Patrick Brenndörfer ist Inhaber von Bremotion. Wir unterhielten uns mit ihm über die Saisonplanungen für die Saison 2020, wie stark das Coronavirus diese beeinträchtigt und über die Geschichte seines Unternehmens.

Vor wenigen Tagen feierte Bremotion den 6. Geburtstag – kannst du etwas auf die Geschichte deiner Firma eingehen?

Vor meiner Zeit als Inhaber von Bremotion war ich viele Jahre für das Motorsport-Engagement von Volvo Tuner HEICO SPORTIV verantwortlich und habe als Fahrer zahlreiche Klassensiege bei der VLN und dem ADAC 24h-Rennen feiern dürfen. Gegen die wachsende Anzahl von Kundensportfahrzeugen und ohne Werksunterstützung kamen wir mit der Zeit jedoch immer mehr ins Hintertreffen und die Idee des eigenen Rennteams mit einer geeigneteren Marke entstand. Als dann Evonik auf mich zukam und fragte, ob ich für den Chemiekonzern ein Auto als Dienstleister betreuen könne, setzte ich alles auf eine Karte. Ich kündigte meinen sicheren Job und gründete im März 2014 die Bremotion Sport Marketing GmbH.

Erste Erfahrungen im Rennsport feierte Bremotion mit dem Roding R1 – kannst du ein paar Hintergründe zu dem Projekt nennen? Und wie sehr hat das Projekt Bremotion auf das folgende GT4-Projekt vorbereitet?

Mein damals bereits fertig in der Schublade liegendes Konzept sah den Einsatz von Porsche-Fahrzeugen vor, was ich kurzerhand durch den Roding ersetzte. Ich musste erstmal googeln, was das überhaupt ist und fand die Aufgabe mit einem Exoten durchaus reizvoll. Innerhalb kürzester Zeit stampfte ich mit meinen Kumpels Horst und Thomas, die heute noch dabei sind, ein schlagfertiges Team aus dem Boden. Wir entwickelten in wenigen Wochen aus einem vorhandenen Straßenfahrzeug, was übrigens der erste Prototyp von Roding war, das spätere Rennauto. Es gab überhaupt keine Erfahrungswerte mit dem Wagen, wir mussten uns alles selbst erarbeiten. Dies klappte so gut, dass wir für 2016 den Plan hatten, in der GT4 European Series zu starten. Doch so weit kam es dann leider nicht mehr.

Wodurch habt ihr die Entscheidung getroffen, 2019 in die ADAC GT4 Germany einzusteigen und betrachtest du diese Entscheidung im Nachhinein als richtig?

Nachdem Evonik Ende 2015 aufgrund umfangreicher Umstrukturierungen überraschend aus dem Projekt ausstieg, ruhten unsere Motorsportaktivitäten. Ich konzentrierte mich darauf, weitere Geschäftsfelder aufzubauen, um dem jungen Unternehmen das Überleben zu sichern. Dennoch war für mich klar, dass Bremotion wieder zurück auf die Rennstrecke sollte.

In der Zwischenzeit etablierten wir uns erfolgreich als BRABUS Händler im Rhein-Main-Gebiet und veredeln seit 2016 täglich Fahrzeuge von Mercedes-Benz und AMG. Parallel wusste ich dank meiner guten Kontakte sehr früh, dass HWA an einer GT4-Version des AMG GT arbeitet und der ADAC hinsichtlich einer deutschen GT4 Meisterschaft aktiv war. Somit schloss sich der Kreis und Ende 2018 entschied ich, unser ambitioniertes Vorhaben des Comebacks mit einem eigenen Stand auf der Essen Motor Show zu präsentieren.

Es war klar, dass dies kein leichtes Unterfangen war, schließlich wartete keiner auf ein neues Rennteam auf einem gesättigten Markt. Dennoch war die Motorshow für uns ein Riesenerfolg, da wir dort unseren späteren Fahrer Jan Philipp Springob kennenlernten. Als dann später über unsere Freunde von Auto Weiland noch Oliver Mayer zum Team hinzustieß, war das Paket komplett und das Wunder geschehen. Vom Konzept der ADAC GT4 Germany im Rahmen des ADAC GT Masters und den zwei Rennen, welche überwiegend live im TV übertragen werden, war ich von Anfang an überzeugt. Somit war diese Entscheidung die richtige.

Du hast bereits mehrfach angedeutet, dass dein Team im Jahr 2020 mit zwei Fahrzeugen in der ADAC GT4 Germany starten wird – kannst du uns schon mehr zu den Plänen sagen?

Oliver Mayer Jan Philipp Springob Bremotion ADAC GT4 Germany Mercedes AMG GT4 Nürburgring
Foto: Gruppe C Photography

Unser Programm für 2020 haben wir eigentlich schon seit mehreren Wochen fix, so gut vorbereitet war ich in den vergangenen 20 Jahren Motorsport noch nie. Und dann kam die Corona-Krise. Also haben wir zunächst die Drehzahl gedrosselt und die Situation neu bewertet. Ich denke, wir werden innerhalb der nächsten 14 Tage unser Programm bekannt geben können, welches seinen Schwerpunkt weiterhin als Mercedes-AMG Customer Racing Team in der ADAC GT4 Germany haben wird.

Ende Februar gabst du bekannt, dass du auch mit einem Programm in der DTM Trophy liebäugelst – ob als Gaststarter oder für die komplette Saison war noch nicht entschieden. Kannst du mittlerweile mehr dazu sagen?

Ich bin mit den Jungs und Mädels der ITR, die extrem engagiert sind und einen guten Job machen, im engen Austausch. Ich habe das Konzept der DTM Trophy verstanden und finde es perspektivisch für Bremotion sehr interessant. Ob es noch dieses Jahr zu einem Start in der DTM Trophy kommt, hängt nicht zuletzt von den überarbeiteten Terminkalendern ab. Daher ist hier noch alles offen.

Wie sehr trifft die Corona-Krise die Firma Bremotion und wie stark hindert es die Saisonvorbereitung?

Zum Glück haben wir neben dem Motorsport mit unseren Marken BRABUS, EIBACH, STARTECH, TECHART und DigiTec Chiptuning ein zweites, starkes Standbein. Kunden können bei uns weiterhin ihre Fahrzeuge tunen oder ein Sportfahrwerk einbauen lassen. Dennoch ist verständlicherweise ein deutlicher Rückgang bei der Nachfrage zu verzeichnen, sodass die nächsten Wochen sehr herausfordernd werden.

Welche Auswirkungen das Ganze auf den Motorsport insgesamt haben wird, kann momentan noch niemand seriös abschätzen. Was unsere eigentliche Saisonvorbereitung angeht waren wir schon auf der Zielgeraden, daher kann es von uns aus direkt losgehen.

Würde es dich, als ehemaligen Rennfahrer, reizen, dich selbst nochmal hinters Lenkrad des AMG GT4 zu setzen?

Ich hatte im Februar das Vergnügen unsere Holly, wie wir den GT4 liebevoll nennen, erstmals auf dem Hockenheimring testen zu können. Der AMG GT4 ist wirklich toll zu fahren und vermittelt auf Anhieb sehr viel Vertrauen. Die Trauben in der ADAC GT4 Germany hängen aber sehr hoch, die Teams sind alle sehr professionell und meine Verantwortung gegenüber Fahrern und Sponsoren ist enorm groß. Daher möchte ich mich als Teamchef 100%ig auf diesen Job konzentrieren, zumal wir uns ja noch im Wachstum und zudem in schwierigen Zeiten befinden. Wenn irgendwann einmal alle Prozesse blind funktionieren und sich die Möglichkeit ergibt, bei einem Gaststart in der NLS oder einem 24h-Rennen als „Edelreservist“ mitzufahren, werde ich darüber mit Freude nachdenken.

Wer weitere Informationen zu Bremotion erhalten möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf die Facebookseite des Unternehmens bzw. auf die Webseite.

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