Yves Volte feierte beim Saisonfinale der ADAC GT4 Germany auf dem Sachsenring sein Renndebüt in Deutschland. Wir sprachen mit ihm über das Rennwochenende im Reiter Engineering KTM und er vergleicht den Motorsport in China und Deutschland. Zudem verrät er, wie er die Coronazeit überbrückt.
Was bezeichnest du als dein bestes Rennen in deiner Motorsportkarriere und wieso? Und was sind deine schönsten Erinnerungen an deine Karriere?
Mein schönstes Rennen war bei der ADAC GT4 Germany auf dem Sachsenring, einfach da ich das erste Mal in Deutschland und Europa an den Start gegangen bin. Mit einem komplett neuen Auto, Team und Teamkollegen gleich so stark zu sein, war cool. im Qualifying belegte ich den zweiten Platz und im Rennen schlussendlich auch. Das war schon cool. Vor allem auch, dass ich mit Leuten wie Gabriele Piana kämpfen und gewinnen konnte, obwohl er es so hingedreht hat, dass ich ihn aufgehalten habe, weil es wohl Teamintern etwas gab, was es nicht in der Realität gab, was ich persönlich sehr schade fand, dass er das auf den Social Media-Netzwerken so gepostet hat. Weil ich sehe das so, dass wenn jemand schneller ist, dann kann er auch vorbeifahren. Und wenn man sich einmal die Runden anschaut, sieht man, dass das Einzige ist, wo er schneller war, die Geraden, da wir mit dem KTM einen Topspeed-Nachteil hatten und der BMW einfach extrem schnell ist. Aber im Endeffekt hatte ich einen Mega Fight und coole Überholmanöver gehabt, was viel Spaß gemacht hat.
Dass ich so weit vorne mitfahren konnte, hat einiges über mich gezeigt, was ich kann und deshalb war das mein bestes Rennen.
Mein schönster Moment war, als ich in die Aston Martin Racing Academy aufgenommen wurde und als einziger Deutscher vertreten war. Dazu mit Darren Turner, Charlie Eastwood und Ross Gunn zu arbeiten, war schon echt cool. Somit praktisch beim Werksteam dabei zu sein war auch wieder etwas, was gezeigt hat, was ich draufhabe.
Wo es Höhen gibt, gibt es auch Tiefen. Was ist, deiner Meinung nach, dein Tiefpunkt in deiner Karriere gewesen?
Die Sponsorensuche ist immer so ein Ding. Es ist immer eine Glückssache Sponsoren zu finden und ohne Sponsoren geht immer relativ wenig. In den Rennen hatte ich bislang recht wenige Tiefpunkte, klar gibt es immer ein paar Rennen wo man technische Ausfälle hat, aber das gehört auch dazu. Das sehe ich nicht wirklich als Tiefpunkt an. Tiefpunkte waren immer, wenn man etwas fest geplant hatte, dies dann aber nicht hingehauen hat, weil man keine Sponsoren hatte.
Wenn ich gefahren bin, waren die Ergebnisse und die Leistung meistens da, Tiefpunkte gab es bislang relativ wenig.
Was sind die Top 3 an deinen Rennstrecken, die du bereits selbst befahren hast? Und was zeichnen diese deiner Meinung nach aus?
Wo ich selbst gefahren bin, ist Spa auf jeden Fall ganz oben! Es gibt, glaube ich, drei Rennstrecken wo jeder mal fahren will: Die Nordschleife, Spa und Le Mans oder Daytona. Das sind Strecken, wo viele fahren wollen. Das war kein Rennen bei mir in Spa, sondern ein Test mit PROsport damals. Es war mega! Das Gefühl in Eau Rouge war unbeschreiblich.
Dann der Sepang International Circuit in Malaysia, da die Strecke eine starke Bedeutung für mich hat, da Marco Simoncelli 2011 dort gestorben ist und ich, seitdem er gestorben ist, mit der Startnummer 58 fahre und auch den Flügel auf dem Helm habe. Deshalb hat das für mich eine sehr starke Bedeutung! Ich war auch beim ersten Rennen der China GT Championship 2019 an seinem Denkmal.
Die dritte Strecke ist Shanghai. Ich finde, dass die Strecke zum Fahren mega ist! Die Strecke hat einen guten Flow und ich komme sehr gut dort zurecht. Und einfach, dass es eine Formel 1-Strecke ist, sie ist sehr groß und es ist einfach cool dort zu fahren. Wenn man sich mal überlegt, wer da schon alles gefahren ist… das ist unbeschreiblich! Deswegen ist dies eine Strecke, wo ich echt glücklich bin mal gefahren zu sein. Zudem habe ich in Shanghai meinen ersten Sieg in der Formel 4 eingefahren.
Was ist das Kurioseste, was du bislang in deiner Karriere auf der Rennstrecke erlebt hast?
Die kurioseste Sache die mir mal passiert ist, war in Shanghai als ich meinen ersten Sieg in der Formel 4 eingefahren habe. Es gab einen Unfall, worauf das Safety Car rausgekommen ist. Das Safety Car stand mitten auf der Strecke und fuhr nicht los und wir standen alle dahinter und das ganze rund 30 Sekunden lang. Dabei sind auch fast einige Unfälle passiert, da niemand damit gerechnet hat, sondern dachte, dass das Safety Car losbeschleunigt. Das sollte eigentlich überhaupt nicht passieren!
Viele Rennpiloten überbrücken die Coronazeit mit Simracing. Wie sieht es bei dir aus? Nimmst du auch an solchen Veranstaltungen teil und fährst in deiner Freizeit virtuelle Rennen?
Ich kenne sehr viele Rennfahrer, die sich jetzt einen Simulator zugelegt haben. Ich fahre sehr viel bei der Virtual Racing Lounge in Böblingen, die bei mir in der Nähe ist. Ich bin gerade dabei ein Team zu finden, was ich auf jeden Fall machen will, da mir es viel Spaß macht und ich denke, dass ich ein echt schneller Pilot im Simracing bin. Und deswegen bin ich gerade dabei ein Team oder auch Sponsoren dafür zu suchen, die mich damit ein bisschen unterstützen wollen.
Ich trainiere auf jeden Fall sehr viel durch die Coronazeit gerade und bin eigentlich jeden zweiten Tag im Simulator bei der Virtual Racing Lounge. Rennen fahre ich noch nicht so viele damit, aber das wird in den nächsten Wochen auch sicher dazukommen.
Wie versuchst du ansonsten die Pause zu überbrücken, ehe es wieder mit dem Motorsport los geht?
Die Pause überbrücke ich sehr viel mit Fahrradfahren, ich fahre Downhill Mountainbike bzw. habe wieder damit angefangen, durch Freunden die ich kennengelernt habe, da ich nun wieder in Deutschland bin. Und sonst halt generell Sport und viel Simracing, so verbringe ich die meiste Zeit. Ich bin gerade erst mit meinem Abitur fertig geworden, weshalb ich nun wieder etwas mehr Freizeit habe. Aber generell gehe ich meistens Fahrradfahren. Ich fahre sehr, sehr viel Fahrrad, also nicht das normale Mountainbiking, sondern mit Sprüngen und sowas. Und sonst halt Homeworkouts, da die Fitnessstudios alle zu haben. Und ansonsten auch Simracing, damit ich mental für die Rennen fixiert bleibe, bis es dann wieder losgeht.
Du kennst die Motorsportszene in Deutschland und in China – wie stark unterscheidet sich diese in den Ländern? Und in welchen der Länder ist das motorsportliche Niveau höher?
Das ist immer schwer zu sagen. In China ist das eher ein Sport für wohlhabende Menschen. Es gibt noch nicht so viele professionelle Fahrer, die kommen meistens aus Europa. Aber das Niveau in China wird höher, sie lernen extrem viel dazu. Aktuell ist das Niveau auf jeden Fall in Deutschland höher, was ich auch gemerkt habe, als ich in der ADAC GT4 Germany gestartet bin, dort hatte ich sehr viele Fights und bin das ganze Rennen voll am Limit gefahren. Das ist in China nicht ganz so, da hat man auch mal mehrere Runden am Stück, wo man niemanden hinter sich hat.
Das Niveau in Deutschland ist noch höher, aber die Chinesen holen auf!
2019 hast du bei der ADAC GT4 Germany dein Renndebüt in Deutschland gefeiert – wie groß war deine Freude, endlich dein erstes Automobilrennen in Deutschland bestritten zu haben?
Mein Debütrennen in der ADAC GT4 Germany war auf jeden Fall ein großer Schritt von China aus! Erstens weil die Teams hier etwas anders arbeiten, der ganze Motorsport ist in Deutschland etwas traditioneller und auch die ganzen Fahrer sind auf einem höheren Niveau, wie ich gerade schon erklärt habe. Aber es war auf jeden Fall cool in der Heimat zu fahren, vor allem da ein Teil meiner Familie aus der Nähe vom Sachsenring kommt, deshalb war das ein richtig cooles Wochenende und dann gleich so erfolgreich zu sein. Dass ich die Möglichkeit hatte und gezeigt habe was ich kann, war natürlich mega. Da bin ich sehr happy, dass es gelaufen ist, wie es ist. Es war einfach ein mega Wochenende!
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