Wir unterhielten uns mit Tim Heinemann. Mit Heinemann sprachen wir über seine Eindrücke in der SRO E-Sport GT Series und ob er, als Rennfahrer der aus dem virtuellen Sport in den reellen Motorsport aufgestiegen ist, sich freut, dass Simracing derzeit so boomt. Dazu spricht er, über seine Eindrücke in der ADAC GT4 Germany 2019, wo er zwei Läufe gewinnen konnte.
Was bezeichnest du als dein bestes Rennen in deiner Motorsportkarriere und wieso? Und was sind deine schönsten Erinnerungen an deine Karriere?
Ich bin bisher ja leider noch nicht allzu viele Rennen gefahren. Mein erstes Rennen im professionellen Motorsport, beim GT4 Sprint Cup im Rahmen der DTM, ist aber auf jeden Fall eine schöne Erinnerung, die ich niemals vergessen werden. Für mich war es schon mega einfach nur dabei zu sein, dass hat sich erst kurzfristig ergeben. Mit dem 3. Platz im 2. Rennen konnte ich direkt bei meinem ersten Rennwochenende den ersten Podiumserfolg feiern und das ganze Team für die Arbeit und vor allem das in mich gesetzte Vertrauen belohnen. Zuvor hatte ich ja noch gar keine Rennerfahrung konnte aber zeigen, dass jemand aus dem virtuellen Motorsport, ein „PC Zocker“, es auch auf der echten Rennstrecke kann.
Wo es Höhen gibt, gibt es auch Tiefen. Was ist, deiner Meinung nach, dein Tiefpunkt in deiner Karriere gewesen?
Höhen und Tiefen gehören auf jeden Fall zum Motorsport dazu, auch wenn sicherlich jeder gerne nur Höhen hätte. Wir hatten letztes Jahr am Red Bull Ring einen Motorschaden, der gleichzeitig auch unser Zandvoort-Rennwochenende nach der Pole Position im Qualifying beendet hat. Das war auf jeden Fall ein herber Rückschlag und der Tiefpunkt unserer Saison und meiner bisherigen „Karriere“. Ich denke, gerade solche Momente machen den Motorsport und den Teamsport aus. Wir haben nicht aufgegeben, noch härter gearbeitet und konnten am Wochenende darauf das Rennen am Nürburgring gewinnen, Höhen und Tiefe können also echt sehr nah beieinander liegen.
Was sind die Top 3 an deinen Rennstrecken, die du bereits selbst befahren hast? Und was zeichnen diese deiner Meinung nach aus?
Zandvoort, Spa, Nordschleife.
Zandvoort ist sehr eng, knifflig und hat einige tückische Stellen. Ich mag klassische Strecken die keine kilometerweiten Auslaufzonen haben. Mir hat die alte Strecke richtig Spaß gemacht und ich bin schon gespannt auf die neue Variante.
Spa und Eau Rouge, mehr braucht man denke ich nicht sagen. Einfach eine geniale Strecke mit vielen schnellen Kurven.
Nordschleife, der Mythos grüne Hölle. Mein Traum wäre es hier einmal das 24-Stunden-Rennen bestreiten zu dürfen. Jede Runde ist anders und die Atmosphäre ist etwas ganz Besonderes.
Auf meiner Wunschliste stehen aber auf jeden Fall noch viele weitere Rennstrecken an denen ich leider noch nicht gewesen bin.
Was ist das Kurioseste, was du bislang in deiner Karriere auf der Rennstrecke erlebt hast?
Ich glaube, für die wirklich kuriosen Momente bin ich einfach noch nicht lange genug dabei. Zumindest wenn ich meine Rennwochenenden mit den Erzählungen anderer und den YouTube Videos vergleiche…
Du hast über das Simracing den Weg in den reellen Motorsport gefunden – freut es dies dadurch besonders, dass derzeit das Simracing boomt?
Auf jeden Fall! Allerdings verdient Simracing diese Aufmerksamkeit nicht erst seit der Pause, sondern schon seit Jahren und ich hoffe, dass es nach der Pause auch weiterhin so bleibt. Mich freut es auch, dass sich immer reale Rennfahrer und Teams den Weg ins Simracing geschafft haben und auch Leute, die anfangs skeptisch waren, nun virtuell Ihre Runden drehen.
Wie versuchst du ansonsten die Pause zu überbrücken, ehe es wieder mit dem Motorsport los geht?
Ich gehe neben dem Motorsport ganz normal hauptberuflich arbeiten, ich habe also glücklicherweise etwas zu tun. Zusätzlich versuche ich viel Sport zu machen. Am Simulator bin ich natürlich auch anzufinden, aber nicht erst seit der Pause. Dort versuche ich mich generell als Fahrer weiterzuentwickeln und habe mit HWA Racelab auch ein neues, spannendes Projekt.
Du fuhrst zuletzt erstmals in der SRO E-Sport GT Series – was sind deine Eindrücke von der Serie?
Die Competition in der Serie ist wirklich sehr hoch. Das Starterfeld ist, wie in der echten Serie auch, sehr groß und eng beisammen. Es ist also sehr schwer und erfordert viel Training, um dort vorne mit dabei zu sein. Für mich eine neue Challenge, die mir sehr viel Spaß bereitet.
Wie fühlt es sich für dich an, mit einem renommierten Team wie HWA Racelab in der Serie vertreten zu sein?
Echt gut! Die Idee dafür kam vor nicht allzu langer Zeit. Für uns alle ist die Serie und die Plattform ACC neu, daher haben wir viel aufzuholen. Wir hoffen uns für das nächste Rennen weiter steigern zu können. Es ist, ähnlich wie im echten Motorsport, ein Lernprozess den man als neues Team durchgehen muss. Man steht nicht morgens auf und wird auf einmal Erster. Durch die Erfahrung von HWA aus dem realen Motorsport können wir allerdings sehr profitieren, es gibt viele Parallelen zwischen Sim und real und für uns geht es gerade darum genau diese Parallelen zu verstehen und zu nutzen. Die Vorgehensweise von HWA ist sehr professionell, das ganze Team ist super motiviert und daher freue ich mich von Anfang an ein Teil dieses spannenden Projekts zu sein.
2019 fuhrst du in der ADAC GT4 Germany, die ihre Debütsaison hatte. Was sind deine Eindrücke von der Meisterschaft? Wo gibt es, deiner Meinung nach, Verbesserungsbedarf?
Ich habe mich in der ADAC GT4 Germany echt wohl gefühlt. Ich habe leider keine großen Erfahrungen aus anderen Serien, daher fällt es mir schwer zu vergleichen. Für mich war letzte Saison generell alles neu und ich musste, vor allem bei den ersten Rennwochenenden, in kurzer Zeit viele neue Dinge lernen. Ich könnte nun aber keinen Punkt ausmachen bei dem ich sagen würde, dass etwas nicht so gut lief. Im Rahmenprogramm der GT Masters herrscht eine super Atmosphäre für Fahrer, Teams, Partner und vor allem Fans die richtig viel Action geboten bekommen. Und das alles hautnah und zum Anfassen. Gerade die Nähe zu Fans ist denke ich ein Punkt die der ADAC echt gut macht und bei vielen anderen Serien fehlt. Ohne Fans wäre der Motorsport nichts, dann würden einfach nur ein par Autos im Kreis fahren, aber mit tollen Fans die Begeisterung haben für das was wir tun wird es erst zu dem Motorsport den wir alle lieben.
Was sind die Ziele in deiner Rennkarriere?
Das Hobby zum Beruf machen. Ich habe ehrlich gesagt kein konkretes Ziel im Motorsport, möchte nicht „dann dort sein“. Ich bin überhaupt froh das ich fahren darf und den Sprung vom virtuellen ins reale Rennauto geschafft habe. Ich freue mich über jeden Meter im Rennauto, für mich ist es auch nicht wichtig welches Auto es ist, Hauptsache ich kann fahren. Natürlich würde ich gerne einmal Werksfahrer werden, die Welt bereisen und tolle Rennstrecken besuchen. An renommierten Rennen wie Macau, 24h Nürburgring oder Le Mans teilnehmen, aber das kann ich mir zumindest momentan leider nicht aussuchen. Daher versuche ich einfach alles für den Traum zu geben, mich bestmöglich vorzubereiten, gut abzuliefern und bin gespannt wohin mich die Reise führt.
Wer weitere Informationen zu Tim Heinemann erhalten möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf seine offizielle Facebookseite sowie auf seine Webseite.
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