Christian Hohenadel beendete nach der Saison 2019 seine Karriere als Rennfahrer und wurde Teamchef bei HTP WINWARD Motorsport. Wir sprachen mit ihm über die Saisonplanung und über Zukunftspläne des Rennstalls. Zudem spricht er darüber, wie das Team mit der aktuellen Situation umgeht.
Zur Saison 2020 hast du den Helm an den Nagel gehängt und wurdest Teamchef bei HTP WINWARD Motorsport – fiel dir die Entscheidung schwer?
Ich müsste lügen, würde ich mit Nein antworten. Rennen zu fahren war immer meine große Leidenschaft. Aber generell liebe ich Herausforderungen. Und die neue Rolle als Teamchef ist eine enorm große Herausforderung, der ich mich sehr gerne stelle.
Du fuhrst die 2020er Version des Mercedes AMG GT3 noch – wie sehr unterscheidet sich das Auto vom bisherigen Modell und was sind die wichtigsten Änderungen?
Fahrerisch sind die Veränderungen höchstens im Detail spürbar. Der neue Mercedes-AMG GT3 hat die Tugenden seines Vorgängers übernommen. Das Auto ist sehr gut zu kontrollieren und überfordert auch weniger routinierte Fahrer nicht. Andererseits können nach wie vor nur gute Fahrer die Extra-Performance aus dem Paket kitzeln. Die Änderungen am neuen Auto zielen vornehmlich auf Verbesserungen in den Bereichen Servicefreundlichkeit, Haltbarkeit und Kostenkontrolle für die Teams ab.
Mehr zum neuen Mercedes AMG GT3 (Technische Daten/Galerie)
Kannst du mehr Hintergründe zur Fusion von HTP Motorsport und WINWARD Racing sagen – wie kam es dazu? Und wie stark hat sich dadurch das Team verändert?
Die beiden Teams arbeiten in den Vereinigten Staaten ja schon länger zusammen. Die Fusion war eine logische Konsequenz aus ähnlichen Philosophien und Visionen. Zwei starke Partner, die gemeinsam noch stärker werden und viel erreichen wollen. Und das mit einem noch internationaleren Fokus.
Im ADAC GT Masters wird das Team zwei Fahrzeuge einsetzen – das Ziel kann eigentlich nur der Titelgewinn sein, nachdem dieser mehrfach knapp verpasst wurde?
Kein Team setzt sich zum Ziel, einfach nur dabei zu sein. Die wollen alle gewinnen, und die meisten haben auch das Zeug dazu. Deswegen ist die Competition im ADAC GT Masters so unglaublich hart. Um die Frage konkret zu beantworten: Ja, das ist das Ziel.
Der ADAC hat die geplanten Änderungen am Qualifyingformat für die Saison 2020 auf Eis gelegt, was ist deine Meinung dazu?
Ganz ehrlich: Ich habe dazu keine konkrete Meinung. Wir nehmen es einfach, wie es kommt.
Neben dem ADAC GT Masters wird die Mannschaft 2020 auch erstmals in der ADAC GT4 Germany antreten – war diese eine logische Programmerweiterung für euch und plant HTP WINWARD Motorsport in Zukunft weitere GT4-Programm in Europa?
HTP Motorsport betreibt seit Jahren eine intensive Nachwuchs- und Talentförderung, die schon im Kart beginnt. Die GT4 ist eine perfekte Plattform, um junge Talente an das hohe Niveau im internationalen GT-Sport heranzuführen. Mit einem schnellen und faszinierenden, dabei aber für Team und Fahrer gut zu handelnden Rennauto wie dem Mercedes-AMG GT4.
Hier mehr zum ADAC GT4 Germany-Programm mit Luci Trefz und Julien Apothéloz.
Zudem startet das Team im GT World Challenge Europe Endurance Cup – was sind dort die Ziele in diesem Rennjahr?
Wir kennen die Rennserie, wenngleich unter anderem Namen, ja aus der Vergangenheit und Wissen um das hohe Niveau im Teilnehmerfeld. Dennoch ist auch hier das Ziel klar: Wir wollen vorne mitfahren, je weiter vorne, desto besser. Allerdings müssen wir noch sehen, wie sich die Kalendersituation gestaltet. Im Moment zeichnen sich Terminüberschneidungen ab, die unsere Planungen beeinflussen könnten.
Warum fiel die Entscheidung, im Endurance Cup „nur“ mit einem Silver Cup-Fahrzeug mit drei jungen Piloten zu starten und nicht mit einem Fahrzeug aus der Topklasse?
HTP WINWARD Motorsport versteht sich zum einen als Profi-Rennteam, zum anderen aber auch als Motorsport-Dienstleister. Und so gibt es eben Fahrer mit Silber-Status, die gerne im Silver Cup starten möchten und bei uns eine entsprechende Anfrage stellen. Ob wir künftig auch wieder ein Pro-Auto in der GT World Challenge an den Start bringen, ist noch offen.
Wird das Team 2020 auch auf der Nürburgring-Nordschleife starten? Aus den bisherigen Bekanntgaben geht dies nicht hervor?
Angesichts des umfangreichen Programms von HTP WINWARD Motorsport in diesem Jahr, das sich über drei Kontinente erstreckt, haben wir beschlossen, in diesem Jahr nicht in der Nürburgring Langstrecken-Serie oder bei den 24 Stunden Nürburgring zu starten. Wir möchten uns nicht verzetteln, sondern das, was wir tun, mit vollem Einsatz und unter Ausschöpfung aller verfügbaren Ressourcen tun. Aber ganz klar: Die Nordschleife ist quasi Teil der DNA von HTP WINWARD Motorsport. Insofern ist eine Rückkehr in die Grüne Hölle für 2021 absolut denkbar.
Zudem absolviert das Team auch ein amerikanisches Rennprogramm in der GT World Challenge America sowie der IMSA Michelin Pilot Challenge – wie sieht das einsetzende Team dabei aus? Fliegen dafür Personen aus dem europäischen Team in die USA, oder führt das ehemalige WINWARD-Team diese durch?
Sowohl in Europa als auch international tritt die Mannschaft als HTP WINWARD bzw. WINWARD HTP auf. Und das bedeutet, dass das Team stets aus Personal beider Partner besteht und teilweise Leute über den Großen Teich fliegen – in beide Richtungen.
Sind für die Zukunft weitere Programmerweiterungen in Nordamerika geplant, z.B. in die IMSA WeatherTech Sportscar Championship?
Ja, durchaus. Aber wie gesagt: Wir wollen uns nicht verzetteln, sondern einen Schritt nach dem anderen machen.
Wie sehr schränkt Corona die Saisonvorbereitung der kompletten Mannschaft ein?
Wir hatten eigentlich die ganze Zeit gut zu tun, haben die Autos, sowohl die alten als auch die neuen, präpariert und die Testarbeit wiederaufgenommen, sobald das möglich war. Ich würde also sagen: Wir sind gut vorbereitet.
Einige Teams gaben schon öffentlich bekannt, dass sie die aktuelle Situation nur einige Monate aushalten können, ehe es in einer Insolvenz enden wird. Wie ist der aktuelle Stand bei HTP WINWARD Motorsport? Machst du dir auch Sorgen um die Zukunft des Teams?
Ohne die Lage kleinreden zu wollen, steht HTP WINWARD Motorsport auf sehr gesunden Füßen. Wie bereits erwähnt, hatten wir durchgehend zu tun und konnten so die Verluste minimieren. Aber auch uns ist der Ernst der Lage bewusst. Je schneller wir alle wieder in einen Normalbetrieb zurückkehren können, desto besser. Und natürlich sind wir Racer und brennen darauf, uns endlich wieder im Wettbewerb zu messen.
Hier mehr zum vollem Rennprogramm des Teams im Jahr 2020.
Wer weitere Informationen zu HTP WINWARD Motorsport erhalten möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf die offizielle Webseite des Teams.
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