Wir unterhielten uns mit dem Youngster Nico Menzel. Menzel verrät seine Lieblingsabschnitte auf der Nürburgring-Nordschleife und blickt auf die Saison 2019 zurück. Zudem spricht er darüber, wie es ist, mit seinem Vater im Parallelflug unterwegs zu sein.
Was bezeichnest du als dein bestes Rennen in deiner Motorsportkarriere und wieso? Und was sind deine schönsten Erinnerungen an deine Karriere?
Mein bestes Rennen zu benennen fällt mir persönlich schwer, da ich über die Jahre im Motorsport glücklicherweise viele tolle Momente erleben durfte. Im Bezug auf die Nürburgring Nordschleife würde mir da am ehesten der Startstint des 8. VLN Laufs 2018 einfallen, als ich von Startplatz 13 in nur drei oder vier Runden bis auf Platz 1 vorfuhr und das Auto in der Gesamtführung übergeben konnte. So durch das Feld zu pflügen gelingt dir natürlich nicht alle Tage. Ansonsten, muss ich sagen, war die Kartzeit etwas ganz Besonderes. Abends haben wir Kinder alle zusammen Fußball gespielt und am nächsten Tag kämpfen wir mit harten Bandagen auf der Strecke um den Sieg. Daran erinnere ich mich sehr gerne zurück.
Wo es Höhen gibt, gibt es auch Tiefen. Was ist, deiner Meinung nach, dein Tiefpunkt in deiner Karriere gewesen?
Da muss ich nicht lange überlegen: 24h-Rennen Nürburgring 2017, als ich durch einen eigenverschuldeten Trainingsunfall das Auto so sehr beschädigte, dass die Rennteilnahme nicht möglich war. Ein sehr harter Schlag, auch für das Walkenhorst Team und meine Teamkollegen. Grausame Erinnerungen, die noch heute sehr schmerzen.
Was sind die Top 3 an deinen Rennstrecken, die du bereits selbst befahren hast? Und was zeichnen diese deiner Meinung nach aus?
Nordschleife, Singapur Marina Bay Circuit und Bathurst. Nummer eins ist hier natürlich die Nordschleife. Es ist die geilste, längste und herausforderndste Rennstrecke der Welt. Dieses Stück Kulturgut direkt vor der Haustür zu haben, ist ein großes Privileg. Den Formel 1-Stadtkurs in Singapur im Porsche Carrera Cup Asien als Rahmenrennen am F1 Wochenende zu fahren, war ein großes Highlight meiner Laufbahn. Unter Flutlicht durch diese atemberaubend spektakuläre Stadt zu fahren, ist einfach der Hammer. Als drittes, wie bei so vielen, der Mount Panorama Circuit in Bathurst. Eine einzigartige Strecke und Atmosphäre im mit tollen und super entspannten Leuten besiedelten Australien. Ein Fehler und du hängst in der Wand, die elende Diskussion über Tracklimits existiert nicht – ähnlich wie auf der Nordschleife und den meisten Stadtkursen.
Was ist das Kurioseste, was du bislang in deiner Karriere auf der Rennstrecke erlebt hast?
Schwierige Frage. Etwas kurios war es tatsächlich erstmals parallel mit meinem Vater auf gleichem Material auf die Strecke zu gehen. Zuvor haben wir zwar schon des öfteren im selben Rennen teilgenommen, dann aber in verschiedenen Klassen oder zusammen auf dem selben Auto. Vergangenes Jahr sind wir – er im #38 und ich im #39 Nissan GTR – auf gleichem Material parallel und direkt hintereinander aus der Box auf die Strecke gegangen. Das ist schon ein kurioses Gefühl zu wissen, dass sich dein Dad mit dir im Parallelflug befindet.
Viele Rennpiloten überbrücken die Coronazeit mit Simracing. Wie sieht es bei dir aus? Nimmst du auch an solchen Veranstaltungen teil und fährst in deiner Freizeit virtuelle Rennen?
In den vergangenen Jahren habe ich Simulationen vor allem als Vorbereitung für die in der Realität anstehenden Rennen genutzt. Jetzt, in der Corona bedingt langen Pause habe ich auch ich zum ersten Mal an Simrennen teilgenommen. Die eSports Lounge am Nürburgring hat mir einen ihrer Simulatoren zur Verfügung gestellt und ich muss sagen, es ist eine andere Welt, in die man sich erst einmal hineinarbeiten muss, um konkurrenzfähig zu werden – aber es macht in jedem Fall großen Spaß. Am kommenden Wochenende steht schon wieder der nächste Lauf der DNLS auf dem Programm.
Wie versuchst du ansonsten die Pause zu überbrücken, ehe es wieder mit den Rennen los geht?
Die Coronakrise trifft uns Rennfahrer natürlich zum einen, da wir keine Rennen bestreiten können, zum anderen aber auch in Sachen Instruktor- und Coachingtätigkeiten. Es lief in den letzten Wochen und Monaten natürlich überhaupt nichts. Geschäftlich wie für so viele eine sehr schwere Zeit – ich habe sie aber insofern überbrückt, dass ich ohnehin parallel ein Medien- und Kommunikationsmanagement Studium absolviere und ich mich in dieser Zeit intensiver darauf fokussieren konnte.
Du hast bereits viele Runden auf der Nordschleife absolviert – was ist dein Lieblingsabschnitt der Strecke und gibt es auch einen, den du nicht magst?
Die gesamte Nordschleife ist ein Kunstwerk – da möchte ich keinen einzigen Meter missen. Besonders tolle Streckenabschnitte sind für mich Fuchsröhre-Adenauer Forst, Wippermann und Pflanzgarten II.
2019 gingst du für KCMG und Mühlner Motorsport an den Start, wie zufrieden bist du mit der Saison?
Ich denke, generell kann ich mit der Saison 2019 alles in allem zufrieden sein, auch wenn das Glück ein wenig fehlte. Nach einem Overall Top 10-Ergebnis (P1 Pro-Am) im KCMG Nissan GT-R beim 6h-Quali-Rennen, waren wir beim 24h-Rennen auf gutem Weg das Ergebnis zu bestätigen, bevor uns ein technischer Defekt aus dem Rennen nahm. Bitter, da es die verdiente Belohnung für den Aufwand gewesen wäre, den wir mit dem Team in deren allerersten Jahr am Ring betrieben hatten.
Die Saison im Mühlner Cayman verlief äußerst erfolgreich. Wir gewannen sechs von acht Rennen auf der Strecke. Am Ende verpassten wir aufgrund einer Disqualifikation in einem der VLN-Läufe nur knapp den Meistertitel der Cayman Trophy. Die Performance auf der Strecke 2019 stimmte, das finale Endresultat war uns aber nicht vergönnt.
Kannst du uns schon einen Ausblick auf deine Saison 2020 geben?
Ob ich in der Saison 2020 an den Start gehen kann, hängt natürlich zunächst am Verlauf der Pandemie und den Genehmigungen der vorgelegten Konzepte. Wenn wir das Go zum Saisonstart Ende Juni erhalten, hoffe ich bald meine Pläne präsentieren zu können. Jetzt heißt es Daumendrücken und alles dafür zu tun, dass die Vorgaben bestens eingehalten werden können und wir bald in die Saison 2020 starten können.
Wer weitere Informationen zu Nico Menzel erhalten möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf seine offizielle Facebookseite und auf seine Webseite.
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