Am vergangenen Wochenende (Datum nicht aktuell, da Artikel bereits im Sommer auf unserer Facebookseite veröffentlicht) fanden erneut die 24h Spa statt. Das seit 1924 ausgetragene Event ist ein Spektakel für jeden GT-Fan. Man brüstete das diesjährige Rennen als größtes GT3-Spektakel aller Zeiten – mit 66 Autos auf der vorläufigen Starterliste und 63 Fahrzeugen die das Rennen zweimal um die Uhr aufnahmen kann man der Organisation nur Recht geben.
36 Fahrzeuge starteten alleine in der Pro-Kategorie, in der reine Profiteams an den Start gingen – das who is who des internationalen GT-Sports standen am Start. Und diese 36 Fahrzeuge zeigten einen teilweise atemberaubenden Kampf um den Sieg, welcher gleich in Eau Rouge in der 1. Rennrunde mit einem Quersteher von Mirko Bortolotti im GRT Lamborghini Huracan begann, dass einem der Atem stockte.
24 Stunden später trennten die Fahrzeuge auf den Rängen 1 und 2 weniger als 12 Sekunden! Dazwischen lagen Action, Unfälle, Überholmanöver, Dramatik und Taktik. So musste der bis zum letzten Boxenstopp führende AKKA ASP Mercedes länger beim Boxenhalt warten, da man ansonsten die Maximalfahrzeit überschritten hätte – so verlor die französische Mannschaft den Sieg. Auch das KÜS Team75 Bernhard verlor den Sieg. Vom reinen Sieg war der Porsche 911 von Vanthoor/Estre/
Allerdings gab es auch einige unschöne Zwischenfälle, wie den Horrorunfall von Pasin Lathouras in der Anfangsphase in Eau Rouge, bei dem der Thailänder seinen Ferrari 488 komplett zerstörte, den Schrotthaufen aber unverletzt verlassen konnte. Weniger Glück hatte Adrian Amstutz im Barwell Lamborghini Huracan, der nach einem schweren Unfall in den frühen Morgenstunden sich einen Rippenbruch und Verbrennungen zweiten Grades erlitt. Im weiteren Rennverlauf gab es weitere schwere Unfälle, die bis auf Blechschäden glimpflich ausgingen. Allerdings sind Unfälle auf dem Highspeedkurs unvermeidlich, der trotz einigen Umbauten, die den Kurs für die Formel 1 entschärften, fast jeden Fehler bestraft. Und wenn in Kurven wie Eau Rouge oder Blanchimont etwas falsch läuft, endet das häufig mit einem heftigen Einschlag.
Durch die Umbauten für die sogenannte „Königsklasse des Motorsports“ haben leider auch in den Ardennen die asphaltieren Auslaufzonen einzug gehalten, weswegen die Fahrer des öfteren nicht wiederstehen können die Tracklimits auf Grund einer schnelleren Rundenzeit zu missachten. Die Rennleitung griff in diesen Fällen gnadenlos durch und lies die Fahrzeuge Durchfahrtsstrafen absitzen – auch wenn die Strafenorgie von vielen Fans kritisiert wurde, ist diese richtig damit sich die Fahrer an die Regeln halten und nicht fahren wie es Ihnen in den Sinn kommt.
Traditionell sind die 24h Spa auch das Königsevent vom SRO. Stéphane Ratel schafft es seit 1995 erfolgreich GT-Rennen weltweit auszurichten. Neben der Ausrichtung von verschiedenen Rennen und Serien wie der Blancpain GT Series oder den 24h Spa gründete die Organisation des Franzosen auch verschiedene Rennklassen, wie z.B. die GT3 oder die GT4. Am Freitagnachmittag hält Ratel auch jährlich seine „Märchenstunde“ ab, eine Pressekonferenz in der, der Herrscher des SRO bekannt gibt wie es im kommenden Jahr mit seinen Serien und Klassen weitergehen wird, dazu gibt der Zampano auch weitere Zukunftsaussichten auf die Serien unter seinen Fittichen.
Auch die Hersteller lassen sich nicht lumpen und karren zu dem weltweiten GT-Topevent ihre neuen GT-Fahrzeuge. So zeigte Honda den neuen NSX GT3 erstmals in Europa, während Audi, BMW und Mercedes ihre neuen GT4-Fahrzeuge vor Publikum ausstellte.
Für den Motorsportfan sind die 24h Spa ein Rennen bei dem man mindestens einmal im Leben sein muss. Bereits am Mittwoch beginnt das Megaevent mit der stimmungsvollen Parade vorm Casino in Spa. Die Fahrzeuge fahren von der Rennstrecke über Landstraßen in die historische Altstadt wo sie von tausenden Fans frenetisch empfangen werden. Die Fans haben dort die Möglichkeit sich die Fahrzeuge genau anzusehen, aber auch mit den Fahrern zu sprechen und Autogramme zu sammeln – der Autor dieser Zeilen scherzte dort u.a. mit dem späteren Sieger Markus Winkelhock. Durch die entspannte und lockere Atmosphäre ist die Parade ein Fanhighlight.
Aber auch das Programm auf den 7,004 km langen Ardennenkurs lässt sich nicht verachten. Neben der Blancpain Endurance Series, welche die 24h Spa absolvieren, trugen auch der Blancpain GT Sports Cup, die Formel 3 EM, die Lamborghini Super Trofeo Europe sowie der Peugeot 308 Racing Cup Wertungsläufe auf dem belgischen Traditionskurs aus.
Als besonderes Highlight gelten die extrem funkenden Fahrzeuge beim Nachttraining am Donnerstagabend. Besonders die Mercedes AMG GT3 fielen durch einen enormen Funkenflug auf. Im Rennen funkten die Benz immernoch, dank Abnutzung und nicht mehr so aggressiver Abstimmung allerdings nicht mehr so enorm wie am Donnerstag und im Rennverlauf hörte es sogar komplett auf.
Auch das Top 20 Qualifying ist ein Highlight der Fans. 20 der weltweit besten GT-Piloten kämpften in 2 fliegenden Runden darum sich die Pole für das prestigeträchtige Rennen zu sichern. Am Ende war es ein Nervenkitzel von Fahrzeugen am absoluten Limit. Zwischendrin gab es die Besonderheit, dass Fahrzeuge zeitgleich an der Spitze des Klassements standen.
Der Autor dieser Zeilen kann auch jeden Zuschauer empfehlen einmal bei Nacht um die Strecke zu wandern. Die absolute Dunkelheit im belgischen Wald, welche nur durch die gleißenden Scheinwerfer der Fahrzeuge, sowie dem glühen der Bremsscheiben sowie den Flammen aus dem Auspuff durchbrochen wird gibt ein besonderes Flair, welcher jeder einmal erlebt haben sollte.
Nur das Technofestival will nicht so recht zum GT-Fest des Jahres passen. Vom frühen Samstagabend bis spät in die Nacht wummerten die Bässe über die Anlage und nach Ende der Party tummelten sich viele betrunkene (wenn da nicht noch andere Substanzen im Spiel waren) Personen auf der Anlage, welche mit dem Rennen und GT-Sport, sowie Motorsport im allgemeinen nichts am Hut haben.
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