Beim Debüt der GT2 European Series in Monza ging Hans-Joachim Stuck in einem KTM X-Bow GT2 von True Racing by Reiter Engineering an den Start. Nach dem Rennwochenende in Norditalien sprachen wir mit der deutschen Motorsportlegende.
Viele Fans waren verwundert, dass Sie bei der GT2 European Series in Monza an den Start gegangen sind – wie kam es dazu?
Bei einer der Testfahrten mit dem GT2 war einer meiner Söhne dabei. Da hat der Hans Reiter meinen Sohn gefragt, ob er vielleicht noch jemanden weiß, der GT2 European Series fahren möchte. Und da hat mein Sohn, wieder mal typisch, ganz frech gemeint, dass der „Alte“ nix zu tun hätte. Daraufhin hat mich der Hans angerufen, dann hat mich noch der Hubert Trunkenpolz von KTM angerufen und schon war ich dabei. Und es ist mir wirklich eine Freude und eine Ehre!
Was waren ihre ersten Eindrücke vom KTM X-Bow GT2? Und mit was für einem Fahrzeug, welches Sie in Ihrer langen Karriere gefahren sind, kann man den Wagen am ehesten vergleichen?
Für mich war nach einem guten Jahr Pause und nach meinem 70er schon die Frage, ob ich noch die Reaktionen und den Biss habe. Aber das ist scheinbar eingebaut bei mir – ich war nach der ersten Runde schon wieder voll drin und begeistert! Da muss man aber dazusagen, dass der KTM X-BOW GT2 ein Auto ist, das nicht tricky zu fahren ist, im Gegenteil. Das Auto macht dir Mut, gibt dir Vertrauen, es lässt dich mehr probieren, später bremsen, früher Gas geben und so weiter. Es ist ein sehr harmonisches Fahrzeug. Am ehesten vergleichbar mit dem Audi R8 LMS GT3 – aber deutlich besser, weil er der X-BOW leichter ist.
Da wird sich Audi aber nicht freuen?
Na dann müssen’s halt ein besseres Auto bauen! (lacht Augen zwinkernd)
Im ersten Lauf haben Sie sich am Ausgang der Ascari-Schikane in die Leitplanke gedreht, wie kam es dazu?
Mich hatte kurz zuvor der Lamborghini überholt, das hat mir gar nicht gepasst. Denn wollte ich mir wieder holen und ich habe gemerkt, dass ich im Windschatten an den rankommen kann. Also wollte ich den Ausgang aus der Variante Ascari besonders gut erwischen, um mich ransaugen zu können. Da bin ich einfach ein bisschen zu früh aufs Gas, kam auf den Kerb und hab‘ das Heck verloren und mich gedreht. Ich wollte in dem Moment einfach zu viel. Was mir geholfen hat war, dass ich solche Situationen kenne und gut meistern kann, so konnte ich das Auto noch auf die andere Seite zwingen, weil normal schlägst du da am Ausgang links ein, wo überhaupt kein Platz ist. Dass ich dann noch ganz leicht angeschlagen bin, war Pech, aber trotzdem ärgerlich, weil dabei die Spurstange abgebrochen ist.
Den zweiten Lauf beendeten Sie mit Kris Rosenberger auf der siebten Position. Wie verlief das Rennen für Sie?
Also zuallererst muss ich sagen, dass ich den Kris Rosenberger nur flüchtig gekannt habe. Aber mit ihm habe ich wirklich einen tollen Teamkollegen bekommen, saumäßig schnell, vielleicht sogar ein bisschen schneller als ich, wenn es darauf ankommt. Der hat ja am Beginn des zweiten Rennens gezeigt, was er kann, dass er niemals aufgibt und um jeden Meter kämpft. Wir haben dann beim Boxenstopp leider zu viel Zeit verloren, wir alten Säcke, da wäre mehr drin gewesen. Wenn wir das üben, können wir sicher noch weiter vorne sein! Aber generell ist die Paarung mit dem Kris super – wenn wir uns beide noch besser an das Auto gewöhnen, dann wird das richtig toll. Und wie gesagt, so einen Teamkollegen bekommt man nicht alle Tage, ich freu‘ mich sehr dass der Kris so eine coole Socke ist!
Sie haben am ersten Rennwochenende in der Geschichte der Rennserie teilgenommen. Was waren Ihre Eindrücke von der Rennserie? Wo gibt es, Ihrer Meinung nach noch Verbesserungspotenzial?
Also ganz grundsätzlich muss ich sagen dass das, was der Stephane Ratel da auf die Beine gestellt hat, wirklich außergewöhnlich ist. Ich kenne ja den Rennzirkus hinlänglich, aber dieser Event, der ganze Ablauf, das Team von ihm, das ist wirklich eine Sensation. Besonders auch in Sachen Corona-Prävention. Es wird mit sinnvollen Maßnahmen und Gefühl vorgegangen, es ist extrem sicher, gleichzeitig hast Du aber den Eindruck, dass Du mit Freunden unterwegs bist. Man hat Spaß und Freude am Rennfahren und es gibt keine sinnlosen Auflagen. Die Leute, die das machen, sind absolute Spitzenklasse. Ich hab‘ den Stephane auch angerufen und ihm das gesagt, ich hab‘ gesagt: Wenn das Maximum 100 Punkte sind, dann bist Du bei mindestens 90 Punkten. Verbesserungspotenzial gibt es da nicht mehr viel. Ich glaube, dass nach diesem Wochenende in Monza der eine oder andere Blut geleckt hat, was die GT2 betrifft. Das waren tolle Rennen, es sind spektakuläre Autos, die Serie ist perfekt organisiert, hoffentlich sind wir in Hockenheim schon ein paar Autos mehr.
Werden Sie noch weitere Läufe in der GT2 European Series bestreiten?
Ursprünglich war ja nur dieses eine Rennen geplant. Aber es hat so viel Spaß gemacht, dass ich unbedingt weiterfahren möchte. Und ich muss mich da bei KTM und Hubert Trunkenpolz sowie Hans Reiter ganz herzlich bedanken, denn so wie es aussieht, werde ich so viele Rennen fahren können, wir mir das mein Terminkalender erlaubt. Diese Möglichkeit nehme ich mit großer Freude wahr!
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