Sie sind das Salz in der Suppe, die sogenannten Kleinen, die Underdogs, die Individualisten. Abseits des grellen Lichts der Scheinwerfer gehen sie ihrem Hobby Motorsport mit mindestens genauso viel Leidenschaft nach wie mancher Werksfahrer. Einer dieser mittlerweile Alteingesessenen in der Nürburgring Langstrecken-Serie ist Gerrit Holthaus. Der Lüdenscheider ist seit 2013 mit einem Renault Clio in der NLS am Start. Im letzten Jahr gründete der 38-Jährige mit X85racing gar sein eigenes Team. Neben Holthaus nehmen in dem seit 1990 produzierten Kleinwagen des französischen Automobilherstellers Michael Bohrer und Marc Wylach Platz.

Der Team-Name rührt von der Modellbezeichnung des Renault Clio der dritten Generation her (interne Bezeichnung X85), daher „X85racing“. „Der Name geisterte schon seit 2017 in meinem Kopf herum.“ Die Fahrzeugfarben sind eine Hommage an viele erfolgreiche Autos aus dem Hause Renault/Alpine. „Für mich ist Motorsport nicht anders vorstellbar als mit dem Cup Clio.“

Das erste Jahr als Teamchef in der NLS kann Holthaus durchaus als gelungen betrachten: „Ich habe mein neues Team mit vielen alten Gesichtern und meinem bekannten Clio, der von Jahr zu Jahr weiter entwickelt wird, gegründet. Wir haben die Klasse gewonnen, insofern kann man zufrieden sein, aber wir hatten auch Pech in der Eifel“, sagt Holthaus, der beruflich Heizöl, Kraft- und Schmierstoffe verkauft, bescheiden.

2021 war aus seiner Sicht auf der Nordschleife durchaus ereignisreich: „Ein sicherer Sieg wurde uns bei NLS 3 verwehrt, weil unser Auspuff kaputt ging und wir somit zu laut waren. Das zog eine Disqualifikation nach sich. Bei NLS 4 hatten wir einen Motorschaden und konnten nicht ins Rennen gehen. Das hatte ein weiteres Streichergebnis zur Folge. Die restliche Saison mussten wir mit einem schwächeren Motor fahren. Glück hatten wir beim Double-Header, als wenige Meter vor mir in der Mutkurve der Motor eines BMWs hoch gegangen ist und dieser den Inhalt seiner Ölwanne auf die Strecke verteilte. Ein kleiner Einschlag war trotz sofortigem Einlenken und Gashalten nicht zu verhindern. Wir konnten dennoch beide Läufe für uns entscheiden. Im letzten Lauf lagen wir sicher in Führung. Ich bin dann aber auf einer Ölspur eines GT3-Auto am Flugplatz abgeflogen und eigeschlagen. Der Clio wurde dabei stark beschädigt. Natürlich sind vier Klassensiege und ein zweiter Platz okay, aber es hätte auch mehr dabei heraus kommen können.“

Die neue Rolle als Teamchef stellte ihn hingegen weniger vor Schwierigkeiten: „Die organisatorischen Dinge waren für mich kein Riesenaufwand. Eine neue Herausforderung war für mich allerdings, die jetzige Infrastruktur zu schaffen. Das war schon recht aufwändig. Zum Beispiel musste ein LKW, ein Zelt, Heizdecken und Werkzeug angeschafft werden. Zum Glück habe ich ein paar Sponsoren und ein super Team auf das ich mich verlassen kann.“

Nun könnte sich der eine oder andere fragen, warum sollte es ausgerechnet ein Clio als Einsatzfahrzeug sein. Holthaus gerät bei dieser Frage noch immer ins Schwärmen: „Für mich ist der Clio eines der ehrlichsten Autos auf der Nordschleife. Du hast keine Helferlein und musst wirklich hart arbeiten, um auf entsprechende Rundenzeiten zu kommen. Dieses kleine Auto fordert den Fahrer physisch enorm. Die Bedienkräfte sind verhältnismäßig hoch und somit ist eine gute Fitness des Fahrers sehr wichtig. Durch das geringe Gewicht von etwas über 1000 Kilogramm, dem sequentiellen Getriebe oder dem Saugmotor mit Einzeldrosselklappen bereitet der Clio nach wie vor dem Fahrer große Fahrfreude.“

1999 begann seine Geschichte in der Eifel als regelmäßiger Zuschauer beim 24-Stunden-Rennen. An seinem Debüt als Motorsportler hatten die „Teichmänner“ dann einen gehörigen Anteil: „Irgendwann hatte Georg mich angerufen, und gefragt, ob ich für einen schmalen Euro bei ihm fahren möchte, weil ein Fahrer abgesprungen war. Dies konnte ich in der Saison noch drei Mal wiederholen. Damals lief mir auch Michael Bohrer das erste Mal über den Weg, der dort auf einem Astra fuhr.“

Mittlerweile hat Holthaus 23 Klassensiege eingefahren in der NLS. In diesem Jahr könnte es also zu einem kleinen Jubiläum kommen: „Ich möchte so viele Siege wie möglich sammeln. Natürlich poliert so eine Zahl das eigene Ego. Aber, wenn ich ehrlich bin, schaue ich nicht auf die Statistik. Wichtiger ist mir die Platzierung am Ende des Jahres.“

Besonders freut er sich erneut auf die Duelle Stoßstange an Stoßstange mit Tobias und Daniel Overbeck. Die Kämpfe gegen die Brüder machen unglaublich Bock. Wir hauen uns gegenseitig richtig auf die Mappe, aber immer fair. Das macht es für mich aus. Natürlich helfen wir uns aber auch gegenseitig im Notfall. Ich freue mich aber genau so sehr auf den Clio von aufkleben.de Motorsport rund um Stephan Epp. Eppi, Michael und ich sind lange Zeit zusammen in der VLN und beim 24h Rennen gefahren und können auf viele gemeinsame Erfolge zurückblicken. Für die kommende Saison hat er ein sehr vielversprechendes Fahrer/Auto-Paket geschnürt.“

Gerne hätte Holthaus mehr Konkurrenz in der H2. Im Schnitt waren dort in 2021 fünf Autos bei den Rennen am Start. Die Gründe dafür liegen für ihn aber auf der Hand: „In unserer Klasse kommen leider keine Autos mehr dazu. Die Industrie produziert keine 2-Liter-Sauger mehr. Seit Corona sind es zudem in der H2 noch weniger Starter geworden, denn hier starten Privatleute, die teilweise wirtschaftliche Probleme haben. Insofern können wir bei dem kleinen Feld aus eigener Kraft trotz der neuen Punktevergabe auch kein Meister werden.“

Dennoch will das Trio in 2022 wieder angreifen, wenngleich es noch kleinere Fragezeichen gibt: „Finanziell stehen wir nicht schlecht da, allerdings hat mir für dieses Jahr ein Sponsor abgesagt. Dieses Defizit gilt es nun anderweitig auszugleichen.“

Quelle: NLS-Website

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