In diesem Jahr feiert die Molitor Racing Systems GmbH (kurz MRS) 25-jähriges Jubiläum – im ADAC GT Masters wird das Team von Karsten Molitor erstmals zwei BMW M6 GT3 einsetzen.

Wir unterhielten uns mit dem Teamchef:

2017 fuhr MRS mit dem Nissan GT-R im ADAC GT Masters, sind Sie mit der Saison im GT Masters zufrieden?

Zufriedenheit wäre der Beginn vom Stillstand. Nein, zufrieden kann man angesichts der sportlichen Leistung nicht sein, obwohl wir mit Remo Lips die Gentleman-, Amateur- Wertung gewonnen haben. Unsere Ziele sind eigentlich andere. Wir haben unsere Teamstruktur erheblich verbessert, haben eine Mannschaft geformt mit der man Großes erreichen kann. Das hat einen Riesenspaß gemacht, daran wollen wir anknüpfen und möglichst noch was draufsetzen.

Zur diesjährigen Saison im ADAC GT Masters wechselt Ihr Rennstall auf den BMW M6 GT3, warum?

Wir haben nun sechs „experimentelle“ Jahre im GT3 Sport hinter uns. Zuerst mit McLaren und dann mit Nissan. In beiden Fällen standen wir ziemlich allein da. Man muss sich mal vorstellen, dass wir in der letzten Saison weder einen Ersatzteil-Support hatten, noch auf der Engineering Seite irgendwelche Unterstützung erfahren haben. Wir haben in der ganzen Saison nur 4 Mappings für den Motor gehabt und mussten damit sämtliche Betriebszustände abdecken, sprich auf unterschiedlichste Umgebungsdrücke reagieren. Nicht dass wir da nicht besser könnten, nein, wir hatten keinen Zugang zum Steuergerät. Jeder der ein bisschen vom Turbomotor versteht wird jetzt wissen, dass wir teilweise mit maximal 80% der möglichen Leistung unterwegs waren um „legal“ zu bleiben. Eine Schande! Der Nissan hatte ein unglaubliches Potential und wir durften es nicht nutzen. Eigentlich ein tolles Auto mit einer riesigen Fangemeinde, uns blutet wirklich das Herz. Natürlich kratzte das an der Motivation, umso beeindruckender, dass unsere Jungs immer alles gegeben haben. Am Ende gingen uns dann noch die Ersatzteile aus, unser Ersatzteilträger, ein zweites Fahrzeug was immer dabei war, sah beim Saisonfinale in Hockenheim schon aus wie ein gerupftes Huhn. Für uns völlig unverständlich, dass sich einer der größten Automobilhersteller der Welt diese Blöße gibt. Wie gesagt; eine Schande! Im Gegensatz zu Nissan und deren Partner, haben wir uns an unsere Vereinbarungen gehalten und das 3-Jahres Programm durchgezogen. Vertragstreue ist eine unserer Eigenschaften die uns dieses Jahr ein 25-jähriges Jubiläum feiern lässt. Der Wechsel zu BMW ist schlicht und ergreifend das Ergebnis einer systematischen Suche nach den besten Voraussetzungen und dem bestmöglichen Support. Unsere „Turboerfahrung“ sollte hier auch kein Schaden sein.

Können Sie uns schon etwas zu den Fahrern in dieser Saison sagen? Mit welchen Zielen startet Ihr Team in der diesjährigen ADAC GT Masters Saison?

Als sehr erfolgreiches Rennteam in den Porsche Markenpokalen, haben wir im GT3 Bereich eine gewisse Bringschuld. Obwohl wir hier und da ein Ausrufezeichen setzen konnten, fehlt der nachhaltige Erfolg. Aus diesem Grund stehen die Fahrer für ein GT3-Programm nicht gerade Schlange bei uns. Diese Erkenntnis ist der erste wichtige Schritt, unsere Fahrerpaarung wird in diesem Jahr auf Erfolg ausgerichtet sein, konkrete Namen möchten wir heute noch nicht nennen. In den nächsten Wochen werden wir intensive Tests in Spanien absolvieren und hierbei auch dem einen oder anderen Kandidaten die Möglichkeit geben Team und Auto auszuprobieren. Uns geht es nicht in erster Linie darum die Meisterschaft zu gewinnen, es geht darum den Beweis zu erbringen, dass wir das Maximale rausholen können. Wir treten ja nicht gegen Nasenbohrer an, sondern haben es vielmehr mit den besten GT Teams Europas zu tun.

Wenn man an MRS denkt, denkt man auch automatisch an den Porsche Carrera Cup bzw. den Porsche Supercup. Was zeichnet, Ihrer Meinung nach, die Porsche Cup Szene aus?

Wir sehen nun schon dem 16. Jahr in den Porsche Markenpokalen entgegen, allein das spricht Bände. Porsche bietet seinen Kunden, also uns Teams, eine phantastische Möglichkeit ein hochprofessionelles Basisgeschäft zu betreiben. Langjährige Teams in Verbindung mit der ebenso gewachsenen Struktur bei Porsche Motorsport ist ein Garant für volle Starterfelder und besten Motorsport. Die größten Talente im Motorsport haben die Porsche Markenpokale als Basis gehabt, der Weg führt in die DTM oder in den bezahlten GT Sport. Auch wir finden so immer wieder junge Talente, können diese weiterentwickeln und fördern. Eine rundum solide und hochprofessionelle Zusammenarbeit mit Porsche!

Werfen wir mal einen Blick zurück in die Geschichte von MRS, was war Ihrer Meinung nach, der größte Erfolg des Teams?

Das ist schwer zu sagen. Rein sportlich gesehen war es der Titel im Porsche Carrera-Cup mit René Rast 2008. Eine wirklich fordernde Saison die sehr anstrengend war. Ich weiß noch sehr genau, dass uns beim Saisonfinale in Hockenheim die Kraft zum feiern gefehlt hat. In den Renault Markenpokalen waren wir rekordverdächtig. Wir haben nach 18 Rennsiegen in Folge zwei Meistertitel einfahren können. Die V8 STAR Serie würde ich auch als Erfolg werten, solche Serien haben die Seele unseres Teams geprägt. Erfolg ist immer relativ, ich sehe unser Team wie einen wachsenden Organismus und freue mich über jeden Erfolg. Ich freue mich darüber, dass wir unser Team verbessern können, perfekter machen. Das sehe ich als Erfolg. Einzelne Personen oder Erfolgsgeschichten dem überzuordnen finde ich auch unserem Team gegenüber nicht fair. Das was wir heute machen ist Erfolg…

Im Jahr 1993 haben Sie das Team gegründet – warum haben Sie damals diesen Schritt getan?

Das war ein Plan! Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen, habe meine Ausbildung im KFZ Handwerk inklusive des Meisterbriefes schon im Alter von 22 Jahren abgearbeitet. Von da an war es nur noch eine Frage der Zeit meinen Traum umzusetzen. Es hat dann noch ein wenig gedauert bis ich meine eigene Fahrerei an den Nagel gehängt habe. Mit Iris Dorr, die 1998 als Renault Megane Fahrerin zu uns gestoßen ist, haben wir noch einmal einen neuen Schwung bekommen. Seither leiten Iris und ich gemeinsam die Geschicke des Teams, auch so eine Art Erfolgsrezept.  Heute bin ich einer der glücklichsten Menschen auf diesem Planeten, ich kann mein Leben damit verbringen meiner großen Leidenschaft nachzugehen.

Sie kennen sowohl die Position als Teamchef an der Boxenmauer, als auch die des Piloten im Fahrzeug – welche gefällt Ihnen besser?

Meine Zeit als Rennfahrer war nicht leicht. Ich war gleichzeitig auch mein eigenes Team. Der Fahreranzug sah eher aus wie ein Mechaniker Overall, oft musste ich auf Wesentliches verzichten, weil das Budget einfach nicht da war. Vielleicht hätte das Talent in jungen Jahren gereicht, leider hatte ich jedoch nie eine faire Chance. Mein größeres Talent ist aber ganz sicher auf der technischen Seite und eben hinter der Boxenmauer, von daher bin ich sehr zufrieden wie es heute für mich läuft. Eigentlich kann ich mir kein besseres Leben vorstellen. Wir reisen viel, lernen interessante Leute kennen und die Zusammenarbeit mit oft wesentlich jüngeren Menschen hält selber jung.

Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick in die Zukunft. Haben Sie schon bestimmte Zukunftspläne für das Team? In welchen Rennserien/bei welchen Rennen möchten Sie mit dem Team unbedingt noch in Angriff nehmen?

In 25 Jahren hatten wir ein stetiges aber sehr kontrolliertes Wachstum. Das möchten wir gerne beibehalten ohne unsere Unabhängigkeit zu verlieren. Wir möchten unsere Wintersaison weiter ausbauen, damit wir so wenig wie möglich „Rennstreckenabstinenz“ haben. „Life is better on racetracks“ ist so eine Art Lebensmotto geworden. Darüber hinaus habe ich so eine Liste was unbedingt noch erledigt werden muss. Daytona, Bathurst und nicht zuletzt Le Mans. Diese drei Dinge muss ich noch machen, ich habe die richtigen Menschen um mich herum mit denen ich das erreichen kann!

Wer mehr über das Team erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Besuch auf der Facebookseite des Teams sowie deren Website.

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