Christian Menzel wirft im Interview einen Blick auf die Faszination Porsche Carrera Cup! Er schaut auf seine aktive Zeit zurück und erklärt seine Rolle, welche er mittlerweile in der Rennserie absolviert.
Was sind deine Aufgaben, die du im Rahmen des Porsche Carrera Cup und Supercup absolvierst?
Ich bin sowohl im Supercup als auch im Carrera Cup ein sogenannter „Driver Advisor“. Das heißt, dass ich den Rennleiter und die Stewards auf der Suche nach Meinungen unterstütze, wenn sie zum Beispiel einen Backup haben wollen, der ein ehemaliger Cup- oder Supercup-Fahrer ist und verschiedene Situation auch nochmal differenziert betrachten kann. Ich hab mir damals in meiner Zeit in der Rennleitung schon immer jemanden gewünscht, der Situationen auch aus der Fahrersicht erklären kann – und in genau der Position bin ich jetzt seit zwei Jahren hier im Carrera Cup und schon seit sechs Jahren im Supercup. Es ist einfach wie die Schiedsrichterrolle im Fußball, mal bist du der Gute und mal bist du der Böse – das macht es aber finde ich aus und habe da einfach sehr viel Spaß dran. Überall da. wo es einen Driver Advisor gibt oder gab, hat sich die Qualität der Entscheidungen verbessert, alle vor Ort profitieren voneinander. Ich verstehe auch viel besser, wie schwierig der Job des Rennleiters oder Stewards sein kann. Das vermittle ich auch den Fahrern und Teamchefs. Es fahren bis zu 32 Autos gleichzeitig, stell dir vor, im Fußball wären 32 Bälle auf dem Platz! Merkst Du was!?
Was macht für dich den Porsche Carrera Cup so erfolgreich?
Motorsport wird, wie ich finde, heutzutage einfach sehr politisch gesteuert, siehe anhand der BoP in den bekannten GT3-Serien. Hier, in unseren Markenpokalen, gibt es einfach nur echtes Racing. Das sind einfach geile Autos, alleine die Zahlen mit 510 PS, 1.260 Kg Leergewicht. Dazu haben die Autos keine Traktionskontrolle und kein ABS – das ist einfach noch Motorsport wie man es aus den alten Zeiten kennt! Hier wird 30 Minuten lang flag-to-flag um jeden Millimeter gekämpft. Wenn die Jungs aus den Autos steigen, wird da auch mal nochmal über einige Situationen diskutiert, aber das gehört wie ich finde auch einfach zum Motorsport dazu. Hier im Carrera Cup wird der Motorsport einfach noch richtig zelebriert. Ich bin viele Jahre Carrera Cup und Supercup gefahren und muss einfach sagen, das waren vom Racing her mit Abstand die besten Jahre. Ich bin der größte Fan von diesen Markenpokalen! Das ist super professionell was Porsche hier auf die Beine stellt und das ist einfach richtig toll.
Du bist selbst viele Jahre im Porsche Carrera Cup Deutschland an den Start gegangen. An welches Rennen erinnerst du dich dabei besonders gerne zurück und wieso?
Nein, ich habe da tatsächlich kein spezielles Rennen, an das ich mich zurückerinnere. Da waren einfach viele Rennen dabei, die Spaß gemacht haben. Es waren auch sehr viele zwischenmenschliche Dinge dabei, wenn man sich mal im Rennen berührt hat und sich dann nach dem Rennen wieder in die Arme gefallen ist. Ich habe da wirklich einige Sachen erlebt, aber so speziell der eine Moment stößt da jetzt nicht wirklich hervor.
In deiner Cup-Zeit waren, neben vielen Talenten, auch viele Cup-Haudegen wie Uwe Alzen oder Jörg Hardt an den Start. Gab es da einen Fahrer, mit dem du am liebsten gekämpft hast oder auch welche, die du nicht ausstehen konntest?
Positiv wie negativ gab es da jetzt keinen Fahrer, den ich speziell hervorheben würde. Jeder Fahrer hat natürlich seinen eigenen Stil und Art wie er seine Rennen fährt, aber das macht unseren Sport, wie ich finde, ja auch aus. Wenn jemand unangenehm war, ist das natürlich nicht unkommentiert geblieben. Dann gab es verständlicherweise auch mal den ein oder anderen Spruch im Anschluss an die Rennen.
Denkst du, dass sich der Carrera Cup in den letzten Jahren – durch immer mehr boomende GT-Serien – zu einer Nachwuchsserie entwickelt hat, da viele über den Carrera Cup, den Sprung in Richtung GT3 und Werkscockpit schaffen wollen?
Wenn wir ehrlich sind, ist das mittlerweile der einzig vernünftige Weg für junge Talente. Der Forme-l-Weg ist heutzutage einfach nicht bezahlbar und daher steigen jetzt immer mehr Nachwuchspiloten um auf den GT-Sport. Fakt ist, wenn du in einem der Porsche-Markenpokale vorne dabei bist, dann ist das wie ein Gütesiegel für die Fahrer. Diese Cup-Fahrzeuge sind dermaßen schwierig zu fahren, wenn du dich damit konstant in der Top-10 bewegen kannst, dann ist das definitiv ein Zeichen für dein Talent. Was Porsche in den letzten 20 Jahren gemacht hat, das heißt ihre Werksfahrer immer wieder mit Cup-Fahrer zu bestücken, da sehen wir heute einfach den Lohn von, dass ganz viele Supercup fahren, um dieses Sprungbrett in den Werkssport zu nutzen. Ich sage immer, wenn du in einem Cup-Porsche schnell bist, dann bist du auch in jeglichen anderen Fahrzeugklassen schnell unterwegs.
Du warst ja auch schon im asiatischen Carrera Cup am Start. Wie hat sich dieser vom deutschen Pendant unterschieden?
Ich bin ja 2008, 09 und 10 im Porsche Carrera Cup Asia an den Start gegangen und hab damals echt gedacht, dass man da mal ganz locker rüber fliegt und sich dann da den Meistertitel holt – aber das war definitiv nicht so. Der Cup da ist auch wirklich sehr professionell und es gibt da auch im vorderen Teil des Feldes einige Fahrer die sauschnell sind und sich auch hier bei uns in den Markenpokalen definitiv nicht verstecken bräuchten. Die Strecken da sind einfach sehr speziell. Wir haben da im ersten Jahr erst mal sehr viel lernen müssen. Bei Lufttemperaturen von 40 Grad sind das einfach ganz andere Voraussetzungen als hier bei uns in Europa. Wenn du zum Beispiel in Malaysia ein Rennen fährst, kann man das nicht mit Rennen hier in Spa oder am Nürburgring vergleichen. Mein Sohn Nico konnte den Cup ja auch schon gewinnen, lustigerweise mit dem gleichen Team und den gleichen Mechanikern, mit denen ich da auch schon den Titel holen konnte. Das ist eine tolle Schule, um selbstständig zu werden.
Wenn du nur einen Cup Porsche aller Fahrzeuggenerationen bewegen dürftest, welcher wäre es und auf welchen Strecken würdest du ihn bewegen?
Das ist eine ganz schwierige Frage, weil jede Generation des Cup-Porsche seine Besonderheiten hat. Ich bin damals mit dem 997 Cup viel auf der Nordschleife unterwegs gewesen, da konnte man die großen Autos speziell im Regen schon ziemlich mit ärgern. Da waren wir oft in Podiumsnähe und haben sogar Rennen angeführt, da macht dann natürlich echt ziemlich Spaß. Wenn man mit einem Fahrzeug fährt, was ein Drittel von so einem GT3-Fahrzeug kostet und denen trotzdem um die Ohren fahren kann, das hat einfach was. 991 und 992 sind aber natürlich auch einfach geil, da hat einfach jedes Fahrzeug seine Eigenheiten. Ich liebe diese Autos einfach, die haben einen tollen Klang, sind puristisch, jeder Fehler wird bestraft und daher ist es, wie ich finde, einfach das ideale Rennauto. Ich habe keinen speziellen Cup-Porsche, den ich jetzt hervorheben würde. Wenn ich finanziell unabhängig wäre, dann hätte ich definitiv gerne von jeder Generation ein Fahrzeug, müsste dafür jedoch auch eine eigene Halle bauen, um die alle unterbringen zu können.
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