Nach der Stallorder von Mercedes und der Kollision von Kelvin van der Linde mit Liam Lawson beim Saisonfinale der DTM auf dem Norisring spricht Serienchef Gerhard Berger Klartext und kritisiert die Beteiligten scharf.
Es war ein denkwürdiges Saisonfinale auf dem Norisring. Per Stallorder beordert Mercedes-AMG teamübergreifend zum Titel in der DTM, während Kelvin van der Linde in der ersten Kurve der ersten Runde den Tabellenführer Liam Lawson trifft und den Ferrari 488 GT3 so stark beschädigt, dass der Neuseeländer den Titel, trotz einer komfortablen Tabellenführung, verpasst. Gerade in den sozialen Netzwerken ging danach die Post ab und es gab viele kritische Kommentare zur DTM, dass dies nichts mehr mit Motorsport zu tun hat und viele Zuschauer nichts mehr die Rennen verfolgen wollen und die Zeit zukünftig in andere Rennserien investieren wollen.
Gerhard Berger gibt nun gegenüber der Bild zu, dass er seit dem kontroversen Finale schlecht geschlafen hat. „Mit solchen künstlichen Verschiebungen kommt mein Sportlerherz nicht zurecht. Wenn ein Fahrer aus eigener Initiative eine Entscheidung im Sinne des Teams trifft, dann ist das in Ordnung. Das ist aber auch die Grenze. Absolut inakzeptabel ist aber, wenn Teams oder Fahrer den Auftrag bekommen, ihre Position aufzugeben, um den Vorteil woanders hinzuverlagern“, so der Österreicher. Berger kündigt an, dass die ITR sich die Vorfälle genau anschauen wird und daraus Konsequenzen ziehen wird.
2020 war Teamorder in der DTM per Reglement verboten. Strafen von bis zu 250.000 € waren dafür vorgesehen. Zur Saison 2021 wurde dieser Paragraf gestrichen. Der Grund: Die DTM sollte sich mit dem GT3-Reglement an Privatteams richten und die Hersteller nicht so stark involviert werden.
Und auch Kelvin van der Linde wird massiv von Berger kritisiert. Der Südafrikaner kollidierte in der Grunding-Kehre mit Liam Lawson und zerstörte so die Titelhoffnung des Ferrari-Piloten, der 2022 nicht mehr in der Serie starten wird. „Sein Verhalten in Turn 1 war nicht akzeptabel – weder sportlich noch sicherheitstechnisch. Die harten Manöver gegen Götz kann man vielleicht noch unter hartem Racing verbuchen. Aber die Tatsache, dass er den Meisterschaftsführenden in der ersten Kurve aus dem Rennen genommen hat, können wir als Plattform nicht unterstützen, ist aber letztendlich eine Sache der Sportbehörde.“
„Was ich klar sagen muss: Beide Themen, die Mercedes-Stallorder und das Manöver von van der Linde, haben nicht nur Diskussionen ausgelöst, sondern der DTM einen Schaden zugefügt“, so Berger abschließend. „Das tut mir wahnsinnig leid für alle Beteiligten, die zur Attraktivität der DTM in dieser Saison beigetragen haben und die alles dafür getan haben, dass die DTM für hartes, faires Racing bis zum letzten Rennen steht, bei dem der Beste gewinnt. Das ist uns im Finale leider nicht gelungen und schießt uns in der Gunst der Fans weit zurück.“
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