Der ehemalige Sieger der 12h Bathurst sowie Meister in der Blancpain Endurance Series, Wolfgang Reip, meldet sich nach mehreren Jahren Funkstille zu Wort und spricht über seine Einschränkung, welche er im Motorsport erlitten hat.
Vor zehn Jahren gewann der Belgier Wolfgang Reip die Nissan GT Academy. Zwei Jahre später nahm er an den 24h Le Mans teil, ehe er 2015 die 12h Bathurst und die Blancpain Endurance Series im Nissan GT-R GT3 für sich entscheiden konnte. Nach einem Jahr als Bentley-Werksfahrer legte er Ende 2016 seine Karriere auf Eis.
Nun hat sich der Belgier nach mehreren Jahren Funkstille zu Wort gemeldet und spricht über seine Behinderung, die er im Motorsport erlitten hat und wie diese ihn täglich einschränkt.
„Ich bin behindert. Dies ist das erste Mal, dass ich mich entschieden habe, öffentlich darüber zu sprechen. Wenn wir an Behinderung denken, denken wir an ein fehlendes Glied oder eine durch neurologische Störungen verursachte Lähmung durch Unfall oder Krankheit“, so der 34-Jährige. „Meine Behinderung ist nicht sichtbar, aber sie ist extrem lähmend und hat mein Leben verändert.“
Reip zählt auf, was er alles nicht mehr kann: Mit dem ÖPNV unterwegs sein, in eine Bar gehen, mit Freunden feiern, einen Film oder ein Video mit Ton anschauen, duschen, einkaufen oder kochen ohne Schutz, einen Tag in der Stadt verbringen, alles was mit reellem und virtuellem Motorsport zu tun hat, sich unterhalten ohne zu flüstern und vieles weitere.
„Ich leide nach mehreren Schalltraumata während meiner Pilotenkarriere an schwerer Hyperakusis und lähmendem Tinnitus. Der erste kam 2014, aber es war leicht, und ich hatte weiterhin ein normales Leben und fuhr weiter, aber es wurde immer schlimmer und seit zwei Jahren ist es besonders schlimm. Es ist eine seltene und wenig bekannte Krankheit, daher gibt es wenig Forschungen hierzu“, so der Belgier auf seiner Facebookseite. „Im Grunde genommen ist es das Gehirn, welches nicht mehr richtig funktioniert und Geräusche nicht mehr richtig verarbeitet und es verursacht Entzündungen im Ohr und angrenzenden Nerven. Es ist ein komplexes Problem, da mehrere Bereiche des Gehirns beteiligt sind. Es ist nicht klar, ob das Ohr beschädigt ist oder nicht. Das Ergebnis ist, dass der Klang buchstäblich in meinen Ohren schmerzt. Ich weiß, es ist schwer vorstellbar, aber so ist es, wenn jemand eine Weile mit normaler Stimme mit mir spricht, bekomme ich eine sehr unangenehme Flucht- oder Kampfreaktion von meinem Körper und meine Ohren werden anfangen zu schmerzen und, je mehr sie schmerzen, desto niedriger ist das Toleranzniveau. Bei plötzlichen hochfrequenten Geräuschen ist es noch schlimmer, denken Sie an all die Geräusche von Geschirr oder Hämmern. Und obendrein habe ich einen sehr starken Tinnitus, nicht die Art, die man nur in der Stille hört, nichts, was ich nicht ertragen kann, kann ihn überdecken, und er verstärkt sich, wenn ich Geräuschen ausgesetzt bin.“
Zudem hat Reip eine Spendenaktion erstellt, damit die Hyperakusis_Erkrankung weiter erforscht werden kann. Hier könnt ihr mehr dazu erfahren und spenden.
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