Carrie Schreiner wurde im Jahr 2018 Meisterin in der GT3-Klasse der DMV GTC. Im Jahr 2019 steigt die 20-jährige Saarländerin ins ADAC GT Masters ein und wird einen Audi R8 von HCB-Rutronik Racing gemeinsam mit Dennis Marschall pilotieren.

Wir unterhielten uns mit Carrie Schreiner:

2018 wurdest du Meisterin in der GT3-Klasse in der DMV GTC, wie zufrieden bist du mit der Saison?

Ich bin schon sehr zufrieden mit der Saison. Ich bin drei Meisterschaften gefahren und habe zwei davon gewonnen. Vor allem im GT3 habe ich mich gut zurechtgefunden. Es war meine erste komplette Meisterschaft mit dem Auto und mit der bin ich sehr zufrieden. Natürlich ist es nie perfekt, es hätte immer in manchen Situationen besser laufen können, aber im Großen und Ganzen war es eine wirklich gute Saison für mich.

Im Jahr 2011 wurde dein Vater Meister in der DMV GTC (welche damals noch DMV TCC hieß). Was bedeutet es für dich, dass du nun in derselben Serie erfolgreich warst?

Natürlich ist das cool. Als ich klein war, war ich immer mit ihm an der Rennstrecke. War immer schon fasziniert von den „dicken Autos“ und vor allem von dem, der dann später gewonnen hat. Deswegen ist es schon ein besonderes Gefühl jetzt in der gleichen Serie zu siegen.

Dazu hast du im vergangenen Jahr deine A-Permit gemacht. Was waren es für Erfahrungen, die man in der VLN sammeln konnte? Wie ist es, wenn man mit einem deutlich langsameren Fahrzeug von den GT3-Fahrzeugen überrundet wird und wie sehr muss man darauf achten, denen nicht im Weg zu stehen?

Die Nordschleife ist natürlich etwas ganz besonderes, wie vermutlich für die meisten Rennfahrer, die dort fahren und man kann es mit keiner anderen Rennstrecke auf der Welt vergleichen, deswegen bin ich echt froh, dass ich dort Rennen fahren darf – auch dieses Jahr. Natürlich ist es gegen die alten Hasen, die dort schon seit 20 – 30 Jahren fahren, am Anfang noch schwer, aber je mehr Erfahrung ich sammle desto besser fühle ich mich.
Es ist natürlich komisch, wenn die Autos einen überholen, wo man normalerweise selbst drin sitzt. Aber ich habe es mir eigentlich schlimmer vorgestellt, als es war. Also wenn man sich konzentriert und nach hinten schaut, ist es machbar, aber es ist auch eine Herausforderung, wenn man selbst am Kämpfen ist. Aber das ist auch der Reiz an der Nordschleife, mit den ganzen Gegebenheiten dort klarzukommen.

2019 wirst du für HCB-Rutronik Racing im ADAC GT Masters starten. Was sind deine Erwartungen und Ziele für diese Saison?

Mir ist klar, dass ADAC GT Masters ein ganz hartes Brot ist. Mein Ziel ist es, vor allem in der 1. Saisonhälfte, mich erstmal zu Recht zu finden und viel zu lernen. Ab Mitte der Saison wäre mein Ziel, oder das was ich mir wünsche, das ein oder andere Top15-Ergebnis zu erreichen.

Das ADAC GT Masters ist eine der anspruchsvollsten und kompetitivsten Rennserien. Was denkst du: Wie anspruchsvoll ist es dort als Rookie?

Es ist natürlich echt schwer als Rookie, weil man fährt dort gegen Piloten, die zum größten Teil Profis sind und auch schon namenswerte Serien und Rennen gewonnen haben. Aber es ist auch eine Serie, in der man lernt sich durchzusetzen. Man lernt nur von den Besten und für mich, nach dem letzten Jahr, wo ich in der „2. Liga“ einiges gewonnen habe, ist es der richtige Schritt dorthin zu wechseln.

Zusätzlich wirst du auch die Dunlop60-Rennen der DMV GTC für HCB-Rutronik Racing absolvieren. Warum?

Meine Aufgabe in diesem Jahr im Dunlop60 ist es natürlich das HCB-Rutronik Team zu unterstützen und dort so weit wie möglich nach vorne zu fahren. Letztes Jahr habe ich dort ja schon einige Rennen gewonnen. Und natürlich bringt mich als Fahrer jede Minute die ich im Auto sitze weiter.

Denkst du, dass die DMV GTC und die Dunlop60 eine gute Schule fürs ADAC GT Masters war und wodurch zeichnet sich die Serie aus?

Auf jeden Fall! Ich finde, dass die DMV GTC mit der Dunlop60 eine sehr gute Serie ist, weil dort auch Amateure fahren können, die das ganze zum Spaß machen. Dort herrscht eine gute Balance. Es sind auch richtig gute Fahrer dabei, aber es ist auch nicht so hart, dass man hinten rum fährt, wenn man kein Vollprofi ist. Und natürlich die Autos sind für die Zuschauer schön und spannend anzusehen.

Du gehst in deine zweite Saison mit HCB-Rutronik Racing – was zeichnet das Team für dich aus?

Was ich an Rutronik gut finde ist, dass sie sehr, sehr professionell sind. Was sie machen hat Hand und Fuß. Sie haben nicht gesagt: „Wir gehen jetzt einfach ins ADAC GT Masters und versuchen das mal“, sondern haben sich wirklich ordentlich darauf vorbereitet. Klar wird es nicht einfach, aber ich finde es einfach gut an dem Team, dass egal wer da dabei ist, ob Mechaniker, Ingenieure, Teamchef etc., man merkt schon nach kurzer Zeit im Team, dass alle mit Leidenschaft bei der Sache sind.

Dazu wirst du 2019 auch mit dem Projekt „Girls Only! Ready to rock the Green Hell.“ In der VLN und beim 24h Rennen starten. Kannst du das Projekt etwas genauer erklären?

In dem Projekt geht es darum, dass wir nicht einfach nur vier Fahrerinnen sind, die auf einem Auto das 24 Stunden Rennen fahren. Sondern es geht wirklich darum, dass jedes einzelne Teammitglied (das heißt Mechaniker, Ingenieure, Teammanagerin…) Frauen sind und das hat es bisher noch nie gegeben. Und deswegen ist es auf jeden Fall eine neue riesen Herausforderung und ich bin mal gespannt wo wir am Ende der Saison stehen.

Warum hast du dich schlussendlich dafür entschieden mit einem TCR-Fahrzeug in der VLN zu starten und nicht mit einem GT4 oder GT3?

Weil es einfach das beste Angebot im Gesamtpaket war. Wenn ich Nordschleife gefahren wäre dieses Jahr, wäre ich auf keinen Fall auf einem GT3-Auto gefahren, weil es einfach noch zu früh ist. Ich muss erstmal lernen, mit einem kleineren Auto dort schnell zu fahren und mich in der Klasse gegen die Besten durchzusetzen. Da bringt es nichts, gleich mit einem GT3 dort anzutreten, weil, wie ich schon gesagt habe am Anfang des Interviews, die Nordschleife mit nichts zu vergleichen ist. Deswegen will ich dort erstmal Erfahrung sammeln und deswegen wäre eh GT4 oder TCR meine Wahl gewesen.
Zudem finde ich das Projekt mit dem „Girls Only! Ready to rock the Green Hell.“-Team sehr cool und es ist auch für mich etwas Neues und eine coole Herausforderung, deswegen war das für mich auch ein Grund, weshalb ich in diesem Jahr dort mit einem TCR fahre.

Nach deinem Wechsel aus der Formel 4 in die GT-Szene wolltest du dich ja ursprünglich auf den GT-Sport konzentrieren – nun hast du dich auch um einen Starterplatz in der W-Series beworben. Warum?

Ich hatte mich dort beworben, nicht weil ich nochmal Formelfahrzeuge fahren möchte – meine Zukunft liegt nach wie vor im GT-Sport und daran hat sich nichts geändert. Aber wenn jemand daherkommt und Frauen im Motorsport unterstützen will und es auch noch eine große Summe an Preisgeld zu gewinnen gibt, dann sagt man normalerweise nicht direkt nein. Für mich war es klar, dass ich mich dort bewerben muss. Wir haben es aber, nachdem wir uns für das ADAC GT Masters entschieden haben, abgesagt, weil es einfach zu viele Überschneidungen gab und meine Priorität im GT-Sport liegt.

Im Dezember konntest du einen Formel E-Wagen testen. Wie schwer fiel dir die Umstellung auf ein E-Fahrzeug, Stadtkursen und Halo?

Halo ist gar kein Problem, das sieht von außen schlimmer aus, als aus dem Cockpit. Ein Formel E-Auto macht sehr, sehr viel Spaß zu fahren. Ich wusste am Anfang noch überhaupt nicht was mich erwartet, da ich auch im Straßenverkehr noch nie ein E-Auto gefahren bin. Die Beschleunigung ist schon was ganz anderes. Auch das man nichts hört war am Anfang sehr komisch, aber da gewöhnt man sich schnell dran. Irgendwann, wenn man sich an alles gewöhnt hat, macht es nur noch Spaß, da denkt man gar nicht mehr dran, dass irgendwas anders ist.
Und ich würde sagen die größere Herausforderung war einfach der Stadtkurs, weil ich vorher noch nie auf einem Stadtkurs gefahren bin. Es ist alles sehr schnell, sehr eng und verzeiht keine Fehler. Das war für mich die größte Herausforderung. Sonst war es auf jeden Fall eine sehr coole Erfahrung.

Viele Rennfahrer schwören ja auf eine Rennvorbereitung in Simulatoren mit z.B. iRacing – wie siehst du das?

Ich finde es auch eine sehr gute Sache. Vor allem z.B. für die Nordschleife, wo man ja den ganzen Winter nicht fahren kann. Wenn man nicht regelmäßig Simulator fahren würde und noch nicht so die Erfahrung dort hat, vergisst man auch das ein oder andere. Deswegen ist es auf jeden Fall gut, dass es Simulatoren gibt.

Wie sieht ansonsten dein körperliches Training aus? Musst du härter trainieren als männliche Kollegen?

Ja klar muss ich im Verhältnis viel mehr trainieren. Ich meine, wir sitzen ja im gleichen Auto und selbst wenn ich von aus körperlich schwächer bin als ein Mann, muss ich trotzdem das gleiche Auto bewegen. Aber das war schon immer so und wird sich auch nie ändern. Ich finde im Tourenwagen oder im GT-Fahrzeug ist es auch nicht so extrem wie jetzt z.B. in der Formel 4, Formel 3 usw. – das war noch ein ticken anstrengender.

Hier könnt ihr genaueres zum vorzeitigen Titelgewinn von Carrie Schreiner und Fabian Plentz in der GT3-Klasse der DMV GTC lesen.

Nach der Saison 2017 unterhielten wir uns bereits schon einmal mit Carrie Schreiner – hier kann man das Gespräch nachlesen.

Wer mehr über Carrie Schreiner erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf ihre offizielle Facebookseite bzw. auf ihre Webseite.

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