Zum ersten Mal ist Dörr Motorsport gleich mit drei McLaren an den Start einer ADAC GT4 Germany gegangen: der Butzbacher Phil Dörr und der Brite Fred Martin-Dye auf einem McLaren 570S und der Russe Aleksey Sizov und die Münchnerin Patricija Stalidzane auf einem baugleichen Modell. Das zweite Rennwochenende der Serie komplettierten der Ingelheimer Christer Joens und der Nürnberger Christopher Dreyspring.
Die erfahrenen Piloten griffen bei einem McLaren mit der Steer-by-Wire-Technologie von Schaeffler Paravan ins Steuer. Sie konnten mit einem siebten Platz das beste Ergebnis für die Frankfurter Mannschaft auf dem 4,574 km langen Hockenheimring einfahren. Überraschendes Fazit: das Tankvolumen der McLaren ist zu klein, um den Anforderungen des Hockenheimrings bei höchster Volllast und hohen Temperaturen Stand zu halten. Diese Situation war ein Novum.
Wettertechnisch waren es Traumbedingungen auf dem Hockenheimring für das zweite Rennwochenende in der ADAC GT4 Germany, doch über den sonnigen Himmel zogen bald schon dunkle Wolken für Dörr Motorsport. Von Beginn an hatten die Frankfurter um Team Manager Robin Dörr mit technischen Herausforderungen an den drei McLaren zu kämpfen. Trotzdem erreichten Sie teilweise sehr gute Zeiten in den Freien und Zeittrainings, allen voran der McLaren mit der #99, der mit der revolutionären Steer-by-Wire-Technologie Space Drive ausgestattet ist. Waren Schaeffler Paravan und Dörr Motorsport bislang ausschließlich im GTC Race / Goodyear 60 damit am Start, wollten sie sich nun mit den Piloten Christer Joens (33/Ingelheim/DEU) und Christopher Dreyspring (22/Nürnberg/DEU) bei der ADAC GT4 Germany austesten. „Wir sind sehr glücklich, diesen Schritt schon jetzt gegangen zu sein. Die Zwangspause im Frühjahr haben wir sehr intensiv für Tests und zur Weiterentwicklung genutzt“, so Team Manager Robin Dörr noch am Freitag. „In den vergangenen GTC-Race-Rennen konnten wir beim Einsatz des mit der Steer-by-Wire-Technologie ausgerüsteten Fahrzeugs weitere wichtige Erkenntnisse zur Optimierung des Systems gewinnen. Der Start in der ADAC GT4 Germany war jetzt der nächste logische Schritt.“
Rennen 1: Von hinten aufrollen
Und gerade im ersten Rennen konnte das Team zeigen, was es gelernt hat. Denn aufgrund eines zeitlichen Missverständnisses durften die drei McLaren nicht mehr in die Startaufstellung und mussten das Feld von hinten aufrollen. Vor allem für Christer Joens und Christopher Dreyspring eine gelungene Mission. Sie konnten sich noch auf einen sehr beachtlichen siebten Platz von insgesamt 22 vorarbeiten. „Im ersten Moment habe ich von der Lenkung her so gut wie keinen Unterschied gespürt. Ich habe mich schnell reingefuchst“, berichtet Christopher Dreyspring nach dem Rennen. Für den Nürnberger war es der erste Renneinsatz mit der Steer-by-Wire-Lenkung. Er sieht bereits erste Vorteile, vor allem für die Langstrecke. „Die Lenkung bleibt immer gleich leicht oder schwer, je nachdem wie sie eingestellt ist. Das ist für den Fahrer auf Dauer entspannender.“ Für Routinier Christer Joens war es nach den vergangenen zwei GTC Race der dritte Einsatz mit dem McLaren in der Saison. „Von Anfang an haben wir gesehen, dass wir sehr gut mitfahren können. Das zeigt, dass wir mit dem Space-Drive-System voll konkurrenzfähig sind“, so sein Fazit. „Bei der ADAC GT4 Germany geht es in den Grenzbereichen noch viel enger zu. Da muss man sehr präzise fahren. Die Richtung der Entwicklung stimmt.“
Die beiden McLaren 570S GT4 mit Aleksey Sizov (17/Moskau/RUS) und Patricija Stalidzane (18/München/DEU) auf der #59 und Phil Dörr (19/Butzbach/DEU) und Fred Martin-Dye (32/London/GBR) auf der #69 mussten vorzeitig abgestellt werden, letzterer sogar erst auf dem Weg zur letzten Runde.
Rennen 2: Podium in Sicht
Und das Spiel sollte sich wiederholen, denn auch in Rennen 2 verlangsamte Phil Dörrs McLaren 570S GT4 von außen ohne Grund nicht erkennbar auf der vorletzten Runde. Auf Platz 3 liegend – also das Podium zum Greifen nah – wurde der Butzbacher am Ende auf P8 gewertet. Ebenso die #59 mit Aleksey Sizov am Steuer, er wurde auf P16 abgewinkt. Die Piloten von Dörr Motorsport lieferten bis dahin ein fahrerisch gutes Rennen und konnten sich gegen die Konkurrenz durchsetzen, auch wenn die #59 durch einen zu schnellen Boxenstopp eine Drive-Through-Penalty ereilte. Der McLaren mit der Steer-by-Wire-Technologie trat nicht zum Rennen an. Eine lockere Schraube am Turbo ließ sich kurzfristig nicht mehr fixieren – Safety First.
Fazit mit Überraschung
Das Fazit fällt ernüchternd und überraschend zugleich aus, denn das Tankvolumen der McLaren 570S GT4 reicht nicht für die Bedingungen, die an diesem Wochenende herrschten: höchster Volllastanteil, die Herausforderungen der Strecke und hohe Temperaturen. Aufgrund bisheriger Safety-Car-Phasen kam diese Situation so noch nie zum Tragen.
“Wir sind mit sehr hohen Erwartungen an den Hockenheimring gereist und fahren nun mit P7, P8 und P16 nach Hause, das Podium zum Greifen nah“, bilanziert Robin Dörr das Wochenende. „McLaren Customer Racing muss nun aktiv werden, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Im Kampf um die Meisterschaft hat uns das Wochenende nach hinten geworfen, aber noch ist nichts entschieden. Wir geben nicht auf.“
Die Zeit bis zur nächsten Prüfung ist denkbar knapp. Schon übernächstes Wochenende geht die ADAC GT4 Germany in ihr drittes von sechs Rennwochenenden, dann auf dem Sachsenring.
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