Die DTM wechselt zur Saison 2021 auf ein GT-Reglement, doch was denken die GT-Mannschaften dazu? Wir sprachen mit Karsten Molitor von Molitor-Racing-Systems darüber.
„Ich habe mir die Pressekonferenz des Herrn Berger angehört. Er hat viel erzählt, aber nichts gesagt. Einzig seinem Wunsch Nachdruck verliehen, die Plattform irgendwie am Leben zu erhalten. Da scheint ihm grundsätzlich egal zu sein mit welchem technischen Konzept“, so Karsten Molitor. „Das heißt, er plant mit GT3-Autos nicht etwa, weil er an den GT-Sport glaubt, sondern vielmehr dieses Konzept als eine, kurzfristig machbare Alternative ansieht. Natürlich bekommt man ein positives Feedback der GT3-Hersteller, wenn man sie danach fragt, ob sie eine weitere Plattform beliefern. Natürlich werden die das machen, die verkaufen diese Fahrzeuge ja schließlich für horrende Beträge. Ob diese Hersteller jedoch GT3-Einsätze mit Werksteams bestreiten, darf angezweifelt werden. GT3-Sport ist bei ausnahmslos allen Herstellern ein funktionierendes Kundensportprogramm, ein Werkseinsatz würde das gesamte Kundensportkonzept in Frage stellen. Hersteller werden, wie in der ADAC GT Masters, ihre Kunden bestenfalls mit technischem Support und Teilesupport unterstützen, im Idealfall stellen sie den einen oder anderen Werksfahrer. Die Finanzierung jedoch, bleibt einzig bei den Teams.“
„Grundsätzlich belebt Konkurrenz das Geschäft, ich halte das angedachte Format aber nicht für finanzierbar. Das TV-Paket der DTM ist weg, sobald die Hersteller raus sind. Diese finanzieren den teuren Privatsender-Deal“, so der ehemalige DTM-Pilot. „Wie arbeiten seit nunmehr 10 Jahren mit dem ADAC in der GT Masters und wissen um die Bemühungen eine solche Plattform für Teams finanzierbar zu machen. Ganz nebenbei sei auch erwähnt, dass wir ca. 14 Jahre mit dem Porsche Carrera Cup auf der DTM-Plattform unterwegs waren. Der ADAC ist nach den vielen Jahren auf einem guten Weg und dennoch bleibt die Finanzierung der Teams das permanente Problem. Herr Berger sollte sich auf den eigentlichen Spirit der DTM konzentrieren, das sind Tourenwagen-Rennen. Mittelfristig gibt es da sicher Konzepte die man mit den Herstellern umsetzen kann, aber nicht in ein paar Wochen. Da hätte man vielleicht eher dran arbeiten müssen.“
Gerhard Berger hat am Nürburgring angedeutet, dass die DTM ein „GT Plus“-Reglement benutzen wird. Die Fahrzeuge werden auf den GT3-Boliden basieren, aber unter anderem mehr Leistung entwickeln. Der Österreicher erwünscht sich rund 600 PS. Doch der routinierte Teamchef hat Zweifel an dem Konzept: „Leider hat er sehr wenig Konkretes dazu gesagt. Ich denke er hat Dinge wir DRS und PTP im Sinn. Ja, warum nicht? Solange das umrüstbar und nicht zu teuer ist, können solche Maßnahmen sowohl für die Teams, Fahrer und auch für die Zuschauer den Sport noch interessanter machen. Es bleibt aber der Zweifel, ob sich das so schnell und so einfach umsetzen lässt.“
Das Reglement der 2021er Saison in der DTM soll in den kommenden Wochen festgelegt werden. Doch laut Molitor ist das zu spät für das Jahr 2021: „Ja klar ist das zu spät, gerade in diesen schwierigen Zeiten, in denen man ja schon genug Planungsunsicherheiten hat. Alle Beteiligten, Hersteller, Serienbetreiber und Teams sollten momentan alles unterlassen, was zusätzliche Kosten aufwirft. Ich denke wir haben die Talsohle noch nicht erreicht, das nächste Jahr wird sicher noch ein bisschen härter. Dinge, die mit der „heißen Nadel“ gestrickt werden, kosten am Ende meistens viel Geld.“
„Wir haben an allen Plattformen Interesse auf denen wir sportlich und wirtschaftlich überleben können und schließen daher pauschal nicht irgendetwas aus“, so der Teamchef auf die Frage, ob ein Engagement in der Serie vorstellen könnte. „Wir betreiben unser Team seit nunmehr fast 30 Jahren und haben uns schon immer sehr breit aufgestellt. Wir sehen uns als Kundensportteam und müssen unseren Betrieb verantwortungsvoll in die Zukunft führen. Daran halten wir fest!“