David Schumacher und Carrie Schreiner testen zum ersten Mal eine während der Fahrt parametrisierbare Steer-by-Wire-Lenkung im Rahmen des Saisonfinales der GTC Race auf dem Hockenheimring. Track meets Street: Weitere Straßen-Technologieträger machen verschiedene Steer-by-Wire Anwendungen erlebbar.

Kurbeln am Lenkrad nervt, egal ob es ums Einparken geht, um eine Spitzkehre auf einem Alpenpass oder eben auch auf der Rennstrecke. Und genau hier kann eine Steer-by-Wire Lenkung ihre Vorteile voll ausspielen. Bei einer elektronischen Lenkung lassen sich die Lenkwinkel flexibel wählen und künftig sogar geschwindigkeitsabhängig einstellen. Das heißt, bei großen Lenkeinschlägen kann die Lenkübersetzung der Kurve angepasst werden. Somit muss der Fahrer, beispielsweise beim Passieren der Spitzkehre auf dem Hockenheimring, am Lenkrad nicht mehr umgreifen oder die Arme kreuzen.

„Das parametrisierbare Lenken jetzt zum Saisonende auf der Rennstrecke zu erproben ist ein wichtiger Meilenstein für unsere Entwicklung“, sagt Roland Arnold, CEO der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co, der das weltweit einzige strassenzugelassene Drive-by-Wire-System Space Drive aus der Behindertenmobilität heraus entwickelt hat und selbst als Space Drive-Entwicklungsfahrer aktiv ist. „Die Plattform der GTC Race ist ein ideales Entwicklungsumfeld für die Erprobung. Hier können wir innovative Technologien, seien es neue Komponenten für das Autonome Fahren oder alternative Antriebsarten, beschleunigt entwickeln.“

Erste Tests mit der parametrisierbaren Lenkung fanden im Rahmen des GTC Race am Hockenheimring statt. David Schuhmacher und Carrie Schreiner testeten die parametrisierbare Lenkung zum ersten Mal im Renn- sowie auch im Straßenfahrzeug. Ein wichtiger Schritt bei der Weiterentwicklung des innovativen Steer-by-Wire Systems, das bereits seit 2019 im Rahmen der GTC Race und seit 2021 in der DTM zum Einsatz kommt und dabei ganz auf eine mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe verzichtet.

„Bei dem System sind immer zwei Komponenten verbaut, eine Feedback-Einheit, die das Gefühl am Lenkrad erzeugt und einmal der Lenkaktuator, der die Räder bewegt. Alle Parameter, die diese beiden Komponenten steuern, können individuell während der Fahrt verändert werden“, sagt Alexander Uphoff, Leiter Systementwicklung der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co.KG. „Im Rennsport gibt es viele enge Kurven, wo die Fahrer noch umgreifen müssen, oder wo eine gewisse Geschwindigkeit beim Lenken wichtig ist. Das erzeugt mehr Stress für den Fahrer und mehr Arbeit am Lenkrad. Hier haben wir eine deutliche Verbesserung erreicht!“

Durch die Änderung der Lenkübersetzung kann der Fahrer selbst definieren, wie weit der Lenkwinkel, also das Verhältnis zwischen dem Einschlag des Lenkrads und der Lenkräder geändert werden kann. Künftig können dann auch geschwindigkeitsabhängige Lenkmodelle hinterlegt werden, die je nach gewähltem Fahrzweck in Echtzeit auf die Bedürfnisse des Fahrers und die Beschaffenheit der Strecke reagieren könnten.

Auf der Straße liegen die Vorteile auf der Hand; So kann man beispielsweise beim Einparken mit kleinen Lenkbewegungen das Auto ganz komfortabel in die Lücke manövrieren. „Im Straßenfahrzeug ist der Vorteil bereits deutlich zu spüren. Man muss oftmals sehr viel lenken, um das Auto in die gewünschte Position zu bringen, beispielsweise beim Einparken. Wenn man das Lenkverhältnis verstellen kann, reicht bereits eine viel kleinere Lenkbewegung aus, um den gewünschten Lenkeinschlag zu erzeugen. Das ist ein großer Vorteil“, berichtet Space Drive Pilotin Carrie Schreiner, die bereits seit 2020 Steer-by-Wire Entwicklungsfahrerin ist.

Erprobt wurde die Technologie natürlich auch auf der Rennstrecke. Besonders prädestiniert für diesen Anwendungsfall ist am Hockenheimring die Anfahrt aus der Parabolika in die Spitzkehre, bei der die Fahrer oftmals sehr viel lenken müssen. „Auf dem Race Track hat man den Vorteil, dass man mit der parametrisierten Lenkung viel agiler manövrieren und viel schneller reagieren kann. Wir stehen am Anfang der Entwicklung, aber ich sehe hier ein sehr großes Potential auch für den Motorsport“, sagt DTM-Pilot David Schumacher, der die Lenkung auf dem Hockenheimring getestet hat und am Wochenende im Rahmen der GTC Race im Space Drive Cockpit Platz nehmen wird – hier mehr dazu. „Gerade in der Spitzkehre ist es super, wenn man anstatt 180 Grad mit einer Lenkbewegung das Auto sehr schnell mit einem geringen Einschlag durch die Kurve bringt.

Während dem gesamten Rennwochenende sind die Space Drive Straßen-Technologieträger mit ganz verschiedenen Steer-by-Wire Anwendungen für Besucher am Hockenheimring ausgestellt. Gleich gegenüber des Ravenolturms lässt sich vom Force-Feedback-Lenkrad, über isometrische Lenklösungen (per Druckimpuls) bis hin zum Force Feedback-Joystick die Lenktechnologie der Zukunft erleben!

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