Ralph Monschauer ist der Organisator des GTC Race. Im Gespräch blickt er auf die 2021er Saison zurück und gibt einen Ausblick auf das kommende Rennjahr. Zudem spricht er ausführlich über die spezielle Nachwuchsförderung im GT4-Fahrerkader sowie das ADAC Racing Weekend.
Die GTC Race-Saison 2021 stand erneut unter keinem guten Stern. Neben Corona hat auch die Flutkatastrophe im Ahrtal die Saison stark geprägt. Wie fasst du schlussendlich das Rennjahr zusammen?
„Et kütt wie et kütt“, weiß ich als geborener Kölner und schaue motiviert in die Zukunft. Aber natürlich hat uns die Verschiebung der Saison 2021 und die Nürburgring-Absage zurückgeworfen. Gerade weil wir in der Eifel auch 30 Fahrzeuge am Start gehabt hätten. Das Finale, im Herbst 2021, auf dem Hockenheimring hat dann aber für vieles entschädigt und das Potenzial vom GTC Race gezeigt.
Beim Saisonfinale in Hockenheim gingen rund 30 GT-Sportwagen an den Start – war dies ein gutes Gefühl nach der schwierigen Saison? Oder kam in dir etwas Wehmut auf, da ein ähnliches Feld auch bei anderen Veranstaltungen möglich gewesen wäre, aber durch die äußeren Umstände verhindert wurde?
Im Februar 2021 hatten wir mit Einschreibungen und Gaststarts einen Schnitt von 25 Autos. Dann kam es zu den Terminverschiebungen. Und Terminänderungen sind für uns am schlechtesten, da unsere Gentlemen-Fahrer einen vollen beruflichen Kalender haben und die Teams schon anderweitig ihren Einsatz geplant hatten. Das hat uns pro Wochenende einige Autos gekostet. Wichtig war uns aber, dass die jeweiligen Teilnehmer vor Ort zufrieden waren und haben für uns selbst schon Werbung für die Zukunft gemacht. Und das hat sehr gut geklappt. Wir konnten unsere Ideen transportieren und neue Kunden finden.
Das GTC Race war 2021 die Hauptserie des neuen ADAC Racing Weekend. Was ist dein Eindruck von der neuen Veranstaltungsplattform? Und wie kam es überhaupt zum Wechsel zum ADAC Racing Weekend? Für einige Außenstehende wirkte dies eher als Rückschritt, da die Serie 2020 im DTM-Programm gefahren wurde.
Das ADAC Racing Weekend ist schon jetzt ein großer Erfolg. Wir präsentieren mit unterschiedlichen Serien Motorsport zum Anfassen für die Fans. Es ist eine hervorragende Breitensportplattform. Ich habe bislang noch niemand getroffen, der das Konzept anzweifelt. Mit Guido Quirmbach haben wir hier vom ADAC einen engagierten Ansprechpartner. Und mit den Serienverantwortlichen vom Tourenwagen Junior Cup, DTC und Tourenwagen Legenden gibt es einen regen Austausch zu Entwicklungen und neuen Ideen.
Was den Wechsel angeht, so sind wir beim ADAC Racing Weekend besser aufgehoben. Mit der ITR haben wir weiterhin guten Kontakt und wir waren 2020 sehr zufrieden. Aber mit dem Wechsel der DTM zu GT3-Fahrzeugen und dem Aufbau der DTM Trophy hätte das in Verbindung mit GTC Race keinen Sinn gemacht. Für den Fan wären ja gefühlt nur GT3 oder GT4 unterwegs. Zuerst die DTM mit GT3, dann die DTM Trophy mit GT4 und dann kommen wir mit GT3 und GT4 in einem Feld. Wer sollte das verstehen? Und der ADAC hatte uns das vorgeschlagen, was ich schon seit 2013 angeregt habe: Einen Nachfolger für die frühere Beru TOP 10. Unsere Ideen waren sehr deckungsgleich und als Hauptserie ist das ADAC Racing Weekend ist es für uns natürlich sehr attraktiv.
2021 wurde erstmals der GT4-Fahrerkader im GTC Race ausgerichtet, wie kam es zu der Idee? Und wie zufrieden bist du mit dem Kader in der ersten Saison?
Die Idee mit einer Förderung hatten wir schon länger. Talent zu unterstützen ist mir wichtig. Zu Beginn der Saison 2021 schien mir ein guter Zeitpunkt. Und mein Gesellschafter Roland Arnold mit Sohn Kevin fanden das Konzept sofort hervorragend. Da hat sich der zweite Sohn Luca auch sofort eingeschrieben und hatte großen Spaß. Was den GT4-Kader für die erste Saison betrifft, so sind wir hier überaus zufrieden. Die Jungs haben das grandios gemacht. Und ich bin stolz auf sie. Da sind erste Netzwerke entstanden und man kommt untereinander fantastisch aus. Darüber hinaus hat man sich gegenseitig zu Höchstleistungen angetrieben. Das haben auch Teams und Fahrer gemerkt, die als Gaststarter unterwegs waren. Ich kam, sah und siegte, klappte da nicht. Ein Lob auch an die Teams, die ebenfalls viel Eigeninitiative einbrachten und die Fahrer weiterentwickelten. Die Idee hinter der Förderung haben alle mitgetragen und man hat gemerkt, dass da jeder von profitiert!
Am Ende des Jahres setzte sich Finn Zulauf in dem Kader durch und erhält für 2022 eine GT3-Saison. Viele empfinden es als Überraschung, dass er sich durchsetzen konnte, du auch? Und was zeichnet Finn Zulauf deiner Meinung nach aus?
Für mich war die Wahl von Finn Zulauf ebenfalls überraschend. Das muss ich ehrlich zugeben. Ich war an der Entscheidungsfindung beim GT3-Sichtungstest nicht beteiligt und hatte mit Jörg van Ommen, Kenneth Heyer und Daniel Schwerfeld hervorragende Experten, die am Ende mit Finn Zulauf den GT3-Förderpiloten fanden. Dazu kam Audi Sport Fahrer Dennis Marschall und die Ingenieure Thorsten Konrad und Gregoire Cinier von Car Collection Motorsport mit Teammanager Denis Ferleman. Die Entscheidung fiel einstimmig auf Finn Zulauf. Finn hatte sich im Laufe der Saison im GT4-Porsche von W&S Motorsport immer mehr gesteigert und konnte beim GT3-Sichtungstest alle überzeugen. Das zeichnet ihn aus.
Der GT4-Fahrerkader wird auch 2022 ausgerichtet, wie groß ist das Interesse an ihm für die kommende Saison? Lockt die erfolgreiche 2021er Saison des Kaders neue Interessenten an, die die Idee vorher evtl. belächelt und als unrealistisch bezeichnet haben?
Das Interesse ist weiterhin sehr groß und ich habe viele Gespräche mit Vätern, Teams und Fahrern dazu. Der erste Schritt ist getan und nun wollen wir zeigen, dass mehr hinter der Idee steckt. Wir geben nicht nur einfach das Geld für eine GT3-Saison und der Rest ist uns egal. Wir helfen mit vielen Dingen und wollen Finn Zulauf auch den nächsten Schritt ermöglichen. Mein persönliches Ziel ist es, dass sich unsere GT4-Piloten weiterentwickeln. Egal ob sie später Profis sind, Meister in einer hohen Serie werden, als Werksfahrer starten, als erfolgreiche Ingenieure arbeiten, ein eigenes Team aufbauen oder oder oder. Wir geben hier den Startschuss für die ersten Jahre, die alles entscheidend sind. Hier geben wir eine Hilfestellung. Es gibt viele sehr gute Gründe mit GT4 im GTC Race zu starten!
Wie siehst du die Rolle des GTC Race in der Entwicklung von Piloten und Teams in den Profisport, auch gerne unabhängig vom GT4-Förderkader. Wenn man hier das Beispiel Rutronik Racing nimmt, welches im Jahr 2019 aus dem GTC Race in das ADAC GT Masters aufgestiegen ist und direkt den Titel einfahren konnte. Auch weitere Fahrer und Teams, die sich aus dem GTC Race entwickelt haben, konnten in verschiedenen Serien schon Erfolge einfahren. Was bedeutet dies für dich?
Das Beispiel Rutronik Racing ist perfekt. 2013 habe ich mit Fabian Plentz und dem CEO von Rutronik Racing, Thomas Rudel, in Hockenheim gesessen. Damals überlegte Rutronik Racing den Schritt zum GT3 und suchte eine Plattform. Die konnte ich mit unserer Serie präsentieren und wir konnten gemeinsam wachsen. Ich werde Rutronik Racing immer dankbar für das damalige Vertrauen sein. Deren Beispiel zeigt auch, dass man im GTC Race wachsen kann und seine Teamstrukturen bildet. Auch viele andere Fahrer und Teams konnten wir die letzten neun Jahre überzeugen. Für mich bedeutet das natürlich auch eine Bestätigung unseres Konzepts, für das sich viele Leute engagieren. Meine Frau Lena und ich haben ja ein sehr großes Team im Hintergrund, die perfekte Arbeit leisten und das Gesicht der Serie sind. Stellvertretend möchte ich hier z.B. Dinah Brandt nennen, die als Orga-Assistentin alles im Griff hat. Ohne solche engagierten Personen würde das nicht funktionieren.
Seit einigen Jahren sind die Space Drive-Fahrzeuge stark im GTC Race vertreten, wo Markus Winkelhock 2019 auf dem Nürburgring auch die Rennpremiere eines solchen Fahrzeugs absolvierte. Wie wichtig sind diese Einsätze für euch als GTC Race?
2018 hat mir Schaeffler Paravan-Geschäftsführer und Paravan-Chef Roland Arnold während eines Rennwochenendes die Steer-by-wire-Technologie erklärt. Ich muss zugeben, dass ich es nicht sofort verstanden hatte, da ich es vorher nicht kannte. Aber am Abend habe ich mich eingelesen und das große Potenzial gesehen. Am nächsten Tag hatte er meine Zusage, dass wir da etwas zusammen machen. Wenige Monate später, im Juni 2019, hatten wir dann erstmals einen Steer-by-wire-Audi mit Markus Winkelhock bei unserer eigenen Veranstaltung auf dem Nürburgring im Einsatz. Seitdem ist es eine Erfolgsstory. Ich habe daran geglaubt und bin mit eigener Verantwortung als Veranstalter und Serienorganisator ein Risiko eingegangen. Ich glaube 100% an das Konzept und seine Bedeutung bei der Mobilität der Zukunft. Roland Arnold als „Erfinder“ ist ein Visionär und Schaeffler Paravan hat uns von Beginn an unterstützt. Ich bin darüber hinaus auch überzeugt, dass es sowohl für die Serie, als auch für Schaeffler wichtig ist, eine Technologie zusammen zu entwickeln. Mit uns als Plattform und verschiedensten Möglichkeiten, die es für die Zukunft noch gibt.
Einige langjährige Fans der Serie kritisieren eine Art Professionalisierung der Rennserie. Es gehen, gerade im GT3-Segment, einige Profiteams und Profipiloten an den Start, dafür fehlen langjährige Amateurpiloten die den Fans ans Herz gewachsen sind. Was ist dein Eindruck dazu?
Hier spielt Covid-19 eine große Rolle. Ohne die Pandemie hätten wir sowohl in der DTM, als auch im ADAC Racing Weekend viel mehr Autos am Start gehabt. Und damit viel mehr Gentlemen. Man darf nicht vergessen, dass viele erfolgreiche Firmenchefs bei uns fahren. Und man kann seinen Mitarbeitern nicht erklären, dass man zum Wohle der Allgemeinheit in einer Pandemie auf Dinge verzichtet und selbst bei Autorennen teilnimmt. Dafür hatten wir vollstes Verständnis. Das Finale in Hockenheim hat aber auf einen Schlag alles wieder verändert. Hier haben wir viel Lob erhalten und auch Fahrer, die lange nicht bei uns gestartet sind, haben gesehen, dass es einen großen Spaß und Mehrwert bringt. Gentlemen, junge Talente und Profis haben sich prima ergänzt und jeder hat vom anderen profitiert. Leider haben wir aber auch durch Todesfälle und Krankheiten langjährige Piloten oder Teamchefs verloren. Weitere treten im Alter kürzer. Wir hatten ja einen sehr hohen Altersdurchschnitt. Anderen hat nicht gefallen, dass wir die Balance of Perfomance streng kontrollieren. Sie wollen lieber offen mit einem GT3 fahren. Das sind normale Abläufe und Veränderungen. Bei uns stehen die Türen aber immer offen und ich bin zuversichtlich, dass wir 2022 wieder sehr viele alte Bekannte bei uns treffen werden. Wir haben schon einige Zusagen von Gentlemen.
Für 2022 wechselt das GTC Race auf Reifen von Pirelli. Macht dies die Serie für Teams aus dem ADAC GT Masters und der ADAC GT4 Germany noch attraktiver, da auf beiden Plattformen nun dieselben Reifen verwendet werden können und die Erfahrungen aus dem GTC Race 1:1 ins ADAC GT Masters/bzw. die ADAC GT4 Germany mitgenommen werden kann, welche in der Regel einige Wochen nach dem GTC Race auf derselben Rennstrecke gastiert?
Mit dem Wechsel auf Pirelli schließen wir eine wesentliche Lücke, die es den Teams ermöglicht mit identischen Reifen zu starten. Auch die Balance of Performance ist für uns nun einfacher zu gestalten, da alles auf Pirelli ausgelegt ist. Vier von fünf Rennwochenenden werden mit dem ADAC Racing Weekend vor dem ADAC GT Masters ausgetragen. Hier können die GT3- oder GT4-Teams nach Bedarf schon im Vorfeld bei uns starten. Wir rücken hier noch enger mit dem ADAC oder der SRO zusammen. Das bringt auf lange Sicht allen Beteiligten nur Vorteile.
Kannst du schon etwas mehr Ausblick auf die anstehende Saison im GTC Race geben? Wie groß ist das Interesse der Fahrer und Teams an der Rennserie? Mit wie vielen Fahrzeugen rechnest du beim Saisonauftakt im April in Oschersleben?
Die Nachfrage ist sehr gut. Wir haben schon einige Einschreibungen oder feste mündliche Zusagen im Bereich GT3 und GT4. Diese werden wir in den nächsten Wochen veröffentlichen. Wenn ich mir was wünschen dürfte, so wären es 15 GT3 und 13 GT4. Bei den GT4 etwas weniger, da ich mich persönlich um den GT4 Kader kümmern möchte und 13 Fahrzeuge wären um die 20 Teilnehmer. Und das ist als Gruppe sehr gut. Für Oschersleben erwarte ich den ein oder anderen Gaststarter, da die offiziellen Testtage für die Int. Deutsche GT-Meisterschaft und ADAC GT4 Germany in der Woche von unserem Saisonauftakt liegen. Da wird sicherlich der ein oder andere unser Rennwochenende als erste Standortbestimmung wahrnehmen.
Wenn wir einmal über die Saison 2022 hinweg schauen, kannst du schon einen Ausblick auf die längerfristige Entwicklung des GTC Race geben? Hast du hierzu Visionen, welche du gerne umsetzen würdest?
Wir haben in den letzten neun Jahren schon einige Dinge verändern können, die uns wichtig waren. Mit dem ADAC Racing Weekend wollen wir gemeinsam mit allen anderen Beteiligten eine Plattform aufbauen, wo die Fans mit einem Lächeln nach Hause gehen und gerne wiederkommen. Meine Vision für die Serie ist es, dass wir ein attraktives GT3-Feld mit Gentlemen, jungen Talenten und Profis verwirklichen können. Am liebsten immer ein AM-Pilot mit SemiPro oder PRO als Teamkollege. Bei den GT4 wollen wir die Fahrer für höhere Aufgaben ausbilden und hoffen, dass der ein oder andere seinen Weg macht. Das würde mich freuen. Vielleicht schaffen wir es hier auch, dass wir in Zukunft weitere Unterstützung bekommen und nicht einen, sondern zwei Fahrer fördern können.
Alle Artikel zu den Themen: GTC Race, Ralph Monschauer