Gemeinsam mit seinem Vater Ingo ist Marcel Leipert Teammanager von Leipert Motorsport. Wir sprachen mit dem ehemaligen Rennpiloten über die Auswirkungen der Coronakrise auf das Team, zudem vergleicht er die DTM Trophy mit der ADAC GT4 Germany. Zudem spricht Leipert über die Lamborghini Super Trofeo Europe, wo das Team bis zu fünf Wagen einsetzen wird und wie sich die, durch Corona bedingte, Absage der Lamborghini Super Trofeo Asia auf das Team auswirkt. Schlussendlich spricht Marcel Leipert über ein für 2020 geplantes GT3-Programm, welches nun erstmal vorläufig gestoppt wurde, um die Situation abzuwarten.

Die Teilnahme von Leipert Motorsport an der DTM Trophy wurde bereits frühzeitig kommuniziert. Wie zeichnet sich diese Rennserie für dich aus und was macht sie so attraktiv für Leipert Motorsport?

Das Konzept der Serie mit Sprintrennen und nur einem Fahrer ist, auf diesem Niveau, im GT-Sport neu und sehr interessant. Für Fahrer und Sponsoren ist der Anreiz mit GT-Fahrzeugen auf der DTM-Plattform zu starten groß. Ein weiterer interessanter und reizvoller Punkt ist, dass die Fahrzeuge auf ein anderes, schnelleres Performance-Niveau „gebopt“ werden sollen, als in den SRO-basierten GT4 Serien. Das erweitert den potentiellen Fahrerkreis, da einigen Fahrern die klassisch „gebopten“ GT4 zu langsam sind, aber das verfügbare Budget für einen GT3 nicht ausreicht.

Hier mehr zum DTM Trophy-Programm von Leipert Motorsport.

Wenn du die DTM Trophy mit der ADAC GT4 Germany vergleichst – was sind die Vorteile und Hauptunterschiede von beiden Meisterschaften?

Einer der Hauptunterschiede der Serien ist das benötigte Budget. Die DTM Trophy ist etwas teurer, obwohl Reifen und Benzin kostenlos zur Verfügung gestellt werden und man ca. 1,5 Stunden weniger Fahrzeit pro Auto und Wochenende hat. Da man die verbleiben Fix-Kosten aber nicht durch zwei Fahrer teilen kann – wie in der ADAC GT4 – ist die DTM Trophy etwas kostenintensiver für den Fahrer. Die Befürchtung, dass die DTM Trophy dem ADAC potentielle Fahrer streitig macht, teilen wir nicht. Zum einen aus besagten Budgetgründen und zum anderen weil das potentielle Klientel in der Trophy wesentlich internationaler ist – wie man auch in der schon veröffentlichten Starterliste sehen kann. Der weitere Unterschied ist der angesprochene Performance-Unterschied der Fahrzeuge zwischen den Serien.
Die Idee in der Trophy schnellere Rundenzeiten zuzulassen ist gut, wird aber nur gelingen wenn man den schwächeren Fahrzeug-Konzepten, wie etwa dem Cayman GT4, Ausnahmegenehmigungen einräumt. Aus dem Nichts eine passende und faire BoP für die Serie zu errechnen ist eine überirdische Mammut-Aufgabe. Wir haben ja alle noch die Diskussionen der vergangen ADAC GT4 Saison im Hinterkopf. Die SRO hat sicher nach bestem Wissen eine BoP für die verschiedenen Strecken der Saison errechnet, aber in einigen Fällen hat es einfach nicht gepasst weil keine Vorerfahrung und Referenzwerte vorlagen. Durch die festgeschriebene BoP war es dem ADAC nicht möglich während der Events zu reagieren, was sicher unglücklich war. Ich hoffe und denke, die ITR wird daher mit dem nötigen Fingerspitzengefühl an die Sache ran gehen und im Sinne ihrer Kunden und des Sports auch während der Veranstaltungen nötige BoP-Anpassungen vornehmen bis ein ausreichender Erfahrungsschatz gegeben ist.

Kannst du schon einen Ausblick auf das geplante Programm von Leipert Motorsport in der ADAC GT4 Germany und der GT4 European Series geben?

Leipert Motorsport DTM Trophy
Foto: DTM Trophy

In der GT4 European Series werden wir sehr wahrscheinlich mit zwei sehr international besetzten Silber-Autos in die Saison gehen. Es wird sehr schwer sein, unsere Erfolge der vergangenen Saison noch zu toppen, aber wir werden alles dafür tun, dass es uns gelingt. Für die ADAC GT4 Germany kann ich momentan keine Wasserstands-Meldung abgeben. Wir würden hier gerne wieder starten, die Serie ist ebenfalls top strukturiert und hat schon im ersten Jahr ein gutes Niveau erreicht. Wir tun uns hier aber nach wie vor mit der nicht vorhandenen Klassenstruktur schwer. Unserer Meinung nach gibt es im deutschsprachigen Raum nicht die breite Basis an jungen Silber-Piloten mit dem nötigen Budget, um die Serie auf nur einer Hauptklasse basieren zu lassen – und darauf ist die Serie gerade primär ausgelegt. Nur wenige Silber-Fahrer mit Budget haben Interesse daran, sich das Fahrzeug mit einem Gentleman-Fahrer zu teilen, um im Anschluss in der einzigen Klasse die auf dem Podium geehrt wird – der Gesamtwertung – hinten zu landen. Auch ambitionierten Bronze-Fahrern würde es leichter fallen in der Serie Fuß zu fassen, wenn sie Ihre eigene, separate Klasse hätten. Dann wären auch reine Bronze-Paarungen für sich siegfähig. Dabei geht es nicht darum in einem Einzelrennen mal auf dem Treppchen zu stehen, sondern darum eine faire und sportliche Chance bei gleichen Bedingungen zu bekommen. Eine Struktur analog der GT4 European Series, eingeteilt in Pro, Pro-Am und Am, würde des Fahrerinteresse für die Serie in meinen Augen steigern und es den Teams einfacher machen die Autos und somit das Feld weiter zu füllen.
Unabhängig davon ist aber jetzt erst mal wichtig, dass der momentane Stillstand auf allen Ebenen bald gelockert wird und wir sowie unsere Fahrer bald auch innerhalb von Europa wieder relativ frei reisen dürfen. Das würde vieles erleichtern und auch die auf Eis liegenden Verhandlungen wieder auftauen.

Eines der größten Programme eures Teams wird erneut in der Lamborghini Super Trofeo Europe liegen. Was macht die Serie für Leipert Motorsport so attraktiv?

Die Lamborghini Super Trofeo sucht vom Preis-/Leistungsverhältnis weltweit seines gleichen. Die Fahrzeuge sind von der Pace her auf GT3-Niveau, das aber zu einem Saisonbudget leicht oberhalb der GT4 Serien. Wir planen dieses Jahr mindestens 4 Fahrzeuge in der Europameisterschaft einzusetzen wovon 2 in der PRO und jeweils eins in der PRO-AM und AM starten wird. Wir sind seit 2012 in der Meisterschaft aktiv, der Umgang miteinander und innerhalb der Serie ist sehr freundschaftlich und professional. Wir fühlen uns dort super wohl und ein Teil unserer Fahrer sind Stammkunden, die bereits seit 6 Jahren mit uns in der Meisterschaft antreten. Weiterhin bietet Lamborghini mit dem „Young Driver Program“ eine super Basis für junge Fahrer auf dem Weg in den GT3-Sport. Wir betreuen seit 2014 Fahrer aus dem Programm, das sich seit seiner Einführung enorm gut entwickelt hat. Das Programm von Lamborghini hat Hand und Fuß, ist didaktisch gut aufgebaut und dient nicht ausschließlich nur Marketing-Zwecken, wie manch andere Förderprogramme. Natürlich müssen die Fahrer auch was für Ihren Erfolg tun und bekommen nichts geschenkt, aber das bringt jeder Sport nun mal mit sich.

Nachdem ihr die Fahrzeuge für die asiatische Lamborghini Super Trofeo bereits nach Malaysia verschifft hattet, wurde die Meisterschaft abgesagt. Wie hart trifft dieser Verlust das Team?

Die Absage der Lamborghini Super Trofeo Asien, aufgrund der Pandemie, ist in der Tat ein Verlust, aber absolut verständlich. Es wäre unsere vierte Saison in Asien gewesen und wir hoffen nächstes Jahr wieder antreten zu können. Wir hatten bereits im Januar 2 Autos fix und diese inklusive Equipment per Container Anfang Februar nach Malaysia verschifft. Eine Woche nachdem das Schiff in Rotterdam abgelegt hatte, kam die Stornierung des Laufes in Malaysia und zwei Wochen darauf die Stornierung der ganzen Serie. Der Container ist jetzt wieder auf dem Heimweg und sollte Mitte Mai wieder bei uns sein. Eine Fahrerpaarung konnten wir von der asiatischen auf die europäische Meisterschaft ummünzen. Das zweite Duo wird wohl maximal Gaststarts in Europa abhalten können und wäre dann unser fünftes Auto. Immerhin kommen wir hier mit einem blauen Auge davon.

Für 2020 hatte das Team ein GT3-Projekt mit Lamborghini geplant, welches von Rennabsagen stark getroffen wurde – kannst du dazu schon etwas mehr sagen, ob dieses realisiert werden kann?

Wir haben uns mit den Fahrern darauf verständigt, erstmal abzuwarten wie der endgültige Fahrplan aussehen könnte. Was anderes bleibt uns ja leider auch nicht übrig. Das Hauptaugenmerk lag auf Langstreckenrennen, die bis dato aber alle bereits mindestens verschoben, wenn nicht komplett abgesagt, wurden. Wir werden sehen, wie sich die Situation generell entwickelt und dann entscheiden.

Würde es euch reizen, mit Leipert Motorsport in Zukunft erneut ein Programm in einer „Top-GT3-Rennserie“ wie dem ADAC GT Masters oder der GT World Challenge Europe zu realisieren?

Natürlich ist die Teilnahme an der GTWC oder dem ADAC GT Masters das Ziel vieler Fahrer. Wir sind uns aber durchaus bewusst, dass ein solider ADAC GT Masters-Einstieg einen enormen finanziellen Aufwand mit sich zieht. Es ist für alle Beteiligten von Interesse Erfolg zu haben und das ist in einer ADAC GT Masters nun mal mit enorm viel testen und hohen Budgets verbunden. Wir sind ein reines Familienteam und haben keinen Investor oder großen Teamsponsor im Rücken. Eine Teilnahme sollte einen langfristigen Horizont haben und gesund durchfinanziert sein, um sich im vorderen Drittel des Feldes etablieren zu können. Solange das nicht der Fall wäre, würde eine Teilnahme für uns hier nicht mehr in Frage kommen. Ein Wiedereinstieg in die GTWC ist bedingt durch ihre Klassenstruktur für Pro-, Silber- und Amateur-Fahrer eher von Interesse für uns und wird auch mittelfristig ins Auge gefasst.

Ihr hattet ja auch noch weitere Rennen geplant (z.B. in der Creventic oder das 24h-Rennen auf dem Nürburgring), sollten diese Rennen abgesagt werden, würdet ihr versuchen ein Ersatzprogramm für die Kunden auf die Räder zu stellen?

In jedem Fall! Wir versuchen den Fahrern immer Alternativen zu bieten und haben bereits einige Alternativ-Pläne erarbeitet. Aber an einem gewissen Punkt mussten wir feststellen, dass alle Planungen am Folgetag schon wieder neuen Ereignissen zum Opfer gefallen sind. Sobald es zuverlässige Termine und Beschlüsse gibt, werden wir unser Programm dementsprechend anpassen. Da haben wir natürlich auch nationale Serien wie das GTC Race im Auge, das für uns sehr interessant ist.

Einige Teams gaben schon öffentlich bekannt, dass sie die aktuelle Situation nur einige Monate aushalten können, ehe es in einer Insolvenz enden wird. Wie ist der aktuelle Stand bei Leipert Motorsport? Machst du dir auch Sorgen um die Zukunft des Teams?

Die momentane Lage geht ja an keinem spurlos vorbei und jeder Monat in dem nicht gefahren wird, ist ein schlechter Monat. Wir hoffen, dass sich der Saisonstart Anfang September realisieren lässt und wir dann noch einen Großteil der geplanten Veranstaltungen durchziehen können. Die meisten Serien werden ihren Kalender einkürzen, aber alles ist besser als nicht zu fahren! Alle Beteiligten, die Teams, Mitarbeiter, Fahrer, Freelancer, Zulieferer, Serien und Rennstrecken sitzen in einem Boot und es sollte hoffentlich in Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden kurzfristig möglich sein Klarheit und notwendige Rahmenbedingungen für alle zu schaffen. Sollten wir widererwarten in 2020 gar keine Rennen mehr fahren können, haben wir notwendige Schritte eingeleitet um auch für diesen Überbrückungszeitraum gerüstet zu sein. Die Motorsportlandschaft wird nach Corona aber sicher eine andere sein!

Die Hoffnung von einigen Teams ist, dass ab Anfang Mai wieder Trackdays erlaubt sein werden und so Einnahmen durch vermietete Fahrzeuge entstehen. Wie stehst du dazu? Würde Leipert Motorsport einige Fahrzeuge dafür dann benutzen?

Definitiv ja! Viele Fahrer würden gerne morgen sofort wieder ins Auto steigen. Wir haben einen sehr internationalen Kundenkreis, daher steht auch die Frage von Grenzöffnungen und internationalen Flugreisen sehr zentral. Ich hoffe, dass es wenigstens innerhalb der EU bald einen einheitlichen Plan geben wird und auf zweiwöchige Quarantäne-Zeiten nach Einreise verzichtet werden kann.

Viele Rennteams gründen nun in der rennfreien Zeit Simracing-Mannschaften. Wie steht ihr zu dem Thema?

Wir haben am 21.04. mit Leipert eSports unsere eigene Simracing-Mannschaft gegründet. Hier starten sowohl Simracer als auch einige unserer realen Fahrer. Wir nehmen gerade hauptsächlich an Rennen auf der Nürburgring Nordschleife teil (vVLN und DNLS), sowie an der SRO E-Sport GT Series – der virtuellen GT World Challenge teil.

Hier mehr zu dem Simracing-Team.

Viele ADAC GT Masters-Fans erinnern sich bei eurem Rennteam an den Ascari. Findest du es schade, dass im aktuellen GT3-Sport kaum noch solche Exoten vertreten sind?

Ja, das ist sehr schade. Viele GT3-Modelle wie der Ascari, der Morgan Aero oder der Ford GT haben Farbe ins Spiel gebracht. Leider sind sie aber mit fehlenden Traktionskontrollen oder ohne ABS nicht mehr Zeitgemäß, noch haben sie eine gültige Homologation für die großen Serien. Die Zeit der Pioniere im GT3-Sport ist schon lange vorbei. Darüber hinaus werden die wenigsten Teams heute bereit sein, ein langfristiges GT3-Projekt mit einem Exoten einzugehen. Die Gefahr mit einem Fahrzeug aus der Feder eines privaten Investors oder einer kleinen, idealistischen Sportwagenschmiede auf halbem Weg „baden zu gehen“, weil sich deren Interessen verschoben haben oder keine Ersatzteile mehr verfügbar sind, ist um einiges höher als bei den großen Werken. Für solch ein Risiko sind die damit verbundenen Kosten im aktuellen GT3-Sport einfach zu hoch.

Du warst auch viele Jahre als Rennfahrer tätig – juckt es dir teilweise noch in den Fingern selbst hinters Lenkrad zu greifen?

Das tut es, aber die Zeit lässt es leider nicht mehr zu. Der Job hinter der Boxenmauer nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass es sonst nur sehr schwierig mit Job und Familie in Einklang zu bringen wäre. Mein Vater und ich teilen uns die Einsätze an den Wochenenden nach Serien untereinander auf und wir haben einen guten Rhythmus gefunden. Ich saß das letzte Mal in der Saison 2012 bei einigen Rennen der British GT und ADAC GT Masters regelmäßig hinter dem Lenkrad. Seitdem konnte ich einen gesunden Abstand aufbauen, habe aber trotzdem noch eine Lizenz. Man weiß ja nie…

Wer weitere Informationen zu Leipert Motorsport erhalten möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf die offizielle Webseite des Teams und auf die Facebookseite.

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