Das Coronavirus hält die Welt nach wie vor buchstäblich in Atem. Auch wenn aktuell Lockerungen vorgenommen werden, ist das öffentliche Leben in vielen Bereichen immer noch stark beeinträchtigt. Das betrifft auch die Durchführung von Motorsport-Events. Mit einem von der VLN als Ausrichter der Nürburgring Langstrecken-Serie entwickelten Hygienekonzept und mit kreativen Lösungen soll eine Durchführung der Rennen dennoch möglich sein.

Die wichtigsten Eckpfeiler des VLN-Konzepts sind, persönliche Kontakte zu minimieren, Menschenansammlungen zu vermeiden und eine konsequente Umsetzung der Hygienemaßnahmen. Dabei wurden die Handlungsempfehlungen für die Durchführung von Motorsportveranstaltungen des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) sowie die zehn Leitplanken des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) zugrunde gelegt.

„Unsere Veranstaltungsserie ist ein Abbild der Gesellschaft“, sagt Christian Stephani, Geschäftsführer VLN VV GmbH & Co. KG. „Wir mussten in den letzten Wochen teils heftige Einschränkungen in Kauf nehmen und konnten bis heute keines der geplanten Rennen umsetzen. Wir müssen alle – Fans, Teilnehmer und Organisation – Kompromisse eingehen und bauen auf die Solidarität unserer Fans und Teilnehmer.“

Die Veranstaltungen finden solange wie nötig unter Ausschluss der Öffentlichkeit und somit ohne Zuschauer statt. Dies betrifft nicht nur das Fahrerlager und die Tribünen am Grand-Prix-Kurs. Auch an der Nordschleife sollen Menschenansammlungen vermieden werden. Die Parkplätze und gängigen Besucherpunkte werden geschlossen und von Ordnungspersonal überwacht.

Der aus sportlicher Sicht wichtigste Punkt des VLN-Konzepts sieht vor, die geschlossenen Boxen, in denen während eines regulären NLS-Rennens bis zu sechs Fahrzeuge untergebracht sind, ungenutzt zu lassen und stattdessen im 58.000 Quadratmeter großen Fahrerlager jedem Team einen separaten Bereich zuzuweisen, in denen Arbeiten an den Rennfahrzeugen vorgenommen werden können. Die Zufahrt erfolgt über die Boxengasse, wo weiterhin das Betanken der Rennboliden stattfindet. Danach führt der Fahrweg durch die vorletzte Box in die Open-Air-Boxengasse und durch die letzte Box nach dem Service wieder zurück auf die Rennstrecke. Eine vergleichbare Lösung hatte die VLN bereits im Jahr 2002 angewendet, als am Nürburgring das neue Boxengebäude errichtet wurde. Damals diente die Start-Ziel-Gerade als behelfsmäßige Boxengasse.

Boxengasse
Foto: VLN

Der Zutritt zum Fahrerlager wird auf ein Minimum an Personen beschränkt. Die Zugangskontrolle findet kontaktlos statt und es gilt eine generelle Maskenpflicht. Je Fahrzeug wird nur eine noch zu definierende Anzahl an Helfern zugelassen, die vom Team dokumentiert werden muss. Alle Formen von Besprechungen werden digital abgehalten. Die Dokumentenabnahme findet, unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen, gebündelt mit nur einer Person je Team statt. Auf die Siegerehrungen – nach dem Rennen auf dem Podium sowie der aller Klassensieger am Abend im Media Center des Nürburgrings – wird verzichtet.

In der Racecontrol wird die Anzahl der beteiligten Personen reduziert, ohne dabei die Sicherheit des Rennens zu gefährden, und es wird auf die strikte Einhaltung der Abstandsregeln geachtet. Das Reinigungs- und Ordnungspersonal wird aufgestockt. Für die Sportwarte der Streckensicherung gilt sowohl im Fahrerlager als auch rund um die Nordschleife eine Mundschutzpflicht.

Parallel zu den eigenen Aktivitäten hat die VLN das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn hinzugezogen und die geplanten Maßnahmen prüfen lassen. Bei einem Ortstermin konnten sich Herr Professor Martin Exner und Dr. Jürgen Gebel ein Bild über die Verhältnisse machen. Im Anschluss hat das Institut am 12. Mai ein Gutachten erstellt in dem es unter anderem heißt: „Unter der Maßgabe, dass die Vorgaben eingehalten werden, kann eine Ausrichtung der Langstrecken-Serie auf dem Nürburgring unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus hygienisch-medizinischen Gesichtspunkten in Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden grundsätzlich empfohlen werden.“

In der vergangenen Woche wandte sich die VLN schließlich an die Kreisverwaltung Ahrweiler und stellte Landrat Dr. Jürgen Pföhler alle notwendigen Unterlagen mit der Bitte um Genehmigung zur Verfügung. „Wir sind voller Hoffnung, eine Zusage von der Landesregierung zu erhalten“, sagt Stephani. „Es geht am Ende nicht nur um uns als Rennserie, sondern auch um die finanzielle Gesundheit unserer Teams und einer Vielzahl an Unternehmen in der Region rund um den Nürburgring.“

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