Eike Angermayr wurde Premierenmeister in der ADAC GT4 Germany. Gemeinsam mit Mads Siljehaug ging er für Reiter Engineering an den Start. Wir unterhielten uns mit Eike Angermayr über die Saison:
Bereits nach dem Vorsaisontest in Oschersleben hast du verlauten lassen, dass du in dieser Saison den Titel in der ADAC GT4 Germany anstrebst. Warst du davon die komplette Saison überzeugt, oder hattest du im Saisonverlauf auch mit Zweifeln daran zu kämpfen?
Ich habe gewusst, dass wir eine starke Fahrerpaarung haben. Wir waren vom ersten Saisonrennen an, immer in den Top 4. Das Wochenende am Red Bull Ring war hingegen ein bisschen enttäuschend, daraufhin wurde der Meisterschaftskampf etwas schwieriger. Ab dem Rennen in Zandvoort habe ich dann gewusst, dass wir eine Chance haben und daran bis zum Schluss geglaubt.
Die Saison der ADAC GT4 Germany begann Ende April in Oschersleben, eine der Paradestrecken des KTM X-Bow. War es für dich etwas enttäuschend, dass ihr dort „nur“ die Position fünf und zwei einfahren konntet?
Natürlich waren wir nach den Rennen in Oschersleben etwas enttäuscht. Nach dem ich das Auto im ersten Rennen übernommen habe, gab es ein kleines Problem mit der Schaltung. Ich konnte nur noch um einen Gang pro Kurve herunter schalten. Das hat sich in der ersten Kurve extrem bemerkbar gemacht, da ich einen Gang zu hoch war, wodurch sich das Auto komplett anders verhielt und ich dadurch auf das Gras gekommen bin. Deswegen haben wir einige Positionen verloren. Der zweite Platz im Sonntagsrennen war hingegen sehr gut, nach dem ich den Start nicht optimal erwischt habe, konnte Mads noch das Beste daraus machen. Insgesamt war das Ergebnis schon ein bisschen enttäuschend, jedoch konnten wir wichtige Punkte für die Meisterschaft holen.
Weiter ging es bei dem Heimrennen von KTM und dir auf dem Red Bull Ring, welcher dem X-Bow charakteristisch nicht entgegenkommt. Wie schwierig war das Wochenende für dich in der Steiermark?
Das Wochenende am Red Bull Ring war sehr schwierig. Es hat eigentlich ganz gut angefangen. Wir waren ein bisschen besser als anfangs gedacht. Das erste Rennen haben wir auf Platz acht beendet, etwas überraschend für uns, dass wir um Punkte mitfahren konnten. Das zweite Rennen war hingegen ein bisschen enttäuschend. Zu Beginn lagen wir relativ gut, jedoch gab es ein technisches Problem und wir mussten das Auto abstellen. Es ist natürlich schade, wenn einem beim Heimrennen die Strecke charakteristisch nicht wirklich entgegenkommt. Etwas enttäuschend, da auch viele von der Familie und Freunde vor Ort waren. Von Anfang an haben wir uns auf ein schwieriges Wochenende eingestellt.
In Zandvoort konntest du, mit Mads Siljehaug, die Plätze zwei und eins einfahren. Ein fast perfektes Wochenende. Wie zufrieden bist du mit diesem und war dies euer endgültiger Durchbruch in der ADAC GT4 Germany?
Zandvoort war sozusagen das Traumwochenende für uns. Mit Platz zwei im ersten Rennen war ich nicht ganz so zufrieden mit meiner Leistung. Ich bin zu sehr auf Sicherheit gefahren, damit uns nicht wie in Oschersleben, der erste Platz aus der Hand genommen wird. Im zweiten Rennen bin ich ein bisschen aggressiver gefahren und war mit mir sehr zufrieden. Mir hat am meisten Motivation gegeben, dass ich zum Schwesterauto nicht so viel Zeit verloren habe. Der Reinhard Kofler ist natürlich ein guter Gradmesser, da er schon sehr viel Erfahrung hat. Insgesamt war das zweite Rennen ein Traum, unser erster Sieg in der ADAC GT4 Germany. Ich war natürlich sehr nervös. Mads hat einfach eine Wahnsinnsleistung abgeliefert. Irre Überholmanöver und ein wirklich wahnsinnigen Grundspeed. Mads war in seiner schnellsten Rennrunde schneller als in der Quali-Runde. Einfach eine übermenschliche Fahrt vom Mads.
Am Nürburgring lief es nicht wirklich für euch – kam die Strecke dem KTM nicht entgegen, oder was war dort das Problem?
Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass uns der Nürburgring ein bisschen besser liegt, vorallem durch die Kurzanbindung. Durch den geringen Sturz, den wir nach dem Zandvoort-Wochenende fahren mussten, hatten wir viele Probleme mit dem Reifenverschleiß. Dadurch waren wir im zweiten Stint nicht mehr so schnell. Der Regen im zweiten Rennen kam uns natürlich entgegen. Der Start verlief sehr chaotisch. Ich habe mich beim Anbremsen auf die Kurzanbindung am Vordermann orientiert, leider hatte er sich verbremst, wodurch ich auch in das Gras gerutscht bin und bis an das Ende des Feldes durchgereicht wurde. Im weiteren Rennverlauf habe ich bei Anfahrt auf Kurve eins Aquaplaning bekommen und glücklicherweise meinen Vordermann nur leicht tuschiert. Wir konnten trotzdem wichtige Punkte für die Meisterschaft holen.
Auch der Hockenheimring gilt nicht als Paradestrecke des KTM X-Bow. Wie sehr waren eure Ergebnisse dort Schadensbegrenzung?
Vor dem Wochenende haben wir schon gewusst, dass der Hockenheimring unserem Auto nicht liegen wir. Vorallem die Parabolika ist für unser Auto Gift. Im ersten Rennen sah noch alles sehr gut aus. Ich habe das Auto auf Platz zwei übernommen und habe mich dann ein paar Runden gegen die Topspeed starken Autos zuwehr setzen können. Ich habe immer einen perfekten letzten Sektor gebraucht, um mit genug Vorsprung auf die lange Gerade zu gehen. Leider habe ich ein oder zwei Fehler eingebaut, wodurch sie mich auf der Geraden überholen konnten. Im Infield ist es sehr schwer zu überholen. Das zweite Rennen war sehr brutal für uns. Im Startgetümmel kann man nicht wirklich Zeit in den Kurven gewinnen. Auf der Geraden konnte ich mich nicht gegen die schnellen Autos verteidigen und habe jede Runde einen Platz verloren, was natürlich sehr frustrierend war. Insgesamt war es punktemäßig ganz gut. Wir haben uns die Chance offen gehalten, dass wir am Sachsenring Meister werden können. Am Anfang nach dem zweiten Rennen war die Stimmung natürlich etwas gedrückt. Ich habe dann zu meine Jungs gesagt, dass die Chance noch da ist und wir uns ganz auf den Sachsenring konzentrieren müssen.
Der Sachsenring kommt dem KTM sehr entgegen. Wie zufrieden bist du mit dem Rennwochenende dort und wie „schwierig“ war dort die Mission Titelgewinn für euch?
Der Sachsenring war natürlich eine der Paradestrecken für den KTM. Das erste Rennen war für mich ein leichter Job. Der Mads hatte zuvor eine Wahnsinnsfahrt hingelegt und mir das Auto auf Platz eins mit einem großen Vorsprung übergeben. Meine Aufgabe war es lediglich die Reifen zu schonen und den Vorsprung zu verwalten. Am Ende wurde es nochmal leicht spannend, da ich ein bisschen zu viel Reifen geschont hatte. Aber der Sieg war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Es war ein komisches Gefühl nach dem ersten Rennen. Wir haben uns natürlich über den Sieg gefreut aber auch schon an das morgige Rennen gedacht, wo es wirklich ums Eingemachte ging. Da ist dann auch die Nervosität hochgekommen. Im Qualifying für Rennen zwei bin ich dann auf Platz acht gefahren, direkt neben Piana. Ich habe gewusst, dass es schwer am Start wird, da er sicherlich einen guten Start mit dem BMW haben wird. Ich wollte auch nicht viel am Start riskieren, weil ich gewusste habe, das es gleich vorbei ist wenn ich Ausfalle. Daher bin ich am Start weniger Risiko gegangen und war dann die ganze Zeit, bis zum Ausfall von Piana, hinter ihm. Nach dem Ausfall habe ich gewusst, dass wir das Rennen einfach nur noch heimbringen müssen. Der Mads ist wirklich cool geblieben und hat nichts riskiert. Am Ende des Rennens hat er mir erzählt, dass er noch nie so ein langweiliges Rennen gefahren ist, weil er eben nichts riskieren durfte. Es war ein tolles Wochenende, natürlich haben wir vom Pech der anderen profitiert aber so ist der Motorsport.
Einige Teams kritisierten im Saisonverlauf immer wieder die BoP. Wie zufrieden bist du mit dieser in der Saison 2019?
Die BoP ist in solchen Rennserien natürlich immer ein Streitthema. Man wird es nie jedem recht machen können. Ich war in diesem Jahr sehr zu frieden mit der BoP. Die Einstufung für unser Auto, dadurch das wir sehr leicht sind und wenig Leistung haben, macht es schwer alle Autos auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. In Oscherleben, Zandvoort und auf dem Sachsenring waren wir wahnsinnig gut dabei, fasst ein Muss, dass wir auf das Podium gefahren sind. Im Gegensatz dazu waren wir auf dem Red Bull Ring und am Hockenheimring im Nirgendwo BoP technisch. Ich glaube, dass da ein wirklich sehr guter Job gemacht wurde. Alleine die Tatsache, dass am letzten Rennwochenende die ersten Drei Fahrzeuge verschiedene Marken waren, zeigt das die BoP gut gemanagt worden ist. Es wird immer Leut geben, die die BoP kritisieren. Am Ende darf man aber nicht vergessen, dass ohne eine BoP solche Rennen mit verschiedenen Marken gar nicht möglich wäre. Deswegen denke ich, dass es natürlich noch Sachen gibt, die man verbessern muss. Aber in einigen Jahren wird man eine faire Lösung für alle beteiligten finden.
Du kennst auch die GT4 European Series durch viele Rennstarts. Wie sehr unterscheiden sich die beiden Serien und in welcher ist das fahrerische Niveau höher?
In der GT4 Eurpean Series starten noch einmal mehr Fahrzeuge als in der GT4 Germany. In der ADAC GT4 Germany waren wir zwischen 25-28 Autos pro Wochenende, in der European Series sind es meisten 10 Autos mehr, was es nicht einfacher macht. Im Qualifying ist es viel schwerer eine freie Runde zu bekommen. Meiner Meinung nach, ist das Fahrerfeld ist in der European Series ein bisschen weiter auseinander gezogen. Es fahren einige vorne, ein großes Mittelfeld gibt es auch und einige Gentlemen-Fahrer. In der ADAC GT4 Germany ist das Feld ein bisschen dichter. Es gibt vor einem Wochenende immer acht bis zehn Teams, die gewinnen können. Es kann auch jeder in die Punkte fahren. Desweiteren gefällt mir in der GT4 Germany auch das Rahmenprogramm und die mediale Aufbereitung ist natürlich auch wahnsinnig toll. Du bist live im Fernsehen und auf allen möglichen Kanälen des ADAC zu sehen. Das ist vorallem im Hinblick auf Sponsoren ein großer Vorteil im vergleich zur European Series.
Kannst du uns schon einen Ausblick auf die Saison 2020 geben? Planst du die Titelverteidigung in der ADAC GT4 Germany?
Für die Saison 2020 sind wir noch mitten in den Verhandlungen. Jetzt beginnt die Silly-Season, wo man schauen muss wer mit wem fährt. Aber grundsätzlich würde ich schon sehr gerne mit dem Team so weiter machen. Wir sind alle so zusammengeschweißt, der Mads und unser Ingenieur Tim, der seine erste Saison als Renningenieur absolviert hat. Wir hatten wirklich jeder Session ein gutes Auto, Hut ab vor seiner Arbeit. Das ist natürlich auch ein Schlüssel zum Erfolg. Wir haben uns alle sehr gut Verstand, die Fahrer, Renningenieur und Mechaniker. Das ist wirklich eine große Familie. Deswegen möchte ich gerne mit Reiter Engineering und Felbermayr so in de Konstellation weiter machen.
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