Marvin Kirchhöfer steht vor einer umfangreichen 2019er Saison. Im ADAC GT Masters startet der 25-Jährige für Callaway Competition, während er in der Blancpain GT Series die komplette Saison für R-Motorsport bestreitet.

Wir unterhielten uns mit Marvin Kirchhöfer:

2018 fuhrst du erstmals für Callaway Competition im ADAC GT Masters – wie zufrieden bist du mit der Saison?

2018 war eine gute Saison für uns, klar kann ich sagen, dass das Ziel war den Titel zu verteidigen, dies ist uns leider nicht ganz gelungen. Trotzdem war es eine sehr erfolgreiche Saison. Wir hatten mit 3 Siegen die meisten Siege, 2 Pole Positions, von daher war ich am Ende des Jahres wirklich zufrieden gewesen mit der Saison.

Auch in dieser Saison wirst du für die Mannschaft mit der Corvette im ADAC GT Masters starten, dein neuer Teamkollege wird Markus Pommer sein. Mit welchen Zielen gehst du in die Saison?

Markus war im letzten Jahr, genau wie ich, kurz vorm Titelgewinn. Das Ziel ist im Endeffekt dasselbe, wir wollen wieder um den Titel fahren.

Callaway Competition ist das einzige Team im ADAC GT Masters, welches die Fahrzeuge selbst baut und entwickelt. Merkt man dabei als Fahrer in dem Team einen Unterschied zu einem Team welches die Fahrzeuge „nur“ einsetzt?

Jein. Zum einen muss ich sagen ich bin es gewohnt, ich war einmal bei HTP und nun bei Callaway. Es ist zum einen das gleiche, so oder so kann man an dem Auto nur begrenzt Setup-Einstellungen machen, letzten Endes sind wir da limitiert und es ist egal ob das Auto eingesetzt wird, oder man es selbst baut. Beim Setup ist es immer das gleiche, da ist halt die Homologation die Limitierung.
Das andere ist, wenn man ein Problem hat sind die Wege deutlich kürzer zur Quelle wo man das Problem beheben kann, das heißt es geht auf direktem Weg zu dem Ingenieur der dafür verantwortlich ist. Wenn es z.B. ein Problem mit dem Getriebe gibt muss man das Ganze nicht über drei Ecken klären. Das ist in dem Bezug auf jeden Fall ein Vorteil.

Zudem wirst du in der Blancpain GT Series im neuen Aston Martin Vantage von R-Motorsport fahren. Bereits bei den 12h Abu Dhabi letztes Jahr konntest du das neue Auto im Renneinsatz bewegen. Wie stark sind die Unterschiede zum Vorgänger? Und wie stark unterscheidet sich der Aston Martin von der Corvette?

Großer Unterschied ist logischerweise der Motor. Wir haben jetzt einen V8-Biturbo mit 4 Litern Hubraum, während es letztes Jahr noch der V12 mit 6 Litern Hubraum war. Das Drehmoment ist natürlich ganz anders und das Auto hat ein anderes Ansprechverhalten. Grundsätzlich ist ein riesen Sprung passiert. Das Auto war letztes Jahr das älteste Auto, das heißt wir haben ein extrem anderes Fahrverhalten. Früher hatte man nicht so viel Aerodynamik an die Autos gebaut, während nun – wie bei Audi und Mercedes – das Hauptaugenmerk drauf liegt. Die Aerodynamik ist viel besser bei dem Auto und dadurch ist der Fahrstil auch ganz anders. Man muss das Auto ruhiger bewegen, wenn einmal der Airstream abreißt geht das ganze eher nach hinten los und man wird nicht wirklich schneller.
Zur Corvette selber ist es schwierig zu vergleichen. Die Corvette hat logischerweise eine sehr, sehr spezielle Charakteristik – jeder weiß, dass das Auto auf Strecken die viel Drehmoment benötigen gut ist, das ist kein Geheimnis. Momentan kann ich das noch nicht so beim Aston Martin einschätzen. Das merkt man am besten wenn man im Feld fährt und sieht wo man Stärken und Schwächen hat. Aber grundsätzlich, von der Balance her, würde ich sagen sind die Autos vom Fahrstil relativ ähnlich. Beides sind sehr ruhige Autos, sehr predictable, also man kann die Balance selber über das Auto her bestimmen. Also gibt es von der Fahrweise der beiden Autos schon einige Gemeinsamkeiten.

Gemeinsam mit Alex Lynn und Jake Dennis startest du im Endurance Cup der Blancpain GT Series. Was sind dort deine Ziele in dieser Saison?

Wir sind letztes Jahr ein paar Mal ganz nah am Podest vorbeigefahren. Schwierig in diesem Jahr vorherzusagen wo wir am Ende rauskommen, da es halt ein komplett neues Auto ist, da es auch ein bisschen Abhängig ist was BoP-mäßig entschieden wird. Wenn man es aus der Vergangenheit sieht, haben sich meistens Autos schwer getan die neu in das Jahr gegangen sind, was die BoP betrifft. Wir haben logischerweise immer das Ziel vorne zu stehen, aber ich denke das kann man nach den paar Tests die wir bislang hatten noch nicht einschätzen wo genau wir rauskommen werden. Schauen wir mal nach Monza wie das ganze läuft und dann gibt es ein genaueres Ziel. Aber ich habe ein gutes Gefühl mit Aston Martin, wir haben eine gute Saisonvorbereitung gehabt, das Team arbeitet sehr hart und sehr präzise – schauen wir mal was wir daraus machen können.

Wie stark unterscheidet sich das taktische Vorgehen von den Rennen im Blancpain GT Series Endurance Cup, der Blancpain GT World Challenge Europe und dem ADAC GT Masters?

Klar bei Endurance-Rennen ist es relativ unausschlaggebend was am Start passiert, wobei das auch variiert: Wenn man ein Dreistundenrennen in Monza fährt kann die Startposition schon entscheidend sein, wenn man ein 24-Stunden-Rennen in Spa fährt ist ein viel, viel entscheidenderer Faktor, dass die Strategie stimmt und man die Full Course Yellows und Safety Cars richtig trifft.
Größter Unterschied von den Endurance-Rennen zu den Sprintrennen ist die Startposition, sprich das Qualifying. Wenn man im ADAC GT Masters oder der Blancpain GT World Challenge vorne steht und gut durch kommt hat man schon mal die halbe Miete. Die Blancpain GT World Challenge hat mit dem Boxenstopp noch einen interessanten Punkt, da kann deutlich mehr passieren, deutlich mehr verrutschen und mehr gewinnen als beim ADAC GT Masters mit den Mindestzeiten, die für uns Fahrer eher entspannt sind, wir haben da keinen Stress. Auch wenn wir da relativ viel Gas geben ist das vom Zeitfenster machbar, während halt in der World Challenge jede Zehntelsekunde zählt, besonders man dort einen Undercut oder einen Overcut fährt und in der Box die Position auf der Strecke bestimmt.

Für dich gibt es diese Saison eine denkbar ungünstige Terminkollision: Das Saisonfinale des ADAC GT Masters auf dem Sachsenring kollidiert mit dem Saisonfinale der Blancpain GT Series in Barcelona – kannst du schon sagen welcher Serie du dort den Vorzug geben wirst, gerade da das Rennen auf dem Sachsenring dein Heimrennen ist?

Eine relativ ungünstige Situation auf alle Fälle. Ich finde es etwas schade, dass man keine bessere Lösung findet, egal von welcher Seite. Das ist für beide Serien sehr schade.
Aktuell liegt der Fokus ganz klar auf Aston Martin, R-Motorsport ist das Team für welches ich dieses Jahr hauptsächlich fahre und auch meine Zukunft mit bestreite. Von daher hat Aston Martin bzw. R-Motorsport erstmal Vorrang.
Wir müssen aber auch erstmal schauen wie die Meisterschaft ausschaut, bis dahin kann viel passieren. Es wird sicher auch ein bisschen Meisterschaftsabhängig gemacht werden. Aber jetzt, aus der aktuellen Situation, hat R-Motorsport Vorrang.

Deinen Saisonstart hattest du bei den 12h Bathurst. Wie zufrieden bist du mit dem Rennen und was waren es für Gefühle, als Matt Campbell euch kurz vor Schluss überholt hat und ihr so den Sieg verloren habt?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich nach Bathurst gereist bin und habe das ganze Komplettpaket genießen können. Wir haben uns vorher dort ein paar Tage akklimatisiert, sprich ein paar Tage in Sydney verbracht, und sind dann nach Bathurst gefahren.
Für mich war das ein unglaubliches Erlebnis, einzigartig und eine der tollsten Erfahrungen die ich im Motorsport gesammelt habe. Dazu das es nicht ganz zum Sieg gereicht hat, muss ich eines sagen: Klar im ersten Moment war man enttäuscht, aber wir sind dort zu dritt angekommen und waren alle Rookies, keiner von uns ist jemals auf dieser Strecke gefahren, das Team ist noch nie auf der Strecke gewesen und wir haben dort relativ großen Namen, wenn ich das mal so sagen darf, gezeigt wo es lang geht. Von daher macht einen das relativ stolz, dass man dort ein bisschen drüber wegschaut, dass es sich nicht ganz ausging. Man hat klar gesehen, dass der Porsche deutlich schneller war und wenn man auch Ehrlich ist, hätten wir das Rennen gewonnen, wenn das Safety Car nicht rausgekommen wäre – weil der KTM X-Bow liegen geblieben ist – und uns das die Strategie kaputt gemacht hat, was den Porsche wiederum in die Karten gespielt hat. Aber gut, so ist es im Motorsport. Kann passieren, aber ich bin da eher positiv gestimmt, dass wir da so einen Erfolg feiern durften mit dem Erfahrungsstand den wir auf der Strecke hatten als Fahrer und als Team. Da geht ein großer Dank an das Team, die das alles koordiniert haben, unser Ingenieur hat strategiemäßig einen riesen Anteil daran gehabt. Deshalb kann ich mit einem guten Gewissen über Bathurst sprechen, ohne dass ich enttäuscht bin.
Und man muss auch fairermaßen sagen, dass Überholmanöver vom Matt Campbell war auch extrem stark, dass muss man auch zugeben, gerade da es viele Leute gab, die meinten es war zu hart, zu riskant oder sonstiges. Auch wenn es gegen uns war, das muss man ihm gönnen.

Wer weitere Informationen zu Marvin Kirchhöfer erhalten möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf seine offizielle Facebookseite sowie auf seine Webseite.
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