Dennis Marschall startet auch 2020 an der Seite von Carrie Schreiner für Rutronik Racing im ADAC GT Masters – hier mehr dazu. Wir sprachen mit dem 23-jährigen Eggenstein-Leopoldshafener über das 2019er Rennjahr, seine Überbrückung der motorsportfreien Coronazeit, die Highlights seiner Rennkarriere und über seinen Vater Thomas Marschall, der ebenfalls erfolgreicher Rennfahrer war.
Was bezeichnest du als dein bestes Rennen in deiner Motorsportkarriere und wieso? Und was sind deine schönsten Erinnerungen an deine Karriere?
Für mich gibt es, ehrlich gesagt, nicht das eine beste Rennen. Mir fallen einige schöne Momente aus den letzten Jahren ein. Wenn ich ein aktuelles Rennen nehme, dann ist es Rennen 1 des ADAC GT Masters in Hockenheim 2019. Der Stint lief nahezu perfekt und war fahrerisch auf sehr hohem Niveau.
Wo es Höhen gibt, gibt es auch Tiefen. Was ist, deiner Meinung nach, dein Tiefpunkt in deiner Karriere gewesen?
Der Tiefpunkt meiner Karriere war eindeutig Ende 2018. Die Saison im BMW M6 GT3 lief gar nicht nach meinen Vorstellungen und wurde damit abgerundet, dass ich nicht länger im BMW Junior Team war. Also stand ich da: Ohne Resultate, ohne finanzielle Mittel für 2019. Das war ein sehr schwerer Moment für mich persönlich.
Ab Mitte 2019 ging es für mich bergauf und ich kann aktuell den Status, als einer der schnellsten Silber-Fahrer im Audi R8 LMS genießen.
Was sind die Top 3 an deinen Rennstrecken, die du bereits selbst befahren hast? Und was zeichnen diese deiner Meinung nach aus?
Spa-Franchorchamps: Die Tradition und einige legendäre Kurven.
Red Bull Ring: Die Anlage und die Streckencharakteristik durch die schnellen Kurven im letzten Sektor
Zandvoort: Die Oldschool Streckencharakteristik und der Flair in den Strandrestaurants.
Viele Rennpiloten überbrücken die Coronazeit mit Simracing. Wie sieht es bei dir aus? Nimmst du auch an solchen Veranstaltungen teil und fährst in deiner Freizeit virtuelle Rennen?
Da bin genauso dabei, wie alle anderen. Ich verbringe täglich Stunden in meinem Sim Zuhause. Ich war auch letztens bei den Redline-Rennen und beim Rutronik Racing Charity-Event dabei. Es macht extrem viel Spaß und ist aktuell das Beste, um das fehlende Racing in der Realität zu kompensieren.
Wie versuchst du ansonsten die Pause zu überbrücken, ehe es wieder mit dem Motorsport los geht?
Ich habe im März ein Praktikum in einer Firma in München angefangen. Der Plan war, dass ich das neben der Rennsaison bis Juni durchziehe. Allerdings hat das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach drei Tagen im Praktikum wurde ich nach Hause ins Homeoffice geschickt. Damit verbringe ich aktuell meinen Tag bis zum Abend.
Du warst ja, neben deiner Rennfahrerkarriere, Student. Wie schwer war es, das Studium mit dem Training und der Karriere unter einen Hut zu bekommen?
Meine Eltern haben sehr viel Wert auf meine Bildung gelegt und ich sollte schon damals so wenig wie möglich in der Schule fehlen. Zum Beispiel habe ich während der Kartzeit oft die Trainings verpasst, da ich freitags noch in der Schule saß. Somit war im Studium die Doppelbelastung nichts Neues. Allerdings war ich schon das ein oder andere Mal ziemlich am Anschlag, als ich vom Rennwochenende nach Hause gekommen bin und am nächsten Tag die Statistik-Klausur auf dem Programm stand.
Dein Vater war ja selbst ein erfolgreicher Rennpilot. Stand dein Wunsch Rennfahrer zu werden dadurch schon früh fest?
Man kann sagen, dass ich dadurch automatisch reingewachsen bin. Ich denke fast jede Person, die auf der Rennstrecke aufgewachsen ist, hat den Motorsport im Blut. Spätestens als ich bemerkt habe, dass ich im Fußball komplett talentfrei war und das Rennen fahren mir viel mehr Spaß gemacht hat und ich den ein oder anderen Erfolg einfahren konnte wusste ich, ich will eines Tages Rennfahrer werden.
Wie viele Tipps versucht dir dein Vater noch zu geben, oder hält er sich damit zurück?
Er hält sich zurück, beziehungsweise gibt es auch gar nicht mehr so viel zu beratschlagen wie früher. Trotzdem besprechen und analysieren wir gemeinsam die vergangenen Sessions, um besser zu werden.
Zwei, Eins, Zwei. Deine Startpositionen in den letzten drei Samstagsrennen der Saison 2019 sorgten für Aufsehen. Was war dein Erfolgsgeheimnis im Qualifying?
Wenn ich das wüsste…
Ich habe bereits Wochen damit verbracht zu überlegen, woher das kam. Ich bin der Meinung, dass ich schon immer das Potenzial dazu hatte, es allerdings erst ab Red Bull Ring/Zandvoort abrufen konnte. Die Zusammenarbeit mit Rutronik hat irgendwann perfekt funktioniert. Ich konnte das umsetzen, was das Team von mir gebraucht hat. Auf der anderen Seite hat auch das Team mich besser verstanden. Der Wohlfühlfaktor war irgendwann extrem hoch, ich denke das hat geholfen.
Dich und Carrie Schreiner trennen, geschätzt, 30 cm Körpergröße. Wie stark hat das den Fahrerwechsel verkompliziert und musstet ihr dafür extra viel trainieren?
Ich habe noch nie so oft einen Fahrerwechsel trainiert, wie vergangenes Jahr. Mit der aktuellen Fahrerwechselzeit kommen wir gerade so hin, schief gehen darf da aber nichts. Carries, wie auch meine, Sitzpositionen sind alles andere als Optimal. Ich muss sagen, es sieht schon fast witzig aus, wie angewinkelt meine Beine im Auto sind. 😀
Wie sehr verkompliziert die aktuelle Coronakrise deine Vorbereitung auf die anstehende Rennsaison?
Meine Vorbereitungen sind noch am Wenigsten betroffen. Mein Fitness- und Simulator-Programm kann ich ja weiter durchziehen. Natürlich ist es schade, dass wir aktuell nicht zum Testen oder Rennen fahren kommen, aber da mache ich mir mehr Sorgen um die Rennteams. Ich hoffe für jedes einzelne der Teams, dass sie die Zeit wirtschaftlich überstehen und dass wir mit vollem Starterfeld in die Saison gehen können.
Wer weitere Informationen zu Dennis Marschall erhalten möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf seine offizielle Webseite, sowie auf seinen Instagramkanal.
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