Die DTM wechselt zur Saison 2021 auf ein GT-Reglement, doch was denken die GT-Mannschaften dazu? Wir sprachen mit Jens Feucht von T3-HRT-Motorsport darüber.

„Ich bezweifle, dass es der richtige Weg ist, um eine Traditionsserie wie die DTM am Leben zu erhalten“, so Jens Feucht auf die Frage, ob er den Wechsel der DTM auf GT-Fahrzeuge für richtig empfindet. „Wir haben tolle und gut funktionierende GT3 Serien, sowohl im Sprint- als auch im Langstreckenbereich. Diese Serien sollten meines Erachtens von einer weiteren Konkurrenzserie verschont bleiben, denn in den nächsten Jahren wird die Finanzierbarkeit des Motorsports eher schwerer statt leichter. Wenn dann ein zusätzlicher Wettbewerb entsteht, wäre das ein großer Nachteil für den deutschen Motorsport und dessen Starterzahlen. Wenn ich da an die DTM der Neunzigerjahre denke, dann war die DTM damals das, was heute die ADAC GT Masters ist. Ein großes Starterfeld, viele Hersteller, Action, und Motorsport zum Anfassen. Genau das brauch der Sport und genau das wollen die Fans und genau das bietet das ADAC GT Masters – da ist kein Platz für einen Gegenspieler! Mein Fazit: DTM – ja unbedingt, mit GT3 – nein!“

Feucht setzt fort: „Wir verstehen Herr Berger sehr gut und schätzen sein Engagement für den Erhalt der DTM. In der heutigen Zeit ist es wahrscheinlich Schwerer denn je, eine Motosportserie neu zu gründen, was die Umstellung auf GT Plus ja letztendlich bedeutet. Im Interesse des Deutschen Motorsports finde ich, dass alle Beteiligten Ihre Emotionen hätten zurücknehmen und ADAC und ITR sich dazu an einen Tisch setzen sollen. Leider ist genau das Gegenteil passiert, was letztendlich die kommerziellen Kundensportteams in einen Interessenkonflikt geführt hat, da man sich positionieren sollte, ohne die letztendlichen Optionen zu kennen und gleichzeitig zukünftiges Zusatzgeschäft nicht zu verlieren. Vielleicht hätte ein gemeinsames Motorsportgroßevent mit vielen Serien an einem Wochenende dem Deutschen Motorsport auch gutgetan und Synergien bei den Teams und Herstellern Kosten gespart.“

Gerhard Berger hat am Nürburgring angedeutet, dass die DTM ein „GT Plus“-Reglement benutzen wird. Die Fahrzeuge werden auf den GT3-Boliden basieren, aber unter anderem mehr Leistung entwickeln. Der Österreicher erwünscht sich rund 600 PS. Feucht empfindet dies als schwierigen Punkt: „Das kann ich nur schwer einschätzen. Ich habe selbst mit diversen Herstellervertretern diesbezüglich gesprochen. Ich weiß, dass einer aktuell kein passendes Fahrzeug für 2021 hat. Der zweite ist nicht bereit Geld für Reglementanpassungen wie z.B. DRS zu investieren, der Dritte hat das Budget für DTM überhaupt nicht und so weiter. Es besteht durchaus die Gefahr, dass es erneut wieder nur 2-3 Hersteller werden, die bei einer neuen DTM an den Start gehen.“

Maximilian Paul Niels Langeveld T3-HRT-Motorsport Audi R8 LMS GT3 ADAC GT Masters Lausitzring
Foto: Gruppe C Photography

Das Reglement der 2021er Saison in der DTM soll in den kommenden Wochen festgelegt werden. Laut dem Teamchef von T3-HRT-Motorsport ist dies aber viel zu spät für die Saison 2021: „Definitiv ist das viel zu spät für 2021. Mag es für den einen oder anderen Hersteller aus Budgetsicht machbar sein, für ein Kundensportteam eher undenkbar. Die Gespräche mit den Sponsoren und Partnern laufen schon seit einiger Zeit. Die Budgetplanung wird bei den meisten Sponsoren für das Folgejahr im September und Oktober auf den Weg gebracht. Entweder du bist zu diesem Zeitpunkt Bestandteil der Budgetplanung oder es ist nahezu unmöglich danach davon zu partizipieren. Davon abgesehen ist ja möglichweise auch noch die eine oder andere technische Anpassung bei den Fahrzeugen aus Reglementsicht erforderlich, was auch Zeit und Geld kostet.“

„Nur dann, wenn es einem zukünftigen Einsatz bei den ADAC GT Masters nicht hinderlich ist und wenn das Projekt von einem Hersteller oder Partner langfristig vor allem auch hinsichtlich unserer Nachwuchsförderung unterstützt wird“, so Jens Feucht auf die Frage, ob ein Programm in der DTM für die sächsische Mannschaft von Interesse wäre. „Wir als nicht kommerzielles Team suchen immer nach den besten Optionen für unserer jungen Fahrer und deren Karrieren. Sollten Hersteller die DTM im Programm haben wollen und damit unseren Nachwuchs fördern, dann werden wir auch so ein Programm in Erwägung ziehen.“

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