DTM-Manager Frederic Elsner im Interview vor dem Saisonstart in Portimão. Er spricht über die anstehende Saison, die Regeländerungen und verrät, dass es mit den neuen Teamordnerregeln beim letztjährigen Saisonfinale Untersuchungen gegen drei Fahrer gegeben hätte.

29 festeingeschriebene Autos in der DTM – wie zufrieden bist du mit diesem Nennergebnis?

Ich bin super zufrieden. Unsere Position hat sich im Vergleich zum letzten Jahr deutlich verändert und zwar zum Positiven. Letztes Jahr um diese Zeit stand das Fahrerfeld noch nicht. Jetzt muss man natürlich dazu sagen, dass wir 2021 auch 1,5 Monate später in die Saison gestartet sind. Wir haben 29 Top-Fahrzeuge und die besten GT-Piloten in der Serie.
Das wird ein unfassbar enges Feld. Die Fans können sich auf eine brutale Saison freuen. Aber, jetzt haben wir auch lang genug über die 29 Autos geredet, jetzt stehen sie da, jetzt wird es Zeit, dass wir loslegen.

Die 2021er Saison hat ja diverse Kontroversen geboten – denkst du, dass ihr die richtigen Schlüsse aus der ersten GT3-Saison gefunden habt?

Wir haben absolut die richtigen Schlüsse gezogen. Wir haben uns kontinuierlich weiterentwickelt und zwar nicht nur in unserem eigenen Kosmos, sondern zusammen mit den Teams und den Herstellern. Ich denke, wir haben alle zusammen die richtigen Lehren gezogen.

Neu ist ja die Regel, dass bei Teamorder harte Strafen bis zum Ausschluss aus der Saison drohen. Kannst du erklären, wie dies beim Saisonfinale 2021 abgelaufen wäre? Wäre Götz in dieser Situation der Titel aberkannt worden, oder wären eher die Piloten bestraft wurden, die ihn durchgelassen haben?

Auch über dieses Thema wurde im Nachgang an das Finale und auch in diesem Jahr bereits ausreichend gesprochen. Ich sage mal so: Mit dem jetzigen Reglement hätte man sich die Situation von insgesamt drei Piloten genauer anschauen und untersuchen müssen. Dafür haben wir jetzt den Rahmen geschaffen, die endgültige Entscheidung liegt dann bei Renn-Direktion und Stewards. Aber wir stehen kurz vor dem ersten Rennen der Saison 2022, ich möchte jetzt ehrlicherweise gern nach vorne schauen und alles dransetzen, dass wir eine gute, spannende und faire Saison haben.

Auch die Boxenstoppregeln wurden angepasst. Wie wichtig war euch dieses Thema, nach den Kontroversen 2021 um den Vorteil des Mercedes-AMG und dem Ferrari?

Grundsätzlich wollen wir die DTM nicht überregulieren. Auch bei diesem Thema sind und waren wir immer in enger Abstimmung mit den Teams. Es war aber auch schnell klar, dass egal wie wir uns entscheiden, ein Teil der Teams nicht glücklich ist. Ich bin ganz froh, dass wir nicht „umgefallen“ sind, dem Druck standgehalten haben und während der Saison keine Änderung gemacht haben. Am Ende der Saison haben wir uns das Ganze in Ruhe angeschaut und eine Regelung für dieses Jahr getroffen mit einer definierten Choreografie.

Während FCY- oder SC-Phasen darf ja nur ein Fahrzeug pro Boxenstopp und Runde in die Boxengasse kommen. Warum habt ihr euch dafür entschieden? War hier die Intension Double Stacking zu verhindern? Aber gerade im Fall von Safety Car-Phasen wurde hier ein enormer Wettbewerbsnachteil erschaffen. Wenn ein Team mit seinen Fahrzeugen auf den Positionen eins und zwei liegt und mit beiden Fahrzeugen noch den Stop machen muss, wir der zweitplatzierte, der nicht direkt reinkommen darf, so viel Zeit verlieren, dass er kaum noch Chancen auf ein gutes Ergebnis hat.

Ich verstehe Deine Punkte, aber mit 29 Autos haben wir auch ein Sicherheitsthema. Und da können wir kein Risiko eingehen. Darüber hinaus haben wir mit der Regel auch einen Raum geöffnet um die Strategie der Teams offener zu gestalten, was es wiederum noch spannender für die Fans macht.

Wie sieht es in dieser Saison mit Gaststartern aus? Wird es noch welche geben, oder habt ihr dies, durch das große Starterfeld, erstmal auf Eis gelegt?

So, wie wir das 2021 handhaben konnten, werden wir das sicher nicht mehr tun. Wir hatten am Nürburgring drei Gaststarter plus Christian Klien, der insgesamt drei Mal in der Saison gestartet ist. Das geht in dieser Saison definitiv nicht. Wir haben bereits Gaststarter-Anfragen, aber müssen schon sehr darauf achten, dass alles passt.

Mit Scot Elkins gibt es zur Saison 2022 einen neuen Rennleiter. Wie wichtig war er mit den Ideen, welche er eingebracht hat, für euch?

Scot war von Anfang an sehr wichtig für uns. Wir haben die Entscheidung sehr zügig nach dem Finale am Norisring getroffen und ihn direkt in alles eingebunden. Ich selbst empfinde die Zusammenarbeit als sehr angenehm, meinen Kollegen und Kolleginnen geht das genauso. Auch unser sportlicher Ausrichter AvD ist happy und das erste Feedback von den Fahrern und Teams ist auch sehr positiv. Er wird von allen respektiert. Seine amerikanische Art kommt gut an und wird uns helfen.

Die DTM Trophy soll ja als Sprungbrett für Nachwuchsfahrer in Richtung DTM fungieren, was bislang aber noch überhaupt nicht funktioniert. Tim Heinemann als Debütmeister geht in seine dritte Saison in der Rennserie, Ben Green als 2021er Meister startet nun im ADAC GT Masters. Wie könnt ihr zukünftig die Durchlässigkeit in die DTM erhöhen, habt ihr hierfür schon Ideen? Reicht es zukünftig nicht mehr aus, nur einen Testtag für den Meister anzubieten? Ben Green Test.

Wir gehen mit der Trophy jetzt in das dritte Jahr und unser Ziel ist es langfristig, den DTM Trophy Champion in der DTM zu sehen und zu fördern. Daran arbeiten wir mit Hochdruck und dieses Thema ist Martin Tomczyk auch ein sehr persönliches Anliegen. Wir haben in diesem Jahr weitaus mehr Teams als vergangenes Jahr, die sich sowohl in der DTM als auch in der DTM Trophy engagieren. Das ist zum Beispiel etwas sehr Positives. Wir haben mit Ben Green den amtierenden DTM Trophy Champion, der hier in Portimao mit den DTM-Piloten testet. Auch das ist ein weiterer wichtiger Schritt. Aber, das ganze ist ein Projekt, ich würde sogar sagen ein Herzensprojekt, was sich entwickeln muss. Du kannst nicht heute sagen, der DTM Trophy Champion fährt morgen in der DTM.

Bei der Bekanntgabe des Wechsels zu den GT3-Regeln klang es so, dass dies erstmal nur übergangsweise geschieht, um die Serie am Leben zu halten. Ist mittlerweile entschieden, dass ihr dauerhaft eine GT-Plattform bleibt, oder beobachtet ihr weiterhin die Tourenwagenszene aktiv, ob sich zukünftig wieder ein Wechsel zurück anbieten würde?

Prinzipiell gehe ich immer mit offenen Augen durchs Leben und schaue und höre mir alles an. Wir sind aktuell mit dem GT3-Reglement und so wie sich die DTM entwickelt hat, extremst happy und würden das gegen Nichts tauschen wollen!

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