Martin Tomczyk beendete nach der Saison 2021 seine Karriere als Werksfahrer und wechselt ins Serienmanagement der DTM Trophy. Wir sprachen mit ihm über seine neuen Aufgaben, die anstehende Saison der DTM Trophy und seine Entscheidung als BMW-Werksfahrer aufzuhören.

Für dich erfolgt zum Jahr 2022 der Wechsel vom BMW-Werksfahrer ins Serienmanagement der DTM Trophy. Wie schwer fiel dir die Entscheidung, deinen Fokus abseits des aktiven Rennsports zu legen?

Die Entscheidung ist mir natürlich nicht ganz leichtgefallen. Ich habe fast mein ganzes Leben lang aktiv Rennsport betrieben – 21 Jahre davon Werkssport. Klar ist aber auch, dass irgendwann jeder aktive Sportler, unabhängig von der Sportart, an diesem Punkt im Leben steht. Die guten Gespräche mit Gerhard Berger und seinem Team haben den Entschluss, meine aktive Rennfahrerkarriere zu beenden, erleichtert. Aber ich bleibe dem Rennzirkus ja erhalten. Darauf freue ich mich.

Planst du zukünftig nochmal in den aktiven Rennsport zurückzukehren, oder war die GT World Challenge Europe in Barcelona dein letztes Rennen und du hast den Helm offiziell an den Nagel gehängt?

Die GT World Challenge Europe in Barcelona war definitiv das letzte Rennen für mich als Werksfahrer. Ich kann aber glücklicherweise sagen, dass ich bis zum letzten Rennen noch vorne mitmischen konnte – und beim 24h Rennen am Nürburgring auch noch einmal auf dem Podium stand. So einen wie mich bekommt man vermutlich nie ganz vom Lenkrad weg. Aber meine künftigen Einsätze werden auf jeden Fall wohlüberlegt sein. Mein Fokus liegt aktuell ganz klar auf meiner neuen Tätigkeit.

Dein Vater war ebenfalls viele Jahre als Sportfunktionär im Motorsport tätig, hat dies ebenfalls eine Rolle gespielt für deinen Wechsel in das Serienmanagement?

Nein, das hat meine Entscheidung nicht beeinflusst. Aber natürlich habe ich durch ihn bereits einiges mitbekommen. Mir selbst war früh klar, dass, wenn ich meine aktive Fahrerkarriere beende, ich dem Motorsport auf jeden Fall in passiver Tätigkeit erhalten bleiben möchte. Die Gelegenheit durch die DTM-Organisation ITR musste ich einfach nutzen und deshalb freue ich mich jetzt auf meine neuen Herausforderungen.

Du hast deine größten motorsportlichen Erfolge in der DTM gefeiert – wie sehr freut es dich nun, dass du zur ITR zurückkehrst?

Die DTM hat mir in den letzten 20 Jahren so viel gegeben. Ich habe eine entscheidende Phase im Leben in der DTM verbracht, habe mich dort zum vollwertigen Fahrer entwickelt. Einer meiner größten Erfolge war 2011 der Fahrertitel. So etwas prägt. Ich freue mich, der DTM jetzt in anderer Position etwas zurückgeben zu können und meine Expertise einbringen zu können.

Du wirst zukünftig im Serienmanagement der DTM Trophy tätig sein, was werden hier deine genauen Aufgaben sein?

Der Job ist sehr vielseitig, das macht ihn für mich auch interessant. Von der Teamakquise im Vorfeld der Saison über die ständige Kommunikation bis hin zur generellen Verantwortung des Ablaufs an einem Rennwochenende. Ich schaue mir aktuell die bisherige Struktur an, evaluiere das Ganze und optimiere bei Bedarf. Meine Aufgabe ist es, eng mit Teams und Herstellern zusammenzuarbeiten, DTM und DTM Trophy noch näher zusammenzubringen und die DTM Trophy nach außen weiter zu stärken und noch präsenter darzustellen. Es muss klar werden, dass die DTM Trophy ein bezahlbares, erfolgreiches Sprungbrett in die DTM und den internationalen Top-GT-Sport ist.

Die BoP stand in der Saison 2021 von einigen Teams und Fahrern ziemlich im Schussfeuer. 2022 erfolgt nun der Wechsel zu AVL, damit dort – parallel zur DTM – die Einstufung erstellt wird. Wird dies, deiner Meinung nach, helfen das Problem in den Griff zu bekommen?

Ich bin bereits im engen und guten Austausch mit der AVLRACING, die mit einer streckenspezifischen BoP die Basis für einen fairen, engen Wettbewerb bietet. Unser gemeinsames Ziel ist es, für die DTM Trophy 2022 eine sportlich kompetente BoP hinzubekommen. Und ich freue mich, auch an dieser Stelle mein Know-how einbringen zu können.

Auch beim Rennleiter gibt es einen Wechsel – Scot Elkins übernimmt zur kommenden Saison diese Position. Wie wichtig ist dies für die Rennserie, nachdem es in der abgelaufenen Saison auch einige Kritik an der Rennleitung gab?

Ich habe in der Szene über Scot Elkins bereits sehr viel Positives gehört, kenne ihn selbst jedoch bislang nicht persönlich. Er hat international enorm viel Erfahrung und ich glaube, dass dieses Globale der DTM sowie der DTM Trophy guttut. Prinzipiell ist es ein wichtiger und richtiger Schritt, dass künftig beide Rennserien von einem Renndirektor verantwortet werden. Ich bin davon überzeugt, dass das gut wird.

Im Vergleich zu ähnlichen GT-Rennserien ist die DTM Trophy recht teuer, was auch am Einfahrerkonzept liegt, da so die Kosten nicht auf mehrere Fahrer aufgeteilt werden können. Gibt es hier Überlegungen einer Kostenbremse?

Das Einfahrerkonzept ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen GT-Rennserien – ein Fahrer, ein Meister. Das Konzept hat sich bewährt, es gibt daher keine Überlegungen, daran etwas zu ändern.

Kannst du schon einen Ausblick auf die Saison 2022 werfen? Was können die Fans von der DTM Trophy erwarten? Wird das Starterfeld erneut anwachsen, nachdem es 2021 im Saisonverlauf geschrumpft ist?

Es ist sehr erfreulich, dass immer mehr Teams das Potential der DTM-Plattform erkennen und gleichzeitig in der DTM als auch der DTM Trophy starten – das wertet die DTM Trophy schon jetzt auf. Da wir die DTM Trophy als Nachwuchsleistungszentrum verstehen, werden wir in den kommenden Jahren in der DTM ziemlich sicher erfolgreiche Fahrer sehen, die ihr Können zunächst in der DTM Trophy zeigen konnten. Für einen Fahrer ist genau diese Entwicklung total wertvoll.

Das sind ja gerade meine ersten Tage in neuer Funktion, ich muss jetzt mal in Ruhe alles sortieren und mich mit den Teams intensiv austauschen. Aber natürlich ist es mein Anspruch, die Themen, die es in der Vergangenheit gab, anzugehen und die Serie noch attraktiver für Fahrer und Teams, aber auch Partner und Sponsoren und vor allem die Zuschauer zu machen.

Kannst du schon einen langfristigeren Ausblick auf die Zukunft der DTM Trophy nach der Saison 2022 geben?

Ich fokussiere mich jetzt erstmal auf das, was vor uns liegt und das ist die aktuelle Saison. Die DTM Trophy soll aber langfristig die wichtigste Nachwuchsserie Europas sein. Ziel ist es, konstant über 30 Autos im Starterfeld zu haben.

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