Wir sprachen mit Veit-Valentin Vincentz, dem Teamchef von RN Vision STS Racing, unter anderem über die Kooperation mit Hofor Racing by Bonk Motorsport und warum das Team 2020 nicht in der ADAC GT4 Germany starten wird. Zudem spricht er über das Rennprogramm in der GT4 European Series und der DMV NES 500, sowie wie das Team die aktuelle Zeit übersteht. Schlussendlich gibt er einen kleinen Ausblick auf die Zukunft des Teams.

Zur ADAC GT4 Germany-Saison 2020 geht RN Vision STS Racing eine Kooperation mit Hofor Racing by Bonk Motorsport ein. Wie kam es dazu und was umfasst diese Kooperation?

Im Dezember 2019 kam die Anfrage von Michael Bonk, unseren Stammfahrer Gabriele Piana bei den 24h von Dubai einzusetzen. Wir selbst planten keinen Einsatz in der arabischen Wüste, zudem hatten wir in 2019 in der ADAC GT4 Germany schon sehr freundlichen Kontakt zu unseren Markenkollegen von Hofor Racing by Bonk Motorsport und willigten vorbehaltslos ein.

Wir kennen den enormen Mehrwert von Gabriele für ein Team sehr gut, schließlich arbeiten wir mit ihm seit 2016 zusammen und nach den starken Leistungen bei den Dubai 24h, lag es nahe, dass die weiterführende Anfrage von Michael Bonk für die ADAC GT4 Germany 2020 kam.

Werden durch die Kooperation keine eigenen RN Vision STS-Fahrzeuge in der ADAC GT4 Germany starten? Fiel dir die Entscheidung schwer?

Zunächst hatten wir selbst die Pläne, nach der erfolgreichen Saison 2019 auch 2020 in der ADAC an den Start zu gehen. Hier wäre auch „Gabi“ eine feste Säule gewesen.

Nach ausgiebigen Testfahrten im Winter in Spanien & Portugal und diversen Verhandlungen mit Fahrern, kam dann jedoch der Entschluss, sich auf eine GT4-Rennserie mit zwei Fahrzeugen zu fokussieren. Ein wenig kundengelenkt, fiel die Entscheidung zugunsten des internationalen Parketts auf die GT4 European Series. Hier haben wir zwei starke Besatzungen ebenfalls mit Gabriele auf einem Fahrzeug. Michael ist ein sympathischer und ehrlicher Typ und seine Art die Dinge zu lenken, gleicht sich sehr mit unserer. Auch daher, war es eine top Konstellation für Gabi in beiden Rennserien an den Start gehen zu können.

Wie sehr hat es geschmerzt, den Titelgewinn in der ADAC GT4 Germany beim letzten Rennen verpasst zu haben?

Marius Zug Gabriele Piana RN Vision STS Racing BMW M4 GT4 ADAC GT4 Germany Hockenheim
Foto: Gruppe C Photography

Was soll ich sagen?! That’s racing! Wenn man mit 18 Punkten Vorsprung in das finale Rennwochenende einer Meisterschaft startet, eine top Leistung vom gesamten Team abruft und man am Ende tatenlos zusehen muss, wie einem der Titel durch die Hände gleitet, dann ist das schon starker Tobak.

Mittlerweile sehen wir das Positive im Ganzen: Neben dem Auftaktsieg in der ADAC GT4 Germany, sind wir in allen drei Meisterschaften in denen wir angetreten sind Vizemeister in der Fahrerwertung geworden, zudem der Junior-Titel in der ADAC mit Marius Zug, mit dem Team ebenfalls überall auf dem Podest und Gabriele hat als weltbester Fahrer in der BMW Sports Trophy abgeschlossen. Welches Team kann das schon behaupten, mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen Top 3 Ergebnisse eingefahren zu haben. Das war eine sehr erfolgreiche Saison und wenn wir weiter hart arbeiten, wird die Mühe sicher irgendwann belohnt.

Die ADAC GT4 Germany debütierte 2019 – was sind deine Eindrücke zu der Meisterschaft?

Meine Vermutungen von Ende 2018, haben sich größtenteils bestätigt. Der ADAC hat definitiv den richtigen Schritt gemacht, sich auf der GT4-Plattform zu betätigen. Die Organisation rund um Sebastian Tietz und Michael Rebhan war top. Immer ein offenes Ohr für die Teams und toller Sport! 2019 war das Premierenjahr, welches vom ADAC hervorragend gemeistert wurde. Die Organisation hat viel Erfahrung mit dem GT3-Sport. Ich bin mir sicher, dass Sie 2020 noch die kleinen Anpassungen, die die GT4-Kundenteams benötigen umsetzen werden. Dann gehört die Serie definitiv zu den weltweit besten GT4-Serien sowohl organisatorisch, als auch sportlich! Der Service für die Zuschauer nicht nur vor Ort, sondern auch im Livestream und Live-TV ist eh schon beispiellos.

Mit zwei Fahrzeugen ist ein Programm in der GT4 European Series geplant – was sind die Ziele in dieser Saison in der Serie?

Gabriele Piana Bas Schouten RN Vision STS Racing BMW M4 GT4
Foto: RN Vision STS Racing

Wir wissen um die harte Competition in der internationalen GT4 European Series. Nicht umsonst ist und bleibt sie sportlich weltweit die Speerspitze auf der GT4-Plattform. Wir werden uns bestmöglich vorbereiten mit unseren wirklich starken Fahrerpaarungen. Sagen wir so, mit uns wird zu rechnen sein und wer uns kennt und die letzten Jahre beobachtet hat, weiß, dass wir immer gut sind für ein Podest. In Sachen Meisterschaft bin ich sehr vorsichtig. Die Erfahrung zeigt, dass immer alles passieren kann. Es wird an uns liegen, alles besser zu machen als es eh schon war und weiter hart und konzentriert als Team zu arbeiten. Das Ziel ist klar… Sonst würde es für uns keinen Sinn machen anzutreten!

Zudem ist auch ein Rennprogramm in der DMV NES 500 geplant. Was zeichnet für dich diese Rennserie aus und was macht diese für RN Vision STS Racing so attraktiv?

Wir haben die DMV NES 500 schätzen und lieben gelernt. 2018 saß ich noch selbst, mit ein paar unserer Kunden, im Cayman GT4 hinterm Lenkrad. Die Serie ist für uns in zweierlei Hinsicht hervorragend geeignet.
1. Sie ist eine super Plattform für Neueinsteiger und junge Talente z.B. aus dem Kartsport. Sie bietet die Zeit, den Raum und Platz für die optimale Vorbereitung in den GT-Sport. Es wird fair gefahren und mit drei bis vier Stunden Renndistanz, spult man ordentlich Kilometer in einem Fahrzeug der GT4-Leistungsklasse ab. Boxenstopps, Fahrerwechsel und generelle Rennabläufe können trainiert und verinnerlicht werden und das mit einem fairen Budget.
2. Das familiäre Umfeld ist auch optimal für alle Trackday-Begeisterten, die den Umstieg in den Wettkampf wagen. Das Leistungslevel ist stramm wenn man vorne mitfahren möchte, aber es bietet Raum für Entwicklung und mit solidem Coaching stellen sich auch schnell Erfolge ein. Es macht einfach Spaß. Am Tage harte fights auf der Strecke und abends gemeinsam das Grillwürstchen. Einfach so wie Breitensport sein soll und das auf abwechslungsreichen GP-Strecken.

Einige Teams gaben schon öffentlich bekannt, dass sie die aktuelle Situation nur einige Monate aushalten können, ehe es in einer Insolvenz enden wird. Wie ist der aktuelle Stand bei RN Vision STS Racing? Machst du dir auch Sorgen um die Zukunft des Teams?

Ich denke, dass es wohl kaum Teams gab, die Anfang März beim Ausbruch der Pandemie und den folgenden Einschränkungen, sich keine Gedanken über die Zukunft gemacht haben. Mit der Schließung der Strecken und der Absagen der Veranstaltungen, wurde allen die Betätigungsgrundlage genommen, diesen Sport zu betreiben. Zumal es ja eine Verkettung ist: Der Sport lebt vom Sponsoring und Kundenbudget. Die Finanzierung stammt meist von Firmen und Personen die selbständig oder in führenden Positionen beschäftigt sind. Wenn die ganze Wirtschaft leidet, dann leiden auch die Möglichkeiten der Investition. 2020 wird ein schwieriges Jahr. Ich baue nicht darauf, dass sich der Markt „ausdünnt“, um einen persönlichen Vorteil danach zu haben. Ich denke die Basis der Fahrer leidet mindestens gleichermaßen und wird uns auch noch eine Weile beschäftigen. Wir sind noch in der glücklichen Lage, dass wir neben dem Motorsport einen KFZ-Meisterbetrieb und eine Werbetechnikabteilung haben. Die breitere Aufstellung hilft uns aktuell sehr. Nichtsdestotrotz können auch wir kaum erwarten, dass es endlich los geht!

Seit Kurzem sind auch Trackdays wieder erlaubt. Wird dein Team dabei auch Fahrzeuge vermieten um weitere Testkilometer mit den Fahrern zu sammeln und auch Einnahmen zu generieren?

Ein klares JA! Wir bauen grad einen Saisonplan, soweit es das schon zulässt, auch in Hinsicht auf Trackdays. Dadurch, dass wir dieses Jahr in „nur“ zwei Rennserien starten, eröffnet es uns mehr Kapazitäten uns mit Planung und Durchführung von Trackdays für unsere Kunden zu beschäftigen. Diese Art des Motorsports war und ist immer schon eine Säule im Unternehmen gewesen. Hierfür bietet sich auch unser KFZ-Meisterbetrieb perfekt an. Kunden lassen durch uns ihre Fahrzeuge betreuen, vorbereiten, warten und instandsetzen. Zudem bieten wir Beratung beim Aufbau eines Tracktools und Fahrer-Coachings bei den Veranstaltungen an. Natürlich immer in Verbindung mit unserem technischen Support vor Ort an der Rennstrecke. Eben alles aus einer Hand.

Welche Zukunftspläne hast du mit dem Team?

Eines unserer Fernziele war und ist die Brücke zum GT3-Sport. Somit hätten wir ein komplett durchgängiges Konzept gerade für unsere selbstgesetzte Kernaufgabe, junge Talente aufzubauen und in ihrer Karriere durchgängig zu begleiten. Seit 2018, als uns die Ehre zuteil wurde, das traditionsreiche Junior Team von BMW Motorsport in der GT4 fortzuführen, sind wir eng verbunden mit der Marke BMW.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde das Konzept des neuen GT3 auf Basis des M4 vorgestellt. Wir sind mit neuen Herausforderungen immer bestens zurecht gekommen und waren auf Anhieb konkurrenzfähig. Mich würde es schon reizen, allerdings muss das auf soliden finanziellen Beinen stehen, nur das sichert die Performance, sonst macht es keinen Sinn.

Gesichert ist jedoch, dass wir weiter auf der GT4-Plattform unterwegs sind und auch in der Saison 2020 schon Tests anbieten für interessierte Fahrer. Ausrichtung offen, ob GT4 European Series, ADAC GT4 Germany oder DTM Trophy. Wir sind „ready to race“!

Wer weitere Informationen zu RN Vision STS Racing erhalten möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf die Webseite des Teams.

Alle Artikel zu den Themen: , , ,