Frederic Elsner ist Director Event bei der ITR GmbH. Somit ist der gebürtige Österreicher unter anderem für die DTM Trophy zuständig. Wir unterhielten uns mit Frederic Elsner über den aktuellen Stand der neuen GT-Rennserie im Rahmenprogramm der DTM.

Die DTM Trophy wurde erst recht spät im Kalenderjahr 2019 präsentiert. Wann kamen die ersten Planungen auf eine solche Rennserie für das Jahr 2020 auszurichten und wann war die Meisterschaft beschlossene Sache? Wäre es deiner Meinung praktischer gewesen, das ganze früher bekanntgeben zu können und so z.B. beim Saisonfinale in Hockenheim Demofahrten zu absolvieren?

Die Idee, eine eigene GT-Rennserie auf der DTM-Plattform zu integrieren, gibt es schon etwas länger. 2019 stand dann im Zeichen der detaillierten Vorbereitung: Konzeption der Rennserie, Analyse des Marktumfelds, Reglement, Vermarktungsplan, Einbindung auf der DTM-Plattform. Wenn man das sauber abarbeiten möchte, bringt es nichts, sich selbst zusätzlich für eine PR-Aktion zeitlich unter Druck zu setzen, schließlich ist das Projekt DTM Trophy langfristig angelegt.

Wodurch kam die ITR auf die Idee der DTM Trophy? War das ganze dem aktuell boomenden GT-Sport (besonders in der GT4-Klasse) geschuldet und dem Rahmenprogramm, welches zuletzt von vielen Besuchern kritisiert wurde?

Weder noch. Es ist grundsätzlich der Anspruch an uns selbst, ständig zu überprüfen, in welchen Bereichen wir uns als DTM-Promoter verbessern können. Da spielt das sportliche Rahmenprogramm logischerweise eine ganz wichtige Rolle. Wir waren mit unserem Rahmenprogramm 2019 schon sehr zufrieden. Die Mischung aus Formel-Serien mit jungen Talenten, beliebten Markenpokalen und spektakulären historischen Rennfahrzeugen ist bei den Fans aus unserer Sicht gut angekommen. Für die Einführung der DTM Trophy spricht ganz einfach unser Wunsch, der Nachwuchsförderung im GT- und Tourenwagensport eine größere Plattform zu bieten. Darüber hinaus ist es für uns als Vermarkter von Europas beliebtester Rennserie ganz wichtig, das eigene Rahmenprogramm noch stärker auf eigene Füße zu stellen. Hierfür bieten sich seriennahe GT-Fahrzeuge an, wenn man sich allein die Markenvielfalt in diesem Bereich ansieht.

Wie sehr ärgert es dich, wenn Stéphane Ratel in den Medien behauptet, dass die DTM Trophy nur ein unfreundlicher Akt gegenüber der ADAC GT4 Germany ist? Hier könnt ihr die Aussage von Ratel lesen.

Das ärgert mich nicht. Uns als ITR geht es doch um etwas ganz Anderes: Wir arbeiten täglich daran, den Fans das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Und das ist meines Erachtens nur möglich, wenn wir das Gesamtpaket DTM-Rennwochenende so attraktiv wie möglich gestalten. Das ist die Kernaufgabe eines jeden Vermarkters. Außerdem ist es ganz wichtig, unseren Kunden – also den interessierten GT-Teams – die Möglichkeit zu bieten, sich in einem Top-Umfeld präsentieren zu können. Hier meine ich zum Beispiel die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, das sportliche Reglement und die Vermarktungsmöglichkeiten. Gleichzeitig sollen die Fahrerinnen und Fahrer die Chance erhalten, sich im Profisport etablieren zu können. Wo ginge das besser als vor den Augen zahlreicher Entscheidungsträger der Branche?

Die DTM Trophy wird die einzige Rennserie mit GT4-Fahrzeugen sein, die mit Hankook-Reifen an den Start geht. Wie sehr erschwert dieser Punkt die Generierung einer fairen BoP? Wird es vor dem Saisonstart spezielle BoP-Tests für die DTM Trophy geben?

Hankook ist seit langem ein geschätzter Partner der DTM. Seit 2011 rüstet Hankook alle DTM-Teams mit Reifen aus und engagiert sich zudem seit vielen Jahren in anderen Motorsport-Serien, sei es im GT- oder im Formelsport. Die Wahl eines exklusiven Reifenpartners hat keinerlei negativen Einfluss darauf, eine faire Balance of Performance herzustellen. Davon abgesehen: Die ITR erarbeitet die BoP für die DTM Trophy vollkommen eigenständig, das heißt faktenbasiert und unabhängig. Im Mittelpunkt stehen dabei immer ganz klar die Kunden, sprich die Fahrer und die Teams.

Während viele GT-Serie momentan fast täglich neue Starter präsentieren, ist es um die DTM Trophy diesbezüglich recht still. Hast du Bedenken, dass ihr kein zufriedenstellendes Starterfeld finden werdet? Wie groß ist das Interesse der Teams und Fahrer an der DTM Trophy?

Wir haben zum Start des Projekts natürlich reichlich Überzeugungsarbeit bei den Teams leisten müssten, da viele das Thema GT-Sport mit der DTM zunächst gar nicht in Verbindung gebracht hatten. Doch im Zuge der vielen guten Gespräche, die wir bis jetzt geführt haben, konnten wir die Fragen beantworten. So ist zum Beispiel die Anpassung des Rennkalenders, die wir kürzlich bekanntgegeben haben, auf den guten Dialog mit den Teams zurückzuführen. Was den Stand der Einschreibungen angeht, sind wir zum jetzigen Zeitpunkt sehr zufrieden. Wir geben hierzu aber keine Wasserstandsmeldungen ab.

Wie sieht es mit der Übertragung der Rennen aus? Werden Fans, die nicht an der Rennstrecke sein werden, die Rennen auch von Zuhause verfolgen können?

Wir haben im November die neue OTT-Streaming-Plattform der DTM eingeführt, mit der Übertragung des SUPER GT x DTM Dream Race in Fuji zum Start einer Public-Beta-Phase. Auf dieser Streaming-Plattform wird künftig auch die DTM Trophy eine große Rolle spielen. Alle Qualifyings und Rennen werden dort live und on-demand angeboten. Darüber hinaus befinden wir uns in guten Gesprächen mit TV-Sendern, die ebenfalls Interesse an der DTM Trophy angemeldet haben. Hierzu werden wir zu gegebener Zeit die Fans informieren.

Welche weiteren Besonderheiten gibt es zu der DTM Trophy?

Unser Konzept unterscheidet sich in vielen Punkten grundlegend von bestehenden GT-Rennserien: Ein Fahrer oder eine Fahrerin pro Auto, eine eigenständige, unabhängige Balance of Performance, der große Preisgeld-Topf, die DTM-Testfahrt für den besten Junior – das ist ein einzigartiges Paket, das es so noch nicht gegeben hat. Und da habe ich noch gar nicht erwähnt, dass Reifen und Kraftstoff allen Teilnehmern 2020 kostenfrei zur Verfügung gestellt wird.

Wie schätzt du die Zukunft der DTM Trophy ein? Wird sich die Rennserie in den kommenden Jahren als fester Partner der DTM etablieren können?

Die DTM Trophy wird von der ITR ausgeschrieben. Sie ist also eine Erweiterung der DTM-Plattform, wird fester Bestandteil unseres Produkts. Dazu gehört auch, dass die ITR als DTM-Dachorganisation ihre gesamte Kraft in Sachen Vermarktung und Vertrieb auch zum Wohle der DTM Trophy einsetzt. „Partner“ ist hier insofern nicht der ganz richtige Begriff. Wie ich schon gesagt habe: Die DTM Trophy ist ein langfristig angelegtes Projekt.

Speziell zur DTM Trophy haben wir eine eigene Facebook-Gruppe gegründet, welche sich an Fans, Fahrer und Teams der Serie richtet. Hier könnt ihr euch in die Gruppe reinklicken.

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