Für ROWE RACING hat nach den ersten Auftritten in der Nürburgring Langstrecken-Serie mit dem Start der europäischen GT World Challenge jetzt auch der internationale Rennsport nach der Corona-Pause wieder Fahrt aufgenommen. Teamchef Hans-Peter Naundorf blickt aber bereits über das Saisonende hinaus und sucht zusätzliche Betätigungsfelder für seine Motorsport Competence Group und das Projekt ROWE RACING. Nachdem vor zwei Jahren Gespräche über einen Einstieg als Privatteam in die DTM nicht zum Erfolg geführt hatten, rückt die renommierte Plattform jetzt erneut ins Blickfeld. Denn ungeachtet des bevorstehenden Starts in eine Corona-bedingt komprimierte DTM-Saison am kommenden Wochenende in Spa ist die Zukunft der Traditionsserie durch den Ausstieg von Audi zum Jahresende völlig offen. ITR-Chef Gerhard Berger hat zuletzt einen Umstieg auf GT3-Fahrzeuge als mögliches Szenario für 2021 genannt. Bei Hans-Peter „HP“ Naundorf hat der frühere Formel-1-Pilot damit konkretes Interesse geweckt.

Nach dem Corona-bedingt verspäteten Start ins aktuelle Motorsport-Jahr blicken Sie bereits über diese Saison hinaus. Wie ist die mittelfristige Perspektive für ROWE RACING in den nächsten Jahren?

Hans-Peter Naundorf, Teamchef ROWE RACING: „Wir haben keine Bedenken, dass wir die Art von Rennsport, die wir momentan betreiben, aufgeben und uns anderen Dingen zuwenden müssen. Auch die Unterstützung unserer Partner ist ganz klar darauf ausgerichtet, die aktuellen Aktivitäten im GT3-Sport auf sportlich-professioneller Ebene fortzusetzen. Vielleicht wird es bei uns kleinere Änderungen in der Anzahl der eingesetzten Fahrzeuge oder der Zahl der kleineren Rennen geben. Möglicherweise wird sich auch das Umfeld ein bisschen neu strukturieren. Grundsätzlich suchen wir aber auch als ROWE RACING und als Motorsport Competence Group die nächsten Herausforderungen des Motorsports und neue zukunftsfähige Projekte. Es muss allen klar sein, dass sich der Motorsport verändern muss. Da wollen wir dabei sein, die nötigen Plattformen finden und vielleicht auch nötige Impulse liefern. Ich denke, dass da spannende Aufgaben auf den Motorsport und auf unser Team zukommen.“

In welche Richtung könnten diese Veränderungen bei ROWE RACING gehen?

Naundorf: „Da haben wir natürlich schon gewisse Pläne. Wir wollen uns ein bisschen breiter aufstellen, Track Days anbieten und mit kleineren Fahrzeugen Fahrer an den Motorsport heranführen. Aber wir wollen auch versuchen, einen neuen Motorsport als Reaktion auf eine sich verändernde Gesellschaft und Industriekultur – ganz unabhängig von Corona – mit zu entwickeln. Wir sind sicher, dass sich auch in dieser Veränderung wieder ein Rennsport ergeben wird. Da wollen wir dabei sein. Die Formel E hat es mit einem ganz anderen Konzept vorgemacht. Ich glaube, dass da in den nächsten Jahren die Automobilhersteller und auch andere Player mit guten Konzepten aus der Serie in den Motorsport drängen werden. Der Sport war immer eine gute Plattform, viele Menschen für neue Entwicklungen zu begeistern und Aufmerksamkeit zu schaffen. Da wir sehr viel mit Industriepartnern zusammenarbeiten, ist das für uns ein sehr interessantes Thema.“

Nach dem Ausstieg von Audi zum Ende dieses Jahres ist die Zukunft der traditionsreichen DTM derzeit völlig offen. Als eine mögliche Lösung wird der Umstieg auf GT3-Fahrzeuge diskutiert. Wäre das für ROWE RACING interessant?

Naundorf: „Wir hatten ja vor zwei Jahren schon einmal Ambitionen, auf der Plattform DTM etwas zu machen. Wir hatten Partner gefunden, die sich da mit uns engagieren wollten. Am Ende hatte es sich nicht ergeben. Sollte die Plattform DTM mit aktuellen GT3-Fahrzeugen weiter bestehen bleiben, wäre das natürlich für uns sehr interessant. Die DTM hat immer noch eine große Strahlkraft sowohl bei den Fans als auch bei den Sponsoren. Für den deutschen Motorsport wäre es wichtig, diese Plattform zu erhalten, auch um den Unterbau für den Nachwuchs zu sichern.“

Gibt es denn schon Kontakte zu ITR-Chef Gerhard Berger?

Naundorf: „Bislang noch nichts Konkretes, deswegen sind das momentan für uns Gedankenspielchen und Spekulationen. Erst einmal müsste bei der ITR die Entscheidung fallen, ob wirklich GT3-Fahrzeuge im kommenden Jahr die Zukunft der DTM sein sollen. Wir haben bei uns im Team entsprechende Fahrzeuge, die einsatzfähig wären, und auch viele Teammitglieder, die bereits DTM-Erfahrung haben. Außerdem verfügen wir über Partner, die sich für einen DTM-Einsatz begeistern könnten. Wir sind offen für Gespräche, denn wenn es im nächsten Jahr eine DTM mit GT3-Fahrzeugen geben sollte, dann würden wir das schon gerne machen.“

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