Heute überraschte die WEC mit dem Entschluss, dass Dempsey-Proton Racing alle bisher in dieser Saison erzielten Punkte aberkannt und die beiden Porsche 911 RSR von allen Rennen die  bislang ausgefahren wurden disqualifiziert wurde – doch was war passiert? Wir schauen einmal etwas genauer auf den Fall.

Die Rennserie sprach die Mannschaft aus Ummendorf in Baden-Württemberg in schuldig. An beiden Porsche 911 RSR der Mannschaft sollen Manipulationen an den Data Loggern vorgelegen haben. Am Programmcode an den Data Loggern soll, laut der technischen Untersuchung der FIA WEC, eine Zeile hinzugefügt worden sein, die zwei Sekunden auf die Nachtankzeit draufrechnet und somit die Mindestnachtankzeit von 45 Sekunden erreicht wird. Die Serie bezeichnet das als betrügerischer Prozess. Dazu zeigte man auch eine mangelnde Kooperation im Anhörungsprozess. Dies verstößt gegen den Anhang B des Internationalen Sportkodex der FIA, das alle Teilnehmer zur Kooperation mit der FIA in Anhörungsfällen verpflichtet.

Somit wurden die beiden Porsche 911 RSR aus der GTE-Am-Klasse von allen bisherigen Saisonrennen disqualifiziert. Man verliert damit die bislang erreichten Punkte und Preisgelder. Besonders bitter ist dies für den Wagen von Christian Ried/Matt Campbell/Julien Andlauer, welcher bislang Tabellenführer in der Klasse war.

Aufgefallen ist die Ungereimtheit bei Dempsey-Proton Racing bereits beim letzten Rennen im japanischen Fuji. Dort betrug die tatsächlichen Nachtankzeiten an den beiden Fahrzeugen bei 43,8 bzw. 42,3 Sekunden. Da letztere Zeit auch mit den zusätzlichen zwei Sekunden unter der vorgeschriebenen Mindeststandzeit lag, wurden die technischen Kommissare neugierig und forschte genauer nach. Die umprogrammierte Software soll bereits bei den 6 Stunden von Silverstone zum Einsatz gekommen sein.

Am Donnerstag vor dem Rennen an diesem Wochenende in Shanghai eine Anhörung von Guilio Pucci (Repräsentant für Fahrzeug #77) und Christian Ried (Teambesitzer und Fahrer auf der #88) statt. Die beiden Repräsentanten von Dempsey-Proton Racing zweifelten die Ergebnisse aus Fuji nicht an, beriefen sich aber darauf, dass die Data Logger von einer externen Firma programmiert wurden. Als die Kommissare die Identität der Firma bzw. des Programmierers wissen wollten blockten sowohl Guilio Pucci als auch Christian Ried ab.

Nach einer zwischenzeitlichen Anhörung von Marcus Stolzenthaler, Verantwortlicher Porsche Rennbetreuung, wurde Ried noch einmal dazu aufgefordert, in seinem ureigenen Interesse zu kooperieren. Doch Christian Ried änderte weder nach einer einstündigen Bedenkzeit, noch bei einer weiteren Anhörung am heutigen Samstag seine Aussage und blockte weiter die Identität der Firma bzw. des Programmierers ab.

Da Ried am heutigen Samstag die Identität nicht bekanntgeben wollte, entschied sich die WEC für die doppelte Bestrafung von Dempsey-Proton Racing. Somit entschied sich die Serie für eine Bestrafung gegen Betrug, da jeder Bewerber für sein Fahrzeug zuständig ist, und wegen der Verweigerung der Kooperation. Ob die ominöse externe Firma, welche die Data Logger programmierte, überhaupt existiert konnte man nicht herausfinden.

Am gestrigen Freitag befragte man auch Michael Ried, den Technikchef von Dempsey-Proton Racing. Michael Ried gab die Auskunft, dass er als Technikchef keinerlei Kompetenz habe, über Softwarethemen Auskunft zu geben. Auch Michael Ried weigerte sich den Namen des Programmierers zu nennen, obwohl er angab diesen zu kennen. Ein Angebot der Sportkommissare, den Namen unter Geheimhaltung zu verraten, lehnten die Teamrepräsentanten ebenfalls ab.

Auf das Team könnten weitere Strafen zukommen, wenn sich das DMSB-Sportgericht mit diesem Fall beschäftigen wird (Zakspeed bekam zuletzt bei einem ähnlichen Fall, manipuliertes Steuergerät, eine drakonische Strafe verhängt). Dempsey-Proton Racing kann zuvor allerdings noch Berufung gegen diese Entscheidung einreichen.

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