Im Interview mit GT-Place spricht der bisherige DTM-Boss Gerhard Berger über seine Amtszeit und wie sich die Serie in dem Zeitraum entwickelt hat. Zudem spricht der ehemalige Formel 1-Rennsieger über den Verkauf der Namensrechte an den ADAC.

Die DTM-Saison schrieb viele Geschichten – wie zufrieden sind Sie mit dieser Saison?

Das Produkt hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Ich glaube, der Zuspruch der Fans spricht für sich. Wir hatten dieses Jahr ein Rekordstarterfeld mit sechs Marken und Weltklassefahrern in der Startaufstellung – fünf davon waren Anwärter auf die Meisterschaft, die erst im letzten Rennen entschieden wurde.

Es gab immer wieder viele Aussagen von Teams, dass die Rennserie mit ihrem Format und dem Fahrstil zu teuer ist und war. Was ist ihre Meinung dazu?

Das kann ich nicht nachvollziehen. Denn gerade über die internationale Medienpräsenz der DTM ist der Return on Investment (ROI) für die Teams wesentlich höher als bei anderen Serien. Was den Fahrstil betrifft: dieser ist im Wettbewerb mit Weltklassefahrern in der Regel etwas härter und er unterscheidet sich damit auch deutlich von Langstreckenformaten oder Hobbyrennen. Das wiederum zahlt auch auf die Reichweite und am Ende auf den ROI ein. Allerdings gibt es durchaus das ein oder andere Team, das finanziell nicht für diese Liga aufgestellt ist. Gleiches gilt für einige Fahrer, für die das hohe Niveau der DTM eine echte Herausforderung war. Mit den Einschreibungen hatten wir aber nie ein Problem – ganz im Gegenteil.

Nach dem Saisonende haben Sie sich entschieden die ITR aufzulösen und den Markennamen der DTM zu verkaufen, wieso haben Sie sich dafür entschieden?

Die DTM hat sich in den vergangenen Jahren trotz Pandemie, Inflation und Energiekrise sehr gut entwickelt. Ich behaupte auch: sie ist die härteste und beste GT3-Serie der Welt. Es war immer mein Plan, die DTM aufzubauen und sie irgendwann in neue Hände zu geben. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Daher habe ich die Marke an den ADAC verkauft. Ich bin überzeugt, dass der ADAC das Produkt unter den gegebenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen weiter stärken wird.

Gerüchte über einen DTM-Verkauf gab es schon vor dem Saisonstart im April, wo Sie meinten, dass dies nur einen Investor bzgl. der DTM Electric betrifft. Seit wann hatten Sie mit diesem Gedanken gespielt?

Es war klar, dass ich die DTM zum richtigen Zeitpunkt verkaufen werde. Konkret waren wir auf der Suche nach einem Investor für die DTM Electric. Da die DTM Electric aber Teil der Plattform ist, haben sich die Gespräche am Ende des Tages auch häufig vermischt.

Vor einigen Wochen hieß es aus dem ADAC-Umfeld, dass „Berger die DTM wie saures Bier loswerden möchte“. Stimmt dies so? Und warum war es keine Option für sie, die DTM unter der bisherigen Option fortzuführen?

Die DTM ist ziemlich populär. Der ADAC war einer von mehreren Interessenten und am Ende der glückliche Gewinner. Übrigens habe ich in meinem Leben nur schlechte Geschäfte gemacht.

Waren schlussendlich die hohen Kosten rund um die DTM Electric der Grund für den Verkauf? Und warum war es keine Option die DTM Electric einzustellen und mit den etablierten Rennserien die Plattform fortzuführen?

Auf der sportlichen Seite hat sich die Meisterschaft sehr stark entwickelt, aber auf der kommerziellen Seite gab es immer wieder Gegenwind. Ein wichtiger Punkt in unseren Gesprächen mit Partnern und Sponsoren war, dass die Unternehmen immer mehr daran interessiert waren, die Plattform mit der Elektrifizierung zu verknüpfen, was es nicht einfacher machte.

Sie haben die ITR aufgelöst, bevor der ADAC eine Entscheidung zum Kauf getroffen hat. Hier hätte es im schlimmsten Fall dazu kommen können, dass der ADAC den DTM-Namen nicht übernommen hätte und Sie die ITR bereits aufgelöst hätten und Sie danach von vielen Fans als Totengräber der DTM wahrgenommen worden wären. War Ihnen dieses Risiko bewusst oder war dies in diesem Moment egal?

Da wir uns inhaltlich relativ schnell einig waren und sich für den ADAC vielversprechende Perspektiven ergeben haben, haben die Gespräche keinen Zweifel daran gelassen, dass alles am Ende so stattfindet, wie es gekommen ist.

Mit dem Verkauf endet Ihr DTM-Engagement. Wie bewerten Sie diese Zeit oder trübt dieses Ende die Zeit?

Ich habe viel Herzblut in die DTM gesteckt und hatte fünf wunderschöne Jahre mit viel Arbeit. Rückblickend sehe ich eine DTM, die sich sehr gut entwickelt hat. Die Entscheidung, die DTM an den ADAC zu verkaufen, ist für mich eine Geschichte mit „Happy End.“ Mir war es wichtig, eine gute Absprungbasis zu schaffen, damit der Motorsport in Deutschland auch weiterhin eine aussichtsreiche Zukunft hat.

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