen gab.
Wie bewerten Sie die Entwicklung der GT3-Klasse generell? Zu der Anfangszeit wurden die Fahrzeuge fast ausschließlich von Tunern gebaut – zuletzt war Callaway Competition der letzte Tuner in der Kategorie.
Es gibt zwar keine reinen Werkseinsätze, aber die Autos werden von den Werken von Jahr zu Jahr weiter entwickelt und die erfolgsversprechenden Teams auch entsprechend unterstützt. Die Tuner haben sich fast alle in die nächst “niedrigeren“ Klassen verzogen, oder sind gar nicht mehr in der Szene zu finden.
Es ist nicht die erste Motorsport-Pause von Callaway Competition. Nach dem GT1-Projekt und dem Start bei den 24h Daytona 1997 war das Team bis zur GT3-Ära nicht im Motorsport aktiv. Lässt sich die Situation von damals mit der jetzigen vergleichen? Was sind die Parallelen und Unterschiede in den beiden Situationen?
Diese zwei Situationen sind total verschieden und lassen sich nicht miteinander vergleichen.
1997 übernahm die FIA die BPR-Serie und entschied kurzerhand, dass jeder Hersteller der ein GT1 homologieren wollte, 25 Strassenautos bauen muss.
Zuvor war von BPR und ACO Le Mans nur ein Strassenauto notwendig, welches wir auch gebaut und homologiert hatten. Ich bin noch heute stolz, wenn ich den Fahrzeugbrief in der Hand halte. Jedes dieser Autos sollte 1,5 Millionen DM kosten… und damit waren wir aus der Sache raus. Daytona war die einzige Chance unseren Sponsoren zu zeigen. dass es überhaupt ein einsatzfähiges Auto gab. Dass wir nach ca. elf Stunden in GTS-Führung liegend ausfielen tat diesem Beweis kein Abbruch.
Heute haben wir aus – wie wir denken – Vernunftsgründen den Stecker gezogen und wollen uns auf die Zukunft ausrichten.
Für 2024 haben Sie eine Rückkehr ins ADAC GT Masters mit der neuen Corvette C8 Z06 GT3.R angekündigt. Wie sicher ist diese Planung? Und können Sie schon mehr zu der Planung für 2024 sagen?
Wir kündigten an dass dies unser Ziel ist. Wir haben mehrere Videokonferenzen mit GM und dabei unser Interesse bekundet. Wir denken, dass unsere Chancen gut stehen, falls GM im ersten Jahr überhaupt eines der ersten Kleinserie in Europa sehen will. Hoffen wir, dass es nach 2024 noch lange Motorsport mit Verbrennungsmotoren geben wird.
Kann Callaway Competition mit der geballten GT3-Erfahrung Corvette Racing bei der Entwicklung des Fahrzeugs unterstützen, oder wird dies komplett in Eigenregie in den USA geschehen?
Wir haben bei diesen Videokonferenzen einiges unserer Erfahrung zur GT3 und dem Umfeld mitgeteilt, sowie Teile unserer C7-Homologation vorgestellt, aber die Entwicklung und der Bau des Fahrzeuges wird in kompletter Eigenregie von GM und Pratt & Miller in USA getätigt.
Bis zur Rückkehr 2024 planen Sie mit dem Bau eines Trackday-Fahrzeugs auf C8-Basis – kann hierzu schon mehr gesagt werden?
Dazu kann ich derzeit nur sagen…wir sind dabei.
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