Durch die Corona-Auswirkungen werden die 24 Stunden von Le Mans in diesem Jahr nicht am ursprünglich angedachten Termin ausgetragen. Zuletzt wurde der Langstrecken-Klassiker im Jahr 1968 wegen der Pariser Studentenproteste vom Juni in den September verschoben. Jochen Neerpasch wurde damals Dritter mit Porsche. Die deutsche Rennsport-Legende erinnert sich an eines der aufregendsten Rennen seiner Karriere und vergleicht die damalige mit der aktuellen Terminverschiebung.
„Es war eine ganz andere Situation. In Paris wurden durch die Studentenproteste Polizisten gebraucht. Die Verschiebung kam durch ein regionales Problem, kein internationales wie im Moment“, erzählt Neerpasch. „Als Fahrer habe ich das damals einfach hingenommen. Wir bekamen einen Brief von Ferdinand Piëch. Der war damals der Porsche Rennleiter. Wir sollten einfach zu dem neuen Termin an die Strecke kommen. Mehr Kommunikation gab es nicht, ganz anders als heute.“
Le Mans 1968 war Jochen Neerpaschs letztes Rennen als Profirennfahrer. Damals baute der Krefelder für Ford bereits die Rennabteilung in Köln auf, unter der Bedingung, für Porsche die Saison in der Sportwagen WM zu Ende fahren zu können. „Durch die Terminverlegung war Le Mans damals das letzte Rennen der WM, die zwischen Porsche und Ford entschieden wurde“, so Neerpasch. „Ich saß also als Ford-Rennleiter in einem Porsche, um Porsche gegen Ford zum WM-Sieg zu verhelfen. Das dokumentiert, wie damals Rennen gefahren wurden. Das war alles nicht so wichtig.“
Aufgrund des Wetters spricht Neerpasch von einem der schwierigsten Rennen seiner Laufbahn. „Durch den späteren Termin war die Nacht zwei Stunden länger. Und es hat so furchtbar geregnet. Ohne die Schikanen war die Gerade ja noch sieben Kilometer lang. Da konnten wir nicht mal Vollgas fahren. Und durch ein Problem mit der Lichtmaschine mussten wir uns mit Standlicht und ohne Scheibenwischer durch die Nacht kämpfen. Ich war froh, als das zu Ende war.“
Mit seinem Teamkollegen Rolf Stommelen wurde Jochen Neerpasch schließlich Dritter. Das Rennen gewannen Pedro Rodríguez und Lucien Bianchi im Ford GT40, wodurch Neerpasch und Porsche die Sportwagen WM knapp verloren.
Den zweiten Platz belegten übrigens die beiden Schweizer Rico Steinemann und Dieter Spoerry. „Die waren anfangs im Mittelfeld und haben sich sehr routiniert durch die schwierige Phase gekämpft“, erinnert sich Jochen Neerpasch. „Die hatten keine technischen Probleme, obwohl ihr Porsche privat eingesetzt wurde. Das war eine hervorragende Leistung unter diesen schwierigen Bedingungen.“
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