Bei den 24h Dubai feierte der Audi R8 LMS GT4 des Modelljahres 2020 Rennpremiere. Heide-Motorsport setzte das Fahrzeug für Rahel Frey, Mike Beckhusen, Alex Welch und Heinz Schmersal ein. Nach dem Rennen sprachen wir mit Rahel Frey über den Boliden und das Rennen.

Die 24h Dubai waren das erste Rennen, des 2020er Modells des Audi R8 LMS GT4 – wie stark unterscheidet sich das Fahrzeug vom Vorgängermodell?

Die Mechanik des Autos bleibt im Wesentlichen unangetastet, aber wir haben neue elektronische Optionen, die dem Fahrer sehr helfen. Das ABS und die Traktionskontrolle lassen sich erstmals achtstufig verstellen, die Elektronische Stabilisierungskontrolle kann in drei verschiedenen Positionen variiert oder ganz abgeschaltet werden. Diese neuen Möglichkeiten sind vor allem bei Mischbedingungen eine große Hilfe. Und es ergeben sich daraus neue Optionen für die Einsatzstrategie, zum Beispiel, was die Reifenwahl bei Wetterwechsel anbelangt. Auch optisch ist der Audi R8 LMS GT4 aufgefrischt worden.

Was sind aus Fahrersicht die größten Unterschiede des Fahrzeugs, im Vergleich zum bisherigen R8 LMS GT4?

Das Handling ändert sich im Vergleich zum Vorgänger grundsätzlich kaum. Neu ist, dass wir für Qualifying und Rennen beispielsweise wählen können, ob wir risikoärmer oder risikoreicher unterwegs sind. Fahrer mit größerem Erfahrungsschatz, die sich sicher fühlen, können die Fahrhilfen auf ein Minimum begrenzen und so eventuell ihre Rundenzeiten verbessern. Piloten mit Amateurstatus können die neuen Optionen ideal nutzen, um auch bei schwierigen Bedingungen bis an ihr persönliches Limit zu gehen, ohne deshalb mit zu großem Risiko zu fahren.

Das ABS-Bremssystem und die Traktionskontrolle wurden, im Vergleich zum Vorgängermodell, weiter entwickelt und sind nun fein regulierbar. Wie sehr hat einem das bei den Witterungsbedingungen in Dubai geholfen?

Die Witterung war ein Faktor, die Reifen ein weiterer wichtiger Aspekt. Die Reifen von Hankook haben eine etwas weichere Konstruktion als etwa die von Pirelli und walken etwas mehr. Deshalb hat es sich in Dubai empfohlen, eher eine etwas höhere Stufe der Traktionskontrolle zu wählen, um die Reifen ideal zu nutzen, sie nicht zu überfordern und jedem Piloten ein gutes Gefühl auch in schnellen Kurven zu geben. Dank unserer neuen Kontrollsysteme hat sich der Spielraum für jeden Fahrer vergrößert. Ich habe das Auto auch im Regen sehr gern gefahren. Da fühlt sich der aktuelle Audi R8 LMS GT4 besser an als die vorherige Version.

Zudem erhielt das Fahrzeug das Lenkrad des R8 LMS GT2. Ist der Wagen dadurch einfacher zu kontrollieren und fahren geworden, oder ist das Lenkrad eher nebensächlich für einen Piloten?

Wir verwenden deshalb das Lenkrad aus dem Audi R8 LMS GT2, weil es die Drehschalter besitzt, um die neuen Kontrollsysteme einzustellen. Die gab es im vorherigen Lenkrad nicht. Die drei Schalter für ABS, Traktionskontrolle und Elektronische Stabilisierungskontrolle sind zentral platziert und ermöglichen eine einfache, klare und damit fehlerfreie Bedienung.

Gemeinsam mit Mike Beckhuen, Alex Welch und Heinz Schmersal sind Sie für Heide-Motorsport bei den 24h Dubai im R8 LMS GT4 an den Start gegangen – wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis in dem Rennen?

Jeder von uns vier Fahrern bringt einen gewissen Langstrecken-Erfahrungsschatz mit. Der wesentliche Faktor war, dass das Team Heide-Motorsport zum ersten Mal den Audi R8 LMS GT4 eingesetzt hat. Die Mannschaft kommt aus dem Tourenwagensport, hat in kürzester Zeit die neue Evolutionsstufe des Audi R8 LMS GT4 aufgebaut und dann in Dubai gleich ein Langstreckenrennen bestritten. Das war eine riesige Aufgabe, die das Team gut gemeistert hat. Wir sind mit der Strategie ins Rennen gegangen, bei Trockenheit zunächst die beiden Gentleman-Piloten Alex Welch und Heinz Schmersal fahren zu lassen. Bis zum Schluss ist jeder von uns einmal gefahren, was ebenfalls positiv ist, wenn man bedenkt, dass das Rennen bekanntlich schon nach 7:17 Stunden vorzeitig vorbei war. Mit Platz acht haben wir am Ende ein zählbares Ergebnis erreicht. Die Lerneffekte im Team waren schon im Verlauf des Wochenendes deutlich spürbar. Auch das war positiv. Für mich war es schön, bei diesem Debüt dabei gewesen zu sein.

Wie kompliziert waren die Bedingungen auf der Rennstrecke für Sie als Profipilotin?

Es war gar nicht so einfach. Ich war zum ersten Mal in Dubai und habe diese schnelle Strecke gleich gemocht. Als der Regen kam, war es so, dass rasch zu viel Wasser auf der Strecke gestanden hat, um mit Slicks weiterzufahren. Das Wasser ist in der Anfangsphase dann aber auch schnell wieder verdunstet, sodass man nicht lange mit Regenreifen weiterfahren konnte. Das war strategisch nicht einfach. Erst später wurde der Regen immer stärker. Grundsätzlich haben wir im Hinblick auf die geplante Langstreckendistanz Risiken vermieden, und das hat sich ausgezahlt.

Hätte jemand vor einigen Wochen Ihnen gesagt, wie die Witterungsbedingungen bei den 24h Dubai sein werden, hätten Sie das geglaubt?

Das war unfassbar. Die Veranstalter haben die einzige sinnvolle Wahl getroffen und das Rennen vorzeitig beendet. Die Strecke und die Boxengasse waren überflutet, in der Hotelgarage wäre unser Mietwagen fast im Wasser untergegangen, aber wir haben ihn noch rechtzeitig herausgefahren. Und auch die öffentlichen Straßen waren großflächig überschwemmt. Das erwartet man nun wirklich nicht in Dubai.

Mehr zum neuen Audi R8 LMS GT4 könnt ihr hier lesen.

 

 

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