Sophia Flörsch wird 2021 für Abt Sportsline in der DTM starten – hier mehr dazu. Wir sprachen mit der 20-Jährigen aus Grünwald über den Wechsel in die DTM, warum sie den Formelsport für die DTM verlässt und ihre Aktivitäten im Social Media-Bereich.

Du wirst 2021 für Abt Sportsline in der DTM starten – was sind deine Ziele in dieser Saison?

Ich weiß mal noch gar nicht wo ich und wo das Team stehen. Die GT3-Klasse ist uns neu. Dann das Thema der BoP. Alles zusammen schaue ich mir jetzt bei den ersten Tests in Hockenheim und am Lausitzring an. Damit ist auch klar, dass erstmal die Teamkollegen Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller die Orientierung für mich darstellen. Gerade Kelvin schätze ich als sehr schnell ein, er ist der erfahrenste Pilot im GT3 Audi R8. Mike ist mega DTM-erfahren, auch er ist einer der besten deutschen Tourenwagenpiloten. Ich find es toll, mit diesen beide schnellen Männern zu fahren.

Was bedeutet die DTM für dich persönlich?

Die DTM verfolge ich schon viele Jahre. Ich war schon als Kind ein Fan der DTM. Für mich ist es die höchste Klasse im Tourenwagensport. Es ist die Profiliga mit den besten Fahrern und den besten Teams. Das 2021iger Grid ist fantastisch. Gerhard Berger hat einen tollen Job gemacht. Meine Devise ist schon immer, sich mit den Besten zu batteln. In der der DTM sehe ich diesen Anspruch erfüllt.

Mit Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller starten zwei Experten auf dem R8 LMS GT3 ebenfalls in der Abt-Mannschaft. Denkst du, dass du von den beiden lernen kannst?

Ja, sicher. Deren gefahrene Kilometer sind sehr wertvoll für mich und das Team allgemein. Wir wollen zusammen als Team stark sein.

Konntest du den Audi R8 LMS GT3 bereits testen bzw. hast du überhaupt schon Testerfahrung in einem GT3-Fahrzeug?

Bis auf einen Testtag 2017 in Estoril mit HWA auf einem SLS GT3 mit etwa 40 gefahrenen Runden ist das Thema GT3 komplett neu für mich. Allerdings hatte ich schon in der Ginetta Junior Championship, die 2015 in UK gefahren bin, großen Spaß.

 Wie kam dein DTM-Programm zustande? Kannst du etwas mehr über die Entstehung des Wechsels erzählen?

In der Formel 3 hatte sich das Team, mit dem ich getestet hatte und 2021 fahren wollte, vom Budget eines anderen Fahrers überzeugen lassen. Dann stand ich im November ohne Cockpit da und hätte mich wieder auf ein Team aus dem hinteren Mittelfeld einlassen sollen. Für hintere Positionen erneut hoch 6-stellig zu investieren, nur um FIA Formel 3 zu fahren, kam nicht mehr in Frage. Dank meines Partners Schaeffler ging Anfang 2021 die Option der DTM auf. Als sich dann das Topteam Abt Sportsline als möglicher Partner herauskristallisierte, gab es für mich nicht mehr viel zu überlegen. Ich liebe die Herausforderung und freue mich so sehr, auf gleichwertigem Material in einem hochprofessionellem Umfeld Rennen zu fahren. Schaeffler und Abt ist es zu verdanken, dass ich nun hier bin. So moderne Partner sind wichtig im Motorsport und insbesondere für junge Piloten wie mich.

Du wirst die erste Frau seit 2012 in der Rennserie sein, ist dies für dich etwas noch etwas Besonderes, oder ist es für dich bereits normal, dass du im Starterfeld ausschließlich von Männern umzingelt bist?

Ich kenne es ja nicht anders. Also komplett normal. Ich meine, in der Uni würde ich ja auch zusammen mit Jungs studieren und mit ihnen um die beste Bachelornote kämpfen. Auf der Rennstrecke ist es nicht anders. Wir sitzen in den gleichen Rennautos und kämpfen darum, am Tag X einfach besser zu sein als alle anderen. Das ist für mich Competition. Equal. Keine Quote. Alles easy.

Mit Laura Müller hast du eine weibliche Renningenieurin und mit Maike Frik eine Teammanagerin. Freut es dich, dass es bei Abt Sportsline in der diesjährigen DTM-Saison einige weibliche Akzente gibt?

Sophia Flörsch
Foto: Abt Sportsline

Ich freue mich eine supergute Ingenieurin namens Laura Müller zu haben. Laura hat Ahnung und Erfahrung. Wie wir harmonieren, wird sich zeigen. Wir haben uns schon getroffen und dieselbe Wellenlänge. Also alles auf go. Mit Geschlecht hat die Arbeit im Team nichts zu tun. Gemessen werden Performance und Ergebnisse. Abt ist ein modernes Team mit Topleuten.

 Neben der DTM startest du auch in der FIA WEC. Die 24h Le Mans überschneiden sich mit dem DTM-Rennwochenende auf dem Nürburgring. Wie gehst du diese Überschneidung an und welches der Programme hat Priorität für dich?

Ich hoffe ja immer noch auf eine Verschiebung der DTM als Reaktion auf die Verschiebung von Le Mans in den August. Es ist jedenfalls superärgerlich, aber in Zeiten der Pandemie sind Termine halt sehr schwer zu finden. Die Situation haben wir natürlich mit Richard Mille und Abt besprochen. Sicher ist es einfacher einen Ersatzfahrer für die DTM am Nürburgring zu finden als für Le Mans, wo man ja auch als Fahrerteam auftritt.

Kannst du uns mehr zu deinem LMP2-Programm in der FIA WEC erzählen? Was sind die Erfahrungen aus der Debütsaison in der ELMS und was waren die ausschlaggebenden Punkte für den Aufstieg in die FIA WEC. Was sind zudem die Ziele in der Langstreckenweltmeisterschaft?

Das LMP2-Programm 2020 war für meine Entwicklung sehr gut. Die LMP2 bewegen sich ungefähr auf Formel 2-Niveau. Zwei Langstreckenrennen entsprechend etwa so vielen Rennkilometern wie in eine komplette Formel 3-Saison. Mit Richard Mille Racing fahre ich für eines der besten Teams in der LMP2. Deshalb bin ich der Initiative von Richard Mille und der FIA Women in Motorsport sehr dankbar. Die FIA WEC 2021 ist – wie es der Name sagt – eine Weltmeisterschaft. Mehr geht nun mal nicht für einen Rennfahrer. Bei Langstreckenrennen entscheidet quasi das Team alleinig, weil nur die richtige Strategie zum Sieg führt. Als Fahrer konzentrierst du dich, keine Fehler zu machen, optimal zu überholen und Teamanweisungen so gut wie möglich umzusetzen. Es kommt nicht auf das letzte Zehntel an Rundenzeit an. Vielmehr auf Disziplin und Grundspeed. Wo wir 2021 landen, ist sehr schwer zu beantworten. Die LMP2-Autos wurden massiv im Reglement eingebremst. Wir haben mit Goodyear einen neuen Reifenpartner. Der Reifen ist so gut, dass wir „schneller“ als die neuen Hypercars wären. Und vermutlich gibt es schnellere und erfahrenere Fahrertrios im Grid. Prognosen sind mir unter all diesen Faktoren unmöglich.

Dein klar formuliertes Ziel war zuletzt, dass du 2024 in der Formel 1 starten möchtest. Besteht dies immer noch? Oder ist der Wechsel in die DTM ein Zeichen, dass du mit dem Formelsport aufgegeben hast und dich nun auf andere Zweige des Motorsports konzentrierst?

Sophia Flörsch
Foto: Abt Sportsline

Wie man jetzt bei Mick sehen kann, ist im Motorsport das Team nun mal für mehr als 99% der Performance verantwortlich. Wenn die Kiste nicht läuft, kannst du als Fahrer nichts machen. Wir Formel 3-Fahrer liegen vielleicht 1-3/10 auseinander. Mich irritiert, dass man es jetzt bei Mick auf einmal versteht und transparent macht. In den Nachwuchsklassen ist es einfach identisch oder sogar noch krasser. Fährst du nicht in einem der ein, zwei Topteams hast du keine Chance. Nicht zuletzt fuhren Mick und Lance Stroll bei Prema. Dort wird entschieden wer Meister wird. Das musste ich erkennen und akzeptieren. Die FIA Formel 3 ist abgehakt. Der nächste Schritt ist die FIA Formel 2, wäre dort nicht das Mindestbudget jenseits von 2 Mio. EUR pro Saison. Ohne Tests. Gibt mir jemand die Chance, geht mein Weg dorthin. Deshalb will ich in der DTM zeigen, dass ich jedes Investment rechtfertige. Schnell lernen und dann auch richtig zuschlagen.

Du bist auch sehr aktiv in den sozialen Medien. Wie wichtig ist es, sich dort gut zu promoten? Und was bedeuten Instagram, Facebook und Co. für dich?

Social Media macht mir einfach Spaß. Es ist das Tool meiner Generation. Ich bin für das Leben, welches ich führen kann, sehr sehr dankbar. Daran möchte ich andere Menschen teilhaben lassen. Nicht immer 100% Ernst, manchmal provozierend, manchmal kritisch. Ich will meine Fans unterhalten. Manche, oft ältere Herrschaften fühlen sich wohl manchmal provoziert. Sorry, aber damit kann ich leben. Ich will mich nicht ändern. Open Minded ist meine Devise. Schön, wenn ich meine Generation, Mädels und Jungs gleichermaßen, für den Motorsport begeistern kann. Damit habe ich mehr als 600.000 Menschen als Fans gefunden. Meine Posts erreichen bis zu 7 Mio. Views. Das macht mich stolz. Dafür fühle ich mich auch verantwortlich.

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