Die 5-Minuten-Zeitstrafe des Montaplast by Land-Motorsport Audi R8 bei den 24h Daytona, wo man angeblich schneller nachgetankt hat als von der BoP erlaubt(40 Sekunden), sorgt weiter für aufsehen. Marshall Pruett analysierte für die amerikanischen Kollegen von Racer den Vorfall – wir übersetzen ihn für euch auf Deutsch.

Die Verwirrung beginnt mit dem Blick auf §57 des Reglements der IMSA – dort werden die Strafen aufgelistet, die es in der Serie gibt. Nirgends gibt es dort eine Strafe für zu schnelles nachtanken. Dazu wird dort nirgends eine 5-Minuten-Zeitstrafe erwähnt bzw. eine Strafe die dieser überhaupt in die Nähe kommt. Doch zusätzlich gibt es dort die allmächtige Regel 1.1, die der IMSA erlaubt weitere strafwürdige Vorgänge zu bestrafen und die Höhe der Strafe selbst auszuwählen. Das Regelbuch der IMSA und alle Bulletins vor dem 24h-Rennen in Daytona versäumten es die Nachtankgeschwindigkeit überhaupt zu erwähnen.

Der Montaplast by Land-Motorsport Audi war in Daytona das schnellste Fahrzeug in der Boxengasse und war auch schneller als der Schwesterwagen von Magnus Racing – doch wie geschah das?

Nach dem Rennen gab die IMSA bekannt, dass alle Fahrzeuge ohne Probleme durch die technische Nachkontrolle gekommen sind – auch der Land Audi R8. Der Tank des Audis mit der #29 wurde dabei gründlich untersucht, doch dieser entsprach den Regeln, dies bestätigte ein Sprecher der IMSA. Doch wie sollte man dann einen Vorteil haben können, wenn auch der Tank den Regeln entsprach?

Montaplast by Land-Motorsport erzielte durch intensive Arbeit und vielen mühsamen Versuchen die perfekten Kraftstofffliessbedingungen im Tank des R8s. Der Tank des R8s fasst 100 Liter Sprit, doch die IMSA gestand dem Audi maximal 91 Liter Volumen in Daytona zu. Den Tank kann man durch verschiedene Dinge verkleinern – manche legen kleine Plastikbälle in den Tank, während andere es mit geformten Blöcken versuchen – Land fand dabei eine sehr gute Lösung um den Kraftstoff gut in den Auditank fließen zu lassen.

Montaplast by Land-Motorsport nutzte verschieden geformte Blöcke, welche an bestimmten Stellen im Tank positioniert wurden – die Stellen ergaben sich nach mehreren Tests. Dadurch konnte der Kraftstoff mit weniger Turbulenzen in den Tank kommen -> dadurch fließt er auch schneller in den Behälter. Das ganze verfahren kann man auch zuhause gut mit einem Schnapsglas und Eiswürfeln simulieren, die Lage der Würfel kann beeinflussen wie schnell sich das Glas befüllt.

Zusätzlich hatte Montaplast by Land-Motorsport den Vorteil von sehr schnellen Reifenwechseln, die schneller waren als bei der Konkurrenz. Dadurch war das Team in der Lage die Luftlanze früher ziehen zu können als die Gegner und der Wagen von den Wagenhebern auf den Boden fallen konnte. Durch die dabei entstehende Schwerkraft konnte das Benzin ebenfalls schneller in den Tank laufen.

Kombiniert ergab das, dass das Land Team alle Phasen des Stopps regelkonform erledigte, was von der IMSA klar zu sehen war, doch man war im Endeffekt zu schnell.

Doch um nach der Strafe in der Nacht nicht weitere Strafen zu riskieren musste man das Boxenstoppverfahren verlangsamen. Dies erledigte man mit dem sogenannten „Dead-Man“-Ventil am Tank. Man Schloss das Ventil teilweise um die Durchlaufmenge zu drosseln und den Stop so zu verlangsamen – dies ist eine ungenaue Methode, aber sie funktionierte: Im weiteren Rennverlauf hatte der Audi #29 keine weiteren Probleme mit zu schnellen Boxenstopps.

Obwohl die IMSA Schemata der homologierten Fahrzeuge hat, die auch aufzeigen wie der Tank aufgebaut sein muss, gibt die IMSA keine Anweisungen darüber wo Bälle oder Böcke platziert werden müssen – Montaplast by Land-Motorsport fand, dass man so die optimale Position ausarbeiten konnte. Magnus Racing unternahm nicht die selben Anstrengungen wie das deutsche Team und musste dadurch damit leben, dass ein Nachtankvorgang ca. 2-3 Sekunden länger gedauert hat, als bei Land.

Doch was bleibt am Ende?

Der Tank und der Restriktor war legal, doch trotzdem wurde Montaplast by Land-Motorsport bestraft, wegen kluger Arbeit des Teams aus Niederdreisbach. So wurden auf einem Schlag aus fast zwei Runden Vorsprung zwei Runden Rückstand.

Es gilt als wahrscheinlich, dass die IMSA ab den 12h-Rennen in Sebring eine genaue Nachtankzeit der Fahrzeuge vorschreibt und ein definiertes Dokument veröffentlichen wird, welches den genauen Aufbau des Tanks vorschreiben wird.

Doch was ist die Lehre aus der höchstumstrittenen Strafe? Selbst wenn die Serie zustimmt, dass das Fahrzeug legal ist, was die IMSA tat, darf man in der BoP-Meisterschaft nicht die Regeln komplett ausreizen und zu stark für die Gegner sein.

Hier könnt ihr die Brgründung von Land Motorsport lesen.

 

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