Nicolas Schöll wird 2018 im Junior Programm von Allied-Racing sein und für die bayrische Mannschaft in der GT4 European Series starten – im Interview mit uns riss er kurz an wie er dort gefördert wird.  

Teamchef Jan Kasperlik erklärt uns das Junior Programm von Allied-Racing einmal genauer.

„Generell ist Nicolas mit seiner Erkenntnis schon recht früh dran nicht den klassischen Weg eines schnellen Kartfahrers zu gehen. Die meisten versuchen ihr Glück im Formelsport wo Saisonbudgets bei mittleren Teams bereits das dreifache betragen, als im GT4 Sport. Diesen Trend bzw. diese Erkenntnis allein hilft aber nicht die 16-/17-jährigen Nachwuchsfahrer zu einem Top-GT Fahrern über die Zeit reifen zu lassen. Der Altersvorsprung gegenüber „gescheiterten“ guten Kartfahrern die mit 20/22 erkennen, dass der Formelweg nicht funktioniert und dann in den GT Sport wechseln muss nun konsequent genutzt werden. Das „schnell“ werden im GT Sport ist das eine, Schnelligkeit ist die Basis des Erfolgs, aber wird nur ca. 30% eines erfolgreichen GT Fahrers ausmachen der langfristig sein Geld damit verdienen kann. Die anderen 70% bestehen aus Vorbereitung Saison/Rennwochenende, technischem Fahrzeugverständnis, sowie ein eigenes Marketing/Management und Medienarbeit bis zu einem gewissen Grad“, so Kasperlik.

Werfen wir mal einen genauen Blick auf die einzelnen Punkte:

Vorbereitung Saison/Rennwochenende (Umstieg Kart/GT-Auto leicht gemacht)

Junge Umsteiger aus dem Kart kennen weder die Rennstrecken auf denen die GT-Rennen stattfinden, noch die typischen Abläufe eines Rennwochenendes. Dazu haben sie Probleme die Einflüsse dieses Rennwochenendes bündeln und kanalisieren zu können – diesem Problem möchte Allied-Racing entgegen treten und möchte bereits in der Saisonvorbereitung soviel Routine wie möglich einfließen lassen.

Da die Abläufe im im GT-Fahrzeug langsamer sind als im Schaltkart fällt das Fahren der Fahrzeuge den Umsteigern aus dem Kartsport relativ leicht (bis auf das Thema Reifenmanagment, Untersteuern), man muss den Youngstern bereits vor dem Einstieg in den GT-Sport die Arbeit mit den Daten beibringen – also wie liest man die Daten richtig und wie setzt man Verbesserungen effektiv und schnell um. Streckenkenntnis wird an professionellen Rennsimulatoren gelernt. Allied-Racing versucht dazu auch bereits vor dem Rennwochenende zum Testen an der jeweiligen Strecke zu sein – dennoch ist die Vorbereitung im Rennsimulator essentiell, denn so spart man sich unnötige Runden zum kennenlernen der Strecke und hat somit eine Kostenersparnis. Die vom Team genutzten Simulatoren sind mit professioneller Datenaufzeichnung ausgerüstet, so dass die Arbeit am Rennsimulator der am Testtag/Rennwochenende sehr stark ähnelt und so eine Routine entstehen soll. Durch die Datenaufzeichnung erkennt man das Verhalten auf der Bremse sowie die Einlenk/Lenk/Auslenk-Abläufe und so kann man ggf. unnötige und sogar falsche Eingriffe abtrainieren.

Technisches Fahrzeugverständnis

In der Werkstatt des Teams werden Technikseminare stattfinden. So wird Allied-Racing den Junioren zeigen wie die Achsgeometrie das Beschleunigen/Anbremsen/Einlenken verändern kann und so das Fahrverhalten des Autos verändern kann. Beispiel: Ist der Fahrer in der Lage bis zum Scheitelpunkt einer Kurve mit dem Fahrzeug mit Gefühl auf der Bremse reinzubremsen und das Auto verändert seine Spur beim Anbremsen dementsprechend (zu viel kann nicht verraten werden), kann man eine andere Achsgeometrieeinstellung wählen was dem Top-Speed hilft als wenn ein Fahrer nicht bis zum Scheitel bremst.

Dazu lernen die Piloten das Fahrzeug zu interpretieren, wenn das Team etwas am Fahrzeug verstellt soll der Pilot VOR dem Einsteigen ins Auto sagen, wie sich dieses verändert hat und wie man darauf reagieren muss.

Es werden Details über die Technik der Rennreifen beigebracht und erläutert – Fahrzeug- und Reifenhersteller unabhängig.

Diese ganzen kleinen Details sollen dabei helfen den Piloten auf die Renndistanz zu verbessern, aber sie sollen auch helfen den Piloten im Qualifying durch kurzes, gezieltes überschreiten des vermeintlichen Limits mit neuen Reifen – auch das wird man in der Ausbildung bei Allied-Racing lernen. Weitere Lehrinhalte im bayrischen Team sind: Wie beeinflussen Dämpfer- und Stabi-Einstellungen Reifentremperaturen, Fahrverhalten auf Short-Run/Long-Run, Veränderung Fahrwerkseinstellungen für Qualifiying uvm.

Marketing, Management und Medienarbeit

Der wichtigste Punkt Medienarbeit ist das Interviewtraining, dieses kann einfach geübt und trainiert werden, bei Live Tests/Trainings oder vor Ort bei Allied-Racing.

Das Marketing und Managment ist ein weiterer sehr wichtiger Punkt für junge Fahrer, die Ihnen eventuell sogar mehr hilft als reine Topplatzierungen. Am Ende ist jeder Pilot selbst für seine Vermarktung zuständig – das Managment kann nur Ideen und Tipps geben und die notwendige fachliche Umsetzung gestalten. Jeder Pilot muss sich sein eigenes Image definieren – dies muss den Fahrern bewusst gemacht werden.

Allied-Racing bietet den Fahrern derzeit die Plattformen GT4 und GT3 Cup auf Porsche an. Sollte sich Nicolas Schöll im Cayman GT4 gut entwickeln und evtl. noch ein oder zwei Langstreckenrennen im GT3 Cup bestreiten, kann er im Jahr 2019 mit dem Team aus Huglfing in den Porsche Carrera Cup gehen. Das wäre für den jungen Österreicher die perfekte Basis sich ab 2020 frei zu orientieren, wenn der geplante Schritt des Teams in den GT3 Sport (ADAC GT Masters oder Blancpain GT Series) nicht klappt. Bis dahin muss sich Schöll aber sein Marketing und Managment Konzept in Eigenverantwortung erarbeiten – wie das funktioniert bringt ihm Allied-Racing bei.

Zusätzlich erarbeitet das Team derzeit gerade einen 4. Punkt in dem die jungen Piloten geschult werden.

Alle Artikel zu den Themen: , ,