Gemeinsam mit Iris Dorr führt Karsten Molitor Molitor-Racing-Systems. Wir sprachen mit Molitor über die Planungen für das Jahr 2020 und die Auswirkungen des Coronavirus auf das Team. Zudem erläutert er sein Problem mit den GT4-Serien und spricht über die Kuriositäten der 24h Dubai.

Jens Klingmann und Marius Zug werden 2020 für dein Team in der ADAC GT Masters starten. Was sind in der Saison 2020 deine Ziele in der Meisterschaft?

Das ist letztes Jahr ganz gut gelaufen für uns, wir haben gezeigt dass wir vorn mitfahren können und auch für Siege gut sind. Wir hatten ein wenig Pech und durch unnötige, unverschuldete Kollisionen wertvolle Punkte verloren, genau daran wollen wir arbeiten. Mehr Konstanz auf allen Strecken.

Hier mehr zum ADAC GT Masters-Programm von MRS GT-Racing.

BMW-Werksfahrer Klingmann geht in die dritte gemeinsame Saison mit MRS GT-Racing – wie sehr hilft er dem Team mit dem M6 GT3?

Jens ist ein ganz wichtiger Baustein im Team. Er hat die allermeiste Erfahrung mit dem M6, war seinerzeit schon in den Entwicklungs- und Testfahren involviert. Er kennt das Auto in- und auswendig, spürt jede noch so kleine „Ungereimtheit“. Das hilft natürlich das Auto zuverlässiger zu machen. Mit Jens kann man in kürzester Zeit ein Set-Up erarbeiten, das spart enorm viele Testkilometer. Darüber hinaus ist Jens zuverlässig und abgeklärt im Rennen und hat noch immer eine enorme Grundschnelligkeit. Er ist sehr geschickt wenn es darum geht sein Wissen und seine Erfahrung an seine Teamkollegen weiter zu geben, deshalb waren wir ja auch mit Zöchling (2018) und Sylvest (2019) auf Anhieb schnell.

Marius Zug fährt hingegen seine erste komplette Saison im GT3-Sport und gilt als eines der größten deutschen Talente im GT-Sport. Welche Eindrücke hast du von ihm, nach den gemeinsamen Testfahrten und dem Gaststart in der italienischen GT-Meisterschaft 2019 in Monza?

Mein Gott, der Junge ist gerade 17 Jahre alt geworden! Wenn ich mich zurückerinnere als ich 17 war (also vor 19 Jahren etwa 🙂 ), hatte ich vergleichsweise nur Flausen im Kopf. Marius ist schnell, lernt schnell und ist sehr, sehr abgeklärt und vernünftig. Es macht Spass mit ihm zu arbeiten, er versteht sich sehr gut mit Jens, die Zwei sind sicher ein gutes Team.

Kannst du schon einen Ausblick auf das geplante Programm in der ADAC GT4 Germany geben?

Franjo Kovac Thomas Tekaat MRS GT-Racing BMW M4 GT4 ADAC GT4 Germany Sachsenring
Foto: Gruppe C Photography

Oh je, da kann ich noch nicht viel sagen, fürchte ich. Die Coronakrise traf uns inmitten unserer Evaluationstests mit interessierten Fahrern. Durch unser UAE-Programm kam es erst Ende Februar dazu. Jetzt im Moment ist es verständlicherweise schwer Verträge mit Fahrern und Sponsoren zu machen, gerade wenn noch nicht einmal ein zuverlässiger Kalender steht. Wir haben ein paar Optionen, müssen aber sicher noch ein wenig Geduld haben.

Anfang des Jahres gabst du bekannt, dass ihr eventuell ein reines Damenfahrzeug in der ADAC GT4 Germany einsetzen werdet. In Portimao haben Nicole Holzer und die Kreutzpointner-Zwillinge Alesia und Jacqueline den M4 GT4 getestet. Kannst du dazu mittlerweile schon mehr sagen?

Ja, das ist richtig und auch immer noch der Plan. Alle drei haben mit uns getestet und einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Auf die beiden Zwillinge kann der Fritz wirklich stolz sein, die versuchen das alles allein zu stemmen, sehr fokussiert und haben einen riesige Willen. Schnell waren alle drei Mädels, auch Nicole arbeitet noch an ihrem Programm. Wir hoffen dass wir dazu bald mehr sagen können.

Die ADAC GT4 Germany debütierte 2019 – was sind deine Eindrücke zu der Meisterschaft?

Da gibt es eine Menge Bedarf zur Nacharbeit. Damit meine ich nicht den ADAC, die machen auch bei der GT4 einen Riesenjob. Von der organisatorischen Seite macht das alles Sinn. Grundsätzlich tue ich mich mit so manchen Sachen schwer. BoP ist immer ein heikles Thema, aber durchaus in den Griff zu bekommen wenn man sich bemüht. Das größte Problem bei der GT4 sind die irrwitzigen Gewichte die wir rumschleppen. Schaut man sich die BoP-Tabellen an, dann kommen bei dem einen oder anderen schon mal 150 KG zusammen, ein Wahnsinn, besonders wenn dann im Auto sündhaft teure Kohlefasertüren und -hauben verbaut sind. Absurderweise gibt es sogar BoP-Tabellen, in denen alle (!) Fahrzeuge mit Zusatzgewicht ausgestattet sind. Offensichtlich wurde nicht bei allen in der Schule im Mathematikunterricht über das „Kürzen“ gesprochen. Spass bei Seite, das ist natürlich ein Problem für Reifen und Bremsen, vom Set-Up und einer gewissen Gefahr bei einem Unfall gar nicht erst zu reden. Ein anderer, für den Ausrichter der GT4 Serie jedoch teurerer und aufwendigerer Weg, wäre Leistungsanpassung am Motor. Da muss sich was tun, sonst macht das keinen Spass.

Das Team hat auch einen Piloten für die DTM Trophy gesucht. Auf der vorläufigen Starterliste steht MRS GT-Racing allerdings nicht drauf – hat sich das Programm erledigt?

Wir als privates Rennteam ohne Werksunterstützung müssen die Rennen bestreiten die für uns wirtschaftlich Sinn machen, da können wir auf die Befindlichkeiten und Uneinigkeit von Serienbetreibern keine Rücksicht nehmen. Deshalb; ja, das wäre eine Option für uns gewesen, auf Grund der aktuellen Situation und weil wir uns auf unsere länger geplanten Projekte konzentrieren möchten, verfolgen wir das zur Zeit nicht weiter.

Zur Saison 2020 plant das Team die Rückkehr in den Porsche Carrera Cup. Kannst du schon mehr zu dem Programm sagen?

Wir planen den Einsatz von zwei Autos. Hier ist es ganz ähnlich wie mit den GT4, wir konnten die Verhandlungen mit den Fahrern nicht rechtzeitig abschließen. Gar nicht hilfreich ist die Tatsache, dass die Serienorganisation des Carrera Cup am wenigsten konkret mit der Aussage zu einem Plan ist. Stand heute wissen wir nicht wie viele Rennen es geben wird, wann und wo. Das macht die Sache nicht einfacher, weil uns eben die wichtigen Informationen fehlen.

Wieso entschied sich das Team nicht an der Saison 2019 teilzunehmen und was gab den Ausschlag 2020 zurückzukehren?

MRS steht seit 18 Jahren für Porsche Markenpokale, der Carrera-Cup gehört zu unserem Fundament. Wir haben 2019 darauf verzichtet, zum einen zu Gunsten der GT4-Serie zum anderen weil wir sechs Fahrzeuge im Supercup eingesetzt haben. In dieser Kombination war eine dritte Rennserie auf der GT Masters-Plattform einfach nicht durchführbar.

Im Porsche Supercup war dein Team die letzten Jahre eines der größten, zur Saison 2020 plant ihr das Fahrzeugaufgebot zu verringern – warum?

Ja, diese Entscheidung haben aber nicht wir getroffen. Die Serienorganisation des Porsche Supercup hat uns nur noch den Einsatz von maximal drei Fahrzeugen gewährt. Wir hätten hier das Fahrerpotential von mindestens fünf Autos gehabt. Letztlich gab das dann den Ausschlag, uns für den Carrera Cup zu entscheiden, die Autos stehen ja hier.

Den ersten Renneinsatz des Jahres hatte MRS GT-Racing 2020 bei den 24h Dubai. Hätte dir jemand vor dem Rennen gesagt, wie die Witterungsbedingungen sein werden, wie hättest du reagiert?

Ich bereise Dubai sehr häufig, seit mehr als 15 Jahren im Winter und auch im Sommer. Ich habe da schon Regen erlebt, auch mal ein paar Tage am Stück, deshalb hätte ich mich nicht gewundert. Früher war das eher selten, beschränkte sich meist auf einen Tag im Jahr und dann auch nur ein paar Tropfen. Ich vermute dass dort ein sogenanntes „Cloud Seeding“ durchgeführt wurde, da wird auf ein Autorennen keine Rücksicht genommen. War auf jeden Fall ein heftiges Erlebnis und sehr schade dass es so gekommen ist. Wir haben zwar gewonnen, die Freude darüber hielt sich aber in Grenzen.

Für Aufsehen sorgte bei den 24h Dubai der Boxengassenzwischenfall zwischen einem MRS-Mechaniker und einen Barwell-Kollegen. Wie siehst du dies mittlerweile?

Das war sehr übel und darf auch nicht passieren. Es war für jedermann offensichtlich dass der Barwell-Mechaniker unseren Mann in das abfahrende Auto gestoßen hat. So etwas ist mit nichts zu rechtfertigen, solche Leute brauchen wir in der Boxengasse nicht. Unser Mechaniker ist wieder genesen, das hat allerdings ein paar Wochen benötigt. Schlimm ist, dass von seitens Barwell keinerlei Entschuldigung kam, eher im Gegenteil, die haben unserem Mann sogar noch die Schuld gegeben.

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Einige Teams gaben schon öffentlich bekannt, dass sie die aktuelle Situation nur einige Monate aushalten können, ehe es in einer Insolvenz enden wird. Wie ist der aktuelle Stand bei MRS? Machst du dir auch Sorgen um die Zukunft des Teams?

Momentan nicht. Wir restrukturieren unseren Workshop, bringen alles mal wieder auf Vordermann und organisieren uns so, dass wir in der zweiten Jahreshälfte die zu erwartenden „back to back“-Rennen perfekt bedienen können. Im Prinzip machen wir jetzt Arbeiten, die sowieso in der Saison angestanden hätten. Darüber hinaus haben wir jetzt auch etwas Zeit um Porsche Cup-Fahrzeuge perfekt für den Verkauf vorzubereiten. Wenn jemand Interesse an einem top Cup-Fahrzeug hat, bitte gerne melden! Zudem haben wir Hoffnung, dass wir trotz allem die gesamt geplante Anzahl an Rennen fahren werden, nur eben etwas später. Das sage ich Anfang Mai. Wenn es jetzt bei gleichem Wissensstand Mitte Juni wäre, ja, dann würde ich mir auch Sorgen machen. Prinzipiell sehe ich durch die aktuelle Situation mehr Chancen als Risiken. Da wird sich sicher einiges ändern, so eine Art Marktbereinigung oder Reset. Vielleicht auch ein Umdenken der Hersteller, die vielleicht feststellen müssen, dass es ohne Kunden nicht geht.

Seit Kurzem sind auch Trackdays wieder erlaubt. Wird dein Team dabei auch Fahrzeuge vermieten um weitere Testkilometer mit den Fahrern zu sammeln und auch Einnahmen zu generieren?

Ich gebe zu, ich habe am lautesten danach verlangt. Zu Ende gedacht hatte ich das leider nicht, da wir in den Programmen in denen Umsätze zu generieren sind, hauptsächlich Fahrer aus dem Ausland haben. Die haben schlicht ein Einreiseproblem, sonst wären wir sicher einer der ersten gewesen. Ready to go sind wir allemal und möchten am liebsten morgen schon los.

MRS Sim-Racing existierte bereits vor der Coronakrise. Was ist deine Meinung zur boomenden Simracing-Szene?

Iris Dorr und ich organisieren das gesamte Team MRS komplett allein. Wir haben relativ schnell erkannt, vor zwei Jahren glaube ich, das MRS auch ein SIM-Racing Team benötigt. Das haben wir dann mal kurz ins Leben gerufen, dass war es dann aber auch schon. Die Pläne dazu kamen immer zu kurz, weil wir einfach keine Zeit hatten. Das ist jetzt natürlich anders, wir hängen uns da gerade richtig rein, weil es auch für unsere Sponsoren in dieser Zeit richtig interessant ist. Neben dem Supercup in seiner virtual Edition, haben wir jetzt unsere erste Meisterschaft sehr erfolgreich in Angriff genommen, mit sechs BMW M6 und einem Mix aus realen Fahrern und reinen Sim-Racern. Am letzten Wochenende gab es einen ersten Sieg in Brands Hatch. Was soll ich sagen, das macht richtig Spass. Ich klemme auch oft hinterm Lenkrad und weiß wie realistisch das alles geworden ist. Ich habe großen Respekt vor denen, die gerade die längeren Distanzen fehlerfrei fahren. Wir werden das definitiv weiter ausbauen und eine Stelle schaffen, wir suchen derzeit einen Teamkoordinator dafür.

Gibt es noch Rennserien und Rennen, die du gerne mit deinem Team bestreiten würdest?

Na klar. Immer noch dieselben Ziele. Zwei Dinge müssen noch gemacht werden. 24h Le Mans und 12h Bathurst. Da arbeiten wir immer dran, irgendwann werden wir das hinbekommen, ganz sicher. Darüber hinaus gibt es weitere Pläne, sehr interessant und ein weiterer großer Schritt nach vorn. Da möchte ich aber im Moment nicht konkreter werden, alles zu seiner Zeit.

Wer mehr über das Team erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Besuch auf der Facebookseite des Teams sowie deren Website.

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