Besser hätte der Saisonauftakt des GT4-Kaders beim GTC Race nicht verlaufen können. In Oschersleben zeigten sich die Piloten von ihrer besten Seite.

„Ich bin natürlich sehr froh, dass es nun endlich losgegangen ist“, so Serienorganisator Ralph Monschauer, der die GT3-Förderung ins Leben gerufen hat. Am Ende der Saison werden vier Talente einen kostenfreien GT3-Test erhalten. Einer aus diesem Quartett wird ausgewählt und sitzt in der Saison 2022 im GT3 im GTC Race. Die Kosten dafür übernimmt die Organisation.

„Natürlich gab es kritische Stimmen, die auch kurz vor dem Saisonauftakt sich nicht vorstellen konnten, warum man so etwas machen sollte und bezweifelten, dass die Förderung durchgeführt wird“, erklärt Monschauer. „Aber das sehe ich natürlich entspannt. Es gab auch Fragen, was wir machen würden, wenn wir nur zwei Autos am Start hätten – dann wäre es auch durchgezogen worden. Und es wundert einen natürlich nicht, dass man denkt, das wäre zu gut um wahr zu sein“, lacht der erfahrene Serienchef.

Gut und wahr! So kann man es kurz und knapp beschreiben. Und insgesamt stehen 14 Piloten im GT4-Kader des GTC Race 2021 und fahren sowohl im Goodyear 60, als auch bei den GT Cup Sprint-Rennen um Punkte. Entscheidend für den GT4-Kader ist allerdings nur das Sprintrennen.

Nach den ersten drei offiziellen Tagen der neuen Saison war man überrascht über die Leistungsbreite und die enorme Steigerung der Protagonisten von 16 bis 30 Jahren, die im GT4-Kader stehen und gerne als einer der vier GT4-Förderpiloten einen GT3-Test bekommen möchten. Axel Sartingen, der als erfahrener Gentleman gerade in der Ferrari Challenge um die Meisterschaft kämpft und schon GT3-Erfahrung hat, nimmt auch in der ADAC GT4 Germany teil und teilt sich beim GTC Race das Cockpit mit Kevin Rohrscheid bei RN Vision STS Racing: „Das waren tolle Kämpfe und ich muss sagen, dass ich das Konzept für sehr gelungen finde. Das ist eine klasse Chance und echte Nachwuchsförderung. Ich habe Ralph Monschauer auch erklärt, dass er genau auf dem richtigen Weg ist.“

Mit vier Herstellern (Audi, KTM, Mercedes und Porsche) und acht Teams (Allied Racing, Car Collection Motorsport, EastSide Motorsport, Hella Pagid-racing one, razoon racing, RN Vision STS Racing, W&S Motorsport, WS Racing) begann die Saison mit den zwei Trainingssitzungen über jeweils 45 Minuten am Freitag in der Magdeburger Börde. Hier unterstützt Marvin Dienst den Debütanten Luca Arnold, der nie zuvor ein Rennen gefahren war. Der erfahrene Dienst setzte mit dem Porsche im 1. Freien Training die Bestzeit auf dem 3,696 Kilometer langen Kurs. Im 2. Freien Training war Mike Beckhusen im Audi von Hella Pagid-racing one bester GT4-Pilot.

Am Abend wurde es dann zum ersten Mal richtig spannend. Das Qualifying für das 60 Minuten-Rennen Goodyear 60 stand auf dem Programm. Und hier zeigte sich das neue Team von Florian Schön und Virginia Möckl prima aufgestellt. Mit Denis Bulatov und Leon Koslowski holte sich EastSide Motorsport im Mercedes-AMG GT4 die Pole Position. Der Russe Bulatov, der in Köln studiert, umrundete den Kurs in 1:31,646 Minuten. Daneben Luca Arnold/Marvin Dienst (W&S Motorsport). In Reihe zwei das Duo Leo Pichler/Rick Bouthoorn von razoon – more than racing mit dem KTM X-BOW GT4 und Axel Sartingen/Kevin Rohrscheid (RN Vision STS Racing – Porsche Cayman 718 GT4). Zum fünften Platz fuhr Audi-Pilot Florian Boehnisch mit Jürgen Hemker (WS Racing), vor Finn Zulauf/Sandro Ritz (Porsche) und dem Vater-Sohn-Duo Chris König und Paul König. Dahinter Tim Vogler/Henri Jung von Car Collection im Audi. Kein Start im Zeittraining absolvierten leider Dominique Schaak und Mike Beckhusen. Der Audi von racing one stand zum Getriebewechsel in der Box – beim Rennen am nächsten Tag waren sie dann aber wieder mit dabei.

Samstag stand der erste Meisterschaftslauf der Goodyear 60 auf dem Zettel. Den Start gewann Bulatov gegen Arnold und setzte sich in Front. Im Laufe der ersten Runden drängten von hinten Leo Pichler und Axel Sartingen nach vorne. Im Verfolgerfeld überholte Paul König Luca Arnold und lieferte sich mit Routinier Sartingen ein Duell, bevor Dominique Schaak im Kies landete und das Safety Car auf die Strecke kam. „Damit war unser schöner Vorsprung auf den KTM natürlich dahin“, so Denis Bulatov. In der Folge hatte er Leo Pichler im Genick und der ließ sich nicht so einfach abschütteln. Zwischen der 25. und 35. Rennminute standen die Boxenstopps auf dem Programm. Jedes Team wechselte seinen Fahrer und los ging die wilde Fahrt in die zweite Rennhälfte. Marvin Dienst holte Runde um Runde auf, doch das war aufgrund seiner Erfahrung und Klasse in diesem Feld keine Überraschung. Sechs Minuten vor Ende ging er auch an Leon Koslowski vorbei und sah als erster die Zielflagge. Fast zur gleichen Zeit rutschte Rick Bouthoon mit seinem KTM in das Kiesbett und löste die zweite Safety Car-Phase aus. Dienst, Koslowski, Zulauf, Rohrscheid, Jung lautete zu diesem Zeitpunkt die Top 5. Als das Safety Car dann reinkam, gab es noch eine letzte Sprintrunde als Sahne obendrauf. Und hier stellte sich Kevin Rohrscheid in den Mittelpunkt. Er ging an Finn Zulauf vorbei und gewann noch den letzten Podestplatz, was Teamkollege Axel Sartingen vor Freude strahlen ließ. Rohrscheid glücklich: „Die Reifen waren am Ende ihres Lebenszyklus. Das war ein wirklicher Ritt auf der Rasierklinge und ich bin überglücklich“, nachdem er sich im Windschattenduell auf der langen Geraden angesaugt hatte und außen vorbei ging. Klasse Aktion! An Leon Koslowski kam er jedoch nicht mehr ran und der Eastside-Pilot wurde Zweiter: „Unsere Reifen waren auch am Ende und ich konnte nicht mehr die Zeiten gehen aber dennoch ist es ein gutes Teamergebnis.“

Ergebnisse Goodyear 60: Luca Arnold/Marvin Dienst (Porsche), 2. Denis Bulatov/Leon Koslowski (Mercedes), 3. Axel Sartingen/Kevin Rohrscheid (Porsche), 4. Sandro RItz/Finn Zulauf (Porsche), 5. Paul König/Chris König (Porsche), 6. Tim Vogler/Henri Jung (Audi), 7. Jürgen Hemker/Florian Boehnisch (Audi), 8. Leo Pichler/Rick Bouthoorn (KTM), Ausfall: Dominique Schaak/Mike Beckhusen (Audi)

Am Samstag und Sonntag kam es zu den entscheidenden Sessions für die Förderung. Im Qualifying 1 dominierte Denis Bulatov und setzte mit 1:31,467 Minuten die Bestzeit. Dahinter Rick Bouthoorn und Mike Beckhusen. Beim 2. Qualifying platzierte Leo Pichler mit 1:31,705 Minuten die Duftmarke und verwies Leon Koslowski auf Rang zwei vor Luca Arnold.

Vor dem Rennsonntag stieg die Spannung. Ab jetzt zählte es bei den Sprints des GT Cup für die Meisterschaft. Bei Rennen 1 am Sonntagvormittag gewann Bulatov den Start und blieb vor Bouthoorn. Das Duo setzte sich im Laufe der 30 Minuten ab und wurde in dieser Reihenfolge abgewinkt. Mike Beckhusen konnte seinen dritten Platz zunächst halten, wurde aber dann von Axel Sartingen überholt. Und von hinten kam Luca Arnold mit Siebenmeilenstiefeln angerast und zeigte eine beeindruckende Performance in seinem GT4-Porsche. Arnold war bei Rennhalbzeit an Beckhusen vorbei und ab jetzt sah man eine Fünfergruppe um jeden Zentimeter kämpfen. Sartingen vor Arnold, Beckhusen, Paul König und Finn Zulauf. Dahinter noch Henri Jung und Gentleman Jürgen Hemker.

Zu guter Letzt schaffte es Luca Arnold tatsächlich noch hinter Bulatov und Bouthoorn auf das Podest! Rick Bouthoorn freute sich: „Ein gutes Ergebnis und toll für mein Team und mich. Ich denke, dass wir zum Rest der Saison noch öfters auf das Podest fahren und vielleicht auch siegen können.“

Sieger Denis Bulatov fühlte sich „wie in der russischen Sauna“ und musste aufpassen: „Rick war zunächst immer im Rückspiegel und machte Druck. Da gab es Arbeit für mich.“

Ergebnisse GT Cup Sprint 1: 1. Denis Bulatov (Mercedes), 2. Rick Bouthoorn (KTM), 3. Luca Arnold (Porsche), 4. Mike Beckhusen (Audi), 5. Finn Zulauf (Porsche), 6. Paul König (Porsche), 7. Axel Sartingen (Audi), 8. Jürgen Hemker (Audi), 9. Henri Jung (Audi)

Rennen 2 sollte eine ähnliche Dramatik abliefern. Den Start gewann Luca Arnold überraschend vor Leo Pichler. Dahinter Leon Koslowski und Kevin Rohrscheid. Sandro Ritz kämpfte mit Louis König und Florian Boehnisch lauerte mit Tim Vogler in Schlagweite. Rohrscheid schnappte sich Kosloswski, dem Lous König im Nacken sass. Boehnisch attackierte derweil Ritz. Schon in der Anfangsphase eine beeindruckende Vorstellung des GT4-Kaders. Nach knapp sechs Minuten schaffte es der Österreicher Pichler und schnappte sich den Platz an der Sonne, als Arnold in der Kurve etwas zu weit außen war. Boehnisch überholte Ritz und machte sich an die Verfolgung des Trios vor ihm.

Bei Rennhalbzeit hatte sich Pichler im KTM einen kleinen Vorsprung rausgefahren. Kosloswki war an Rohrscheid vorbei. Sehenswert das Duell zwischen dem Audi von Boehnisch (WS Racing) und dem Porsche von König (Allied Racing). Die Jungs schenkten sich nichts und battelten bravourös. Dominique Schaak kam auch immer weiter vor und lag nun hinter Lous König, den er später noch überholte.

Im zweiten Renndrittel legte sich Koslowski den vor ihm liegenden Arnold zurecht. Mit mehr Rennerfahrung setzte er den Porsche-Piloten unter Druck und ging mit seinem Mercedes vorbei und passierte hintern Pichler als Zweiter den Zielstrich. „Den Start habe ich etwas verschlafen, da ich die Ampel nicht richtig gesehen habe. Dann war ich nur Vierter, konnte mich aber Stück für Stück nach vorne arbeiten. Der KTM war aber da schon zu weit weg und auch zu schnell für mich“, so Koslowski. Und auch Pichler strahlte: „Wir sind im Team mega zufrieden. Perfektes Wochenende.“ In den letzten Rennminuten hatte sich Florian Boehnisch von Louis König abgesetzt und versuchte noch an Rohrscheid ranzukommen. Durch den Zweikampf mit König war der Abstand aber zu groß und wurde der fünfte Rang der GT4-Klasse

Ergebnisse GT Cup Sprint 2: 1. Leo Pichler (KTM), 2. Leon Koslowski (Mercedes) 3. Luca Arnold (Porsche), 4. Kevin Rohrscheid (Porsche), 5. Florian Boehnisch (Audi), 6. Dominique Schaak (Audi), 7. Louis König (Porsche), 8. Tim Vogler (Audi), 9. Sandro Ritz (Porsche)

In der Meisterschaft führen nach den ersten beiden Rennen Denis Bulatov und Leo Pichler mit 9,44 Punkten das Gesamtklassement an. Fahrer, die sich ein Cockpit teilen, erhalten ihre Punkte vom Rennen. Bei den Solisten wird das beste Ergebnis des Wochenendes gezählt.

Das Fazit von Oschersleben fiel sehr positiv aus: „Zunächst einmal bin ich stolz auf die Jungs und ihre Leistung. Das macht riesig Spaß und hier entwickelt sich etwas untereinander. Sie pushen sich gegenseitig auf der Strecke und stehen später lachend und redend zusammen im Fahrerlager. Wichtig ist auch, dass wir keine Unfälle hatten und alles fair ablief. Wir wollen das weiterhin professionell aber familiär durchführen“, so das Fazit von Ralph Monschauer.

In knapp vier Wochen geht es in der Eifel weiter. Auf dem Nürburgring steht vom 30. Juli bis 01. August 2021 das zweite Rennwochenende auf dem Programm. (Text: Timo Deck)

Meisterschaftsstand GT4-Kader (nach Rennwochenende 1)

  1. Denis Bulatov (Mercedes-AMG GT3 – Eastside Motorsport), 9,44 Punkte
  2. Leo Pichler (KTM X-BOW GT4 – razoon more than racing), 9,44 Punkte
  3. Rick Bouthoorn (KTM X-BOW GT4 – razoon more than racing), 8,33 Punkt
  4. Leon Koslowski (Mercedes-AMG GT3 – Eastside Motorsport), 8,33 Punkte
  5. Luca Arnold (Porsche Cayman 718 GT4 – W&S Motorsport), 7,23 Punkte
  6. Mike Beckhusen (Audi R8 LMS GT4 – Hella Pagid – racing one), 6,11 Punkte
  7. Kevin Rohrscheid (Porsche Cayman 718 GT4 – RN Vision STS Racing), 6,11 Punkte
  8. Finn Zulauf (Porsche Cayman 718 GT4 – W&S Motorsport), 5,00 Punkte
  9. Florian Boehnisch (Audi R8 LMS GT4 – WS Racing), 5,00 Punkte
  10. Paul König (Porsche Cayman 718 GT4 – Allied Racing), 3,89 Punkte
  11. Louis König (Porsche Cayman 718 GT4 – Allied Racing), 2,78 Punkte
  12. Timo Vogler (Audi R8 LMS GT4 – Car Collection Motorsport), 1,67 Punkte
  13. Henri Jung (Audi R8 LMS GT4 – Car Collection Motorsport), 0,56 Punkte
  14. Sandro Ritz (Porsche Cayman 718 GT4 – W&S Motorsport), 0,56 Punkte

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